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Alt 13.11.2021, 17:05   #256  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 27 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 3 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
Juni 1973 / 1980 (?) / 2019

Story-Titel: Das Blut von Bel-Hissar!

Original-Storytitel: The Blood of Bel-Hissar!

Zeichnungen: John Buscema und Ernie Chua

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Burn-E

Es fällt auf, dass seit dem Debüt von Zeichner John Buscema die Storys klarer geworden sind, einen Spannungsbogen und auch eine Pointe besitzen. Dabei ist der Autor derselbe: Roy Thomas. In ssiner Einführung zur zweiten Classic Collection spricht er allerdings davon, daß die Ausgaben imemr mit heißer Nadel gestrickt wurden. Buscema hatte also offenbar nur ein ungefähres Storygerüst, das er dann beim Zeichnen selbst ausgearbeitet hat. Obwohl ihm nachgesagt wird, zu den Superheldenstorys bei weitem nicht so viel beigetragen zu haben wie Jack Kirby, darf man die Art, wie er erzählte, wohl dennoch nicht unterschätzen.

Der vorliegende Band ist laut Thomas der erste, den Buscema zeichnete. Er begann demnach bereits mit der Arbeit an „Conan“, als Barry Smith noch mit den Ausgaben # 23 und 24 beschäftigt war. Da war wohl noch nicht ganz klar, wie lange Smith noch weitermachte. Daher setzte Buscema ein Stück nach der Tarrim-Saga ein. Die Verbindung wird hergestellt, indem Conan vor den Truppen Yezdigerds, des Belagerers (und Eroberers) von Makkalet, fliehen muß. Er kommt dabei nun aber in eine andere Gegend und beginnt ein neues Abenteuer. „Conan“ # 25 und 26 reichte er nach Aussage von Thomas danach erst ein, und man kann sich vorstellen, daß das dann schnell gehen mußte. Aber Buscema war durch eine Deadline wohl nicht so leicht in die Bredouille zu bringen.

Wenn man es weiß, ist es plausibel, daß dies eine Debütausgabe ist, bei der sich der Zeichner besonders Mühe gegeben hat. Besonders das Gelage in der verwunschenen Burg ist sehr schön ausgearbeitet, und später kommen weitere ungewöhnliche Kulissen hinzu: die im Meer versunkene Stadt, wo der Rubin, um den sich diese Episode dreht, gefunden wurde, und einen Tempelraum, der freilich mit seinen Monster-Standbildern ein wenig an eine Geisterbahn erinnert. Die Geschichte stammt von Robert E. Howard, hat aber ursprünglich mit Conan nichts zu tun, sondern wurde als Kreuzritter-Saga für „Oriental Stories“ geschrieben. Offenbar ließ sie sich aber relativ problemlos für die Conan-Welt adaptieren.

Worum geht’s? Conan lernt einen stummen Kleiderschrank von Beduinen kennen, der ein Mädchen, Suwaan, bedroht. Conan greift ein, aber dann müssen alle drei vor Yezdigards Armee flüchten. Sie kommen zu der erwähnten Burg, in der sich viele Krieger, aber offenbar keine Frauen aufhalten (sie wurden alle dem Blut-Rubin geopfert). Conan muß Suwaan auch hier vor dem Zugriff gieriger Männer schützen. Es stellt sich heraus, daß die Krieger eine Diebesbande sind, die den erwähnten Rubin in ihrer Gewalt haben. Das Juwel ist allerdings verflucht – sein Besitzer muß sterben, was sich auch mehrmals bestätigt. Als sich Conan, an dem Edelstein nur mäßig interessiert, schließlich mit Suwaan zurückziehen will, betäubt sie ihn mit manipuliertem Wein. Während er bewußtlos ist, geht das gegenseitige Töten weiter. Wo sich der Rubin befindet, ist inzwischen unklar. Als Conan erwacht und wieder ins Geschehen eingreift, hetzt Suwaan die Meute auf ihn. Nachdem er einige von ihnen umgebracht hat, zieht ihn der Beduine in einen Nebenraum, und sie verlassen eilends die Burg. Die Krieger verdächtigen inzwischen Suwaan, den Rubin selbst eingesteckt zu haben, und töten sie. Auf jeden Fall hat das Mädchen kräftig intrigiert, um ihn zu bekommen. In Wirklichkeit ist es aber der Stumme, der die Preziose an sich genommen hat. Conan trennt sich von ihm – gerade nach den letzten Ereignissen ist er darauf nicht mehr scharf.

Hier wird nach langer Zeit wieder mal am Ende die nächste Ausgabe angekündigt, vorerst aber nur in einem kleinen Textkasten. Die Story bezieht ihre Spannung von überraschenden Wendungen, und der Leser möchte tatsächlich gern wissen, wo sich der Rubin jeweils gerade befindet und wer aus welchen Motiven hinter ihm her ist. Es wird zwar viel gekämpft und gestorben, aber auf Splatter- oder Schockeffekte wird verzichtet (ebenso auf zu viel Erotik); Buscema gestaltet den Comic sozusagen jugendfreier als Smith. Eine würdige Startausgabe für ihn, mit der er seinem Vorgänger ohne weiteres das Wasser reichen kann.
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