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Alt 26.11.2019, 14:56   #268  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 125 und 126
(= Der mächtige Thor 62)

Erscheinungstermin: 12/1978

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 144

Story-Titel:
1) Schlachtfeld Erde!

Original-Storytitel:
1) This Battleground Earth!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Wir sind nun an einem Einschnitt im Williams-Programm: „Die Fantastischen Vier“ und „Die Rächer“ sind eingestellt; neben „Horror“ ist „Die Spinne“ die letzte verbliebene Heftserie. Das bedeutet, im Schlepptau hat „Thor“ als zweiter Titel die Marvel-Ära bis ans Ende überlebt. Ob im Verlag diskutiert wurde, die Zweitserie noch einmal zu wechseln und etwa „Die Rächer“ mit ins Heft zu nehmen, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war aber absehbar, daß „Die Spinne“ auch nicht mehr lange laufen würde; vielleicht hat man deshalb nichts mehr geändert. Kann aber auch sein, daß „Thor“ neben „Spinne“ tatsächlich als die beliebteste Reihe angesehen wurde.

Dabei geht hier alles im business as usual weiter. Eine nette Einstiegsszene gibt es diesmal nicht, denn wir befinden uns ja nun wieder mitten in einem Mehrteiler. Man kann sagen, daß Jack Kirby versucht, die Auseinandersetzung mit den drei Zauberern noch dynamischer als sonst ins Bild zu setzen, aber das ist schwierig, besonders da wieder Vince Colletta inkt. Thor, Balder und Sif stehen in Don Blakes Praxis und werden mit dem Abbild eines der Talismane der Zauberer konfrontiert, das durchs Wolkenkratzer-Fenster hereinschaut. Thor schleudert seinen Hammer darauf und läßt es verschwinden, aber klar ist: Die Zauberer kennen bereits den Aufenthaltsort der Drei. Sie befinden sich mitten in New York. In ähnlicher Weise taucht ein Muskelberg bei Odin auf, der sich gerade an einem Ringkampf von zweien seiner Getreuen erfreut. Odin wendet sein Strahlen verschießendes Zepter an, und dann tritt der dritte Zauberer auf und fordert ihn heraus. Er will das Odin-Schwert.

Auf der Erde reißen die beiden Zauberer ein Stück Boden heraus und machen dieses Felsstück, das hoch empor schwebt, zum Kampfplatz für Thor und seine beiden Mitstreiter. Balder und Sif lassen Thor den Vortritt; es geht wohl darum, wer wen von dem Felsen herunterstößt. Wobei die Zauberer sich mehrmals verwandeln und Thor so verwirren. Indessen ergreifen Odin und Zauberer Forsung das Zepter an beiden Seiten für eine Art mystisches Armdrücken oder Fingerhakeln. Zurück zur Erde: Balder nimmt Sif schützend in den Arm, was bei ihm romantische Gefühle weckt. Er weiß aber, daß er das Mädchen seines besten Freundes Thor nicht begehren darf. In diesem Moment hat der Donnergott seine beiden Gegner endgültig niedergerungen. Thor, Balder und Sif spüren jedoch, daß Odins Kampf gegen den dritten Zauberer noch nicht entschieden ist. sie haben nämlich alle ihre Kräfte verloren – Odin hat für das Duell mit Forsung die Kräfte aller Asen auf sich konzentriert. Sie können also nicht einmal mehr die Erde verlassen und ihm zu Hilfe kommen. Folgerichtig heißt die nächste Folge: „Auf der Erde verlassen!“

Diese Story beurteile ich ähnlich wie die letzte. Grundsätzlich einigermaßen spannend und dramatisch, doch der Konflikt mit den Zauberern hängt in der Luft, weil sie bloße Platzhalter für eine Macht sind, die Asgard bedroht. Hintergründe gibt es keine, damit auch keine Identifikationsmöglichkeiten für den Leser. Das einzige, was die Handlung interessant macht, ist die Action, wobei die manchmal nicht weit von unfreiwilliger Komik entfernt ist (siehe etwa das Rangeln um Odins Zepter). Ich habe den Eindruck, „Thor“ wandte sich damals an jüngere Leser, denen man nicht so viel zu erklären brauchte, als andere Superheldenserien bei Marvel.

Übrigens: Auf dem Cover sieht man nicht Odins Zepter, wie man meinen könnte, was aber keinen Sinn ergeben würde. Einer der Zauberer hält einen Zauberstab, der eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zepter aufweist – alles hat also seine Richtigkeit. Man muß freilich anmerken, daß das Cover recht beliebig geraten ist. Den Kampf mit den Zauberern hätte man sicher prägnanter darstellen können.

Geändert von Peter L. Opmann (05.12.2019 um 20:20 Uhr)
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