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Alt 20.06.2018, 23:07   #171  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Die Luschen haben verschiedene Gründe:

Cagliostro ist die Verfilmung eines Geheimbundromans, und die Intrige schwirrt heutzutage dutzendfach durchs Internet: Der "Zirkel der Erleuchteten" (sprich: Illuminaten) will in Frankreich die Bourbonendynastie (mit dem Lilienwappen) stürzen, indem sie eine künstliche Hungersnot verursachen und ansonsten Zwist und Hader säen. Cagliostro versucht es bei Ludwig XV. und Madame Dubarry, scheitert aber, weil es keine Revolution gibt.
Den Dreiteiler habe ich als plump empfunden. Die Perspektive und die erzählte Geschichte liefen ziemlich auseinander. Ich habe mich öfter gefragt: Durch wessen Augen erlebe ich die Geschichte? Ich kam auf keinen gemeinsamen Nenner, die Intrige lief eher sprunghaft und willkürlich.

Caleb Williams funktioniert über weite Strecken wie eine philosophische Parabel darüber, ob der Mensch nun gut oder böse ist. Psychologisch bleiben die Figuren blasse Pappkameraden. Ich kann mir vorstellen, daß viele Erstseher Tödliches Geheimnis mit ziemlichem Stirnrunzeln ansehen.
Der Bauernjunge Caleb Williams wirkt treudoof. Durch einen zynischen Trick eines Gutsbesitzers läßt er sich einen bescheuerten Schwur aufzwingen, mit dem er nicht nur den Mörder seines Vaters deckt - nein, er wandert auch selbst ins Gefängnis, wo ihm der Galgen droht.
Der Stoff müßte gründlich durchlüftet und neu überarbeitet werden: Entweder so, daß er psychologisch überzeugt - oder komplett bizarr und absurd. Bei der Prozeßszene im letzten Teil erscheint der Bösewicht nämlich als grinsender Vorläufer des Jokers oder von Pennywise.

Geändert von Servalan (21.08.2020 um 17:25 Uhr)
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