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Alt 05.06.2019, 18:23   #55  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 12

Erscheinungstermin: 12/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 94
2) Silver Surfer # 4

Story-Titel:
1) Thor und Loki bedrohen die Erde!
2) ohne Titel (Das Gute, das Böse und das Unheimliche!)

Original-Storytitel:
1) Thor and Loki attack the human Race!
3) The Good, the Bad and the Uncanny!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee



Generell ändert sich am bescheidenen Qualitätsniveau nichts, aber wenn Thor einer List von Loki zum Opfer fällt, wird es doch ein bißchen interessant, und insofern liest sich auch diese Episode – mutmaßlich mein erstes „Thor“-Heft – ganz nett. Zudem wissen auch die Zeichnungen von Joe Sinnott wieder zu gefallen.

Eine amerikanische Atomrakete gerät im Weltraum außer Kontrolle und droht, auf die Erde zu stürzen. Ein Fall für Thor. Nach kurzer Zeit erfahren wir Leser außerdem, daß es sich um eine Falle für Thor handelt. Denn es war Loki, der die Rakete umgelenkt hat. Während sich das Geschoß bereits der Erde nähert, schleudert Thor seinen Hammer nach ihm und bringt es noch in ausreichender Höhe über dem Boden zur Explosion. Loki, festgekettet in Asgard, zaubert weiter: Er läßt einen riesigen Drachen vor Thor auftauchen. Der ist abgelenkt und achtet nicht auf seinen zurückkehrenden Hammer. Der trifft Thor am Hinterkopf, an der Stelle seiner „Chromosomdrüse“ (die der Medizin unbekannt ist). Dadurch verliert Thor sein Gedächtnis und wird von Lokis Befehlen abhängig. Natürlich beordert er seinen Bruder sofort nach Asgard und läßt sich von ihm befreien.

Die Götter merken rasch, daß sich die Persönlichkeit von Thor verändert hat. Er steht nun auf der Seite von Loki. Da Thor der stärkste aller Götter ist, können sie nichts dagegen tun. Thor und Loki sind ebenso mächtig wie alle übrigen Götter. Loki will nun die Herrschaft über Asgard. Da Odin ablehnt, droht er, stattdessen die Erde heimzusuchen. Tatsächlich entfesselt Thor in verschiedenen Weltgegenden gewaltige Unwetter. Er schlägt den Eiffelturm in Stücke, kippt den schiefen Turm von Pisa um, und Loki läßt sogar Häuser und Dinosauriermodelle lebendig werden und Chaos anrichten. Die Menschen bitten Loki darum, im UN-Gebäude mit Asgard weiterzuverhandeln, worauf er sich einläßt. Dort fällt Thor jedoch durch eine Falltür. Sein Hammer folgt ihm und trifft ihn an derselben Stelle am Kopf wie vorher. Plötzlich hat er seine alte Natur wieder. Die Menschen, die wie UN-Abgeordnete aussahen, nehmen ihre Masken ab. Es sind die nordischen Götter, die nun Loki mit seinen eigenen Waffen schlagen. Thor wirft Loki seinen Hammer an den Hinterkopf, was aber diesmal nicht dazu führt, daß Loki seinen Charakter ändert, sondern daß er bewußtlos wird und wieder gebunden werden kann. Thor entschuldigt sich bei den Menschen, aber Odin löscht lieber ihre Erinnerung an die Geschehnisse. In dieser Ausgabe fehlt nicht nur das schon gewohnte Schlußpanel mit Don Blake und Jane Foster; Jane tritt diesmal überhaupt nicht auf. Man konnte zu diesem Zeitpunkt mit ihr offenbar nicht sehr viel anfangen.

Mir scheint, daß Thor hier in geringem Umfang mit seiner altertümlichen Sprache begonnen hat: "Das tat er, der Arge?" - "Niemand hebe eine Hand gegen Loki, solange Thor lebt!" - "So sei es." Vor allem die Idee, Thor auf der Erde Chaos stiften zu lassen, finde ich ganz reizvoll. Der kleine Aufstand bei den germanischen Göttern ist witzig in Szene gesetzt. Wie „Thor“ # 11 finde ich auch diese Ausgabe nicht so schlecht. Mir gefällt vor allem auch, daß die Götter Loki so hereinlegen, wie sie zuvor hereingelegt worden sind.

Dennoch gilt nach wie vor: Eine richtige Superheldengeschichte ist das nicht. Und man sollte auch nicht zu eingehend darüber nachdenken. Warum kann Loki nicht einfach Thor sich durch Zauberei gefügig machen? Und überhaupt: Was nützt es, wenn er an eine Wand gekettet ist, wenn er doch durch Magie weiter wirken kann? Warum machen die Götter immer so einen hilflosen Eindruck, wenn Loki wieder mal gerickst hat? Und zudem muß man auch einfach schlucken, daß Thors Persönlichkeit durch den Schlag auf den Hinterkopf so einfach verändert werden kann (eine ziemlich große „Achillesferse“). Daß die nächste Ausgabe am Ende angekündigt wird, bleibt vorerst die große Ausnahme – auch in diesem Heft fehlt sie. Man war offenbar stets vorbereitet, im nächsten Heft ganz andere Mystery-Storys zu bringen und Thor in der Versenkung verschwinden zu lassen.

Geändert von Peter L. Opmann (08.06.2019 um 07:50 Uhr)
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