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Alt 31.10.2018, 20:26   #395  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 77

Erscheinungstermin: 2/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 76
2) Journey into Mystery # 120

Story-Titel:
1) Die Echse lebt!
2) ohne Titel (Mit dem Hammer in der Hand)!

Original-Storytitel:
1) The Lizard lives!
2) With my Hammer in Hand…!

Zeichnungen:
1) John Buscema / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Nach der Tafel-Saga wird nun die Komplexität der Story ein gutes Stück reduziert. Dr. Conners ist wieder zur Echse geworden und will Revanche für die letzte Niederlage gegen die Spinne (in Williams # 46). Der Großteil des Hefts ist dieser Auseinandersetzung gewidmet. Am Ende dieses ersten Teils verkompliziert sich die Sache dadurch, daß die menschliche Fackel in den Kampf eingreift. So könnte man die Handlung schon beinahe zusammenfassen. Aber die Echse ist diesmal etwas anders angelegt als bei ihren früheren Auftritten.

Zwar will dieser monsterartige Bösewicht wie schon zuvor auf lange Sicht eine Weltherrschaft der Reptilien herbeiführen, aber alles in allem ist die Echse nun animalischer und auch brutaler angelegt als früher. In # 45 und 46 plante sie noch Verbrechen und führte sie teilweise auch durch. Jetzt ist sie tatsächlich ein Amok laufendes Monster. Zudem arbeiten Stan Lee und John Buscema stärker heraus, daß die Spinne ihrerseits gehemmt ist, sich mit aller Kraft zu wehren, weil sich unter den Echsenschuppen eben der Wissenschaftler Dr. Curt Conners verbirgt, mit dem sie befreundet ist und der auch eine Familie hat. Er muß also unschädlich gemacht werden, ohne dabei in irgendeiner Weise Schaden zu nehmen.

Hauptsächlich halte ich es aber Buscema zugute, daß diese Konfrontation mitreißt. Sicher haben wir es nicht mit einer seiner besten Arbeiten zu tun. Aber er gibt der Echse ihre Gefährlichkeit, läßt sie in höherem Maß echsenartig wirken als vorher, zeigt ihre Kraft, von der gesagt wird, daß sie derjenigen der Spinne ebenbürtig ist (was freilich vorher selbst für Mopedrocker wie Marko galt). Buscema arbeitet gern mit vier hochformatigen Panels pro Seite, kann aber mit den größeren Bildern grafisch auch etwas anfangen. Auch Blicke in die Straßenschluchten oder an Wolkenkratzern entlang nach oben gelingen ihm sehr gut (wie auf dem Cover zu sehen). Eines nur enttäuscht mich heute: Die Echse hat keine Zähne, nicht mal eine herausschießende Zunge, wie man das bei dieser Spezies erwarten würde. Erinnert mich an den Skorpion, dem sein Stachel fehlte. So viel Detailtreue war den Lesern wohl doch nicht zuzumuten.

Ich weiß noch, daß mich beim ersten Lesen das Auftauchen der Fackel irritiert hat. Ich wußte nicht, daß sie mehr als ein Gaststar, sondern in der Ditko-Zeit beinahe Teil der Spinnen-Welt war. Spinne und Fackel waren zwei Teenager im Superheldenkostüm, die ihre pubertären Konflikte austrugen. Hier ist die Fackel zunächst einfach ein weiterer Player, der „schicksalhaft“ (so Stan Lee) eingreift. Das Problem, die Echse auszuschalten, ohne ihr ein Leid anzutun, verschärft sich also damit.

Auf drei Seiten wird zwischendurch die Soap-Welt von Peter Parker auf den neuesten Stand gebracht. Gwen fühlt nun, daß Peter etwas vor ihr geheimhält, und sieht das als schwere Belastung ihrer Liebe. Joe Robertson und Captain Stacy treffen sich, um dem Geheimnis von der anderen Seite her auf die Pelle zu rücken. Sie wollen Peter dafür gewinnen, ihnen zu helfen, die Identität der Spinne zu lüften.

Detail am Rande: Die Redaktion gibt in ihrem wieder sehr kurzen Editorial bekannt, daß sich die Arbeit im Marvelhaus wieder normalisiere. Gemeint ist: Nach der abrupten Verkleinerung des Programms. Leider verrät sie nicht, was zuletzt nicht normal lief. Womöglich mußte aber einfach geklärt werden, wer in der Redaktion nun welchen Job macht und wer vor die Tür gesetzt wird. Allerdings ist von außen her nichts Ungewöhnliches zu sehen: Hartmut Huff ist immer noch Übersetzer und Kirsten Isele Redakteurin der „Spinne“. Wer lettert, wird nach wie vor nicht mitgeteilt.
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