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Alt 04.05.2009, 11:29   #18  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Standard Bande dessinée internationale?

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Zitat von Masterfly Beitrag anzeigen
Hm das ist aber ein internationaler Preis http://www.mofa.go.jp/policy/culture/manga/index.html , wo jeder mitmachen kann. Da jedes Land bzw. deren Künstler ihren eigenen Stil einfließen lassen, kann man auch nicht von einer Japanischen Kopie sprechen. Durch die vielen Einflüsse ist ja eher eine Verwischung des Profils als eine Schärfung. Manga sind in dem Sinne ja nur ein Genere, ein Synonym für einen Stil der sich hauptsächlich in Japan entwickelt hat.
International muß er ja auch sein, schließlich ist das Teil der japanischen Außenpolitik. Das Gegenstück wäre beispielsweise ein dotierter Preis, der mit großem Rummel in einem der Goethe-Institute verliehen werden würde. Die schicken zwar einzelne Autoren wie Martin tom Dieck auf Reisen, aber diese Politik wird eher geistlos abgearbeitet, da steckt kein komplexeres Konzept hinter.
Und daß die Japaner den Preis nur verleihen, würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine solche Zeremonie ist sowas ähnliches wie eine Reviermarkierung; außerdem können sie durch die Vergabe festlegen, was noch kanonisiert wird und was nicht. Inszenierung und Dokumentation spielen da eine wichtige Rolle. - In Europa gibt übrigens schon mit dem Bronzen Adhemar einen vergleichbaren Ansatz: Seit 2003 trägt er den barocken Titel Vlaamse CultuurPrijs voor Strips, wird von offizieller Seite vergeben, ist mit 12.500 Euro üppig dotiert und in ein Programm eingebunden, das ihn auf eine Stufe mit anderen Kunst- und Kultursparten wie Literatur, Musik, Theater etc. stellt. Nur: Wer weiß außerhalb des flämischen Belgien davon? Wenn der nicht mal in unseren Kreisen bekannt ist, wie sollen ihn da erst Verwaltungsleute, Politiker und Leute mit Geld kennen?

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Zitat von Masterfly Beitrag anzeigen
Dann müsstest du erst mal erreichen, das Comics/Mangas in Deutschland auf breiter Front mehr akzeptiert werden und zwar nicht als Kinderbücher, sondern als ernstzunehmende Unterhaltungsplattform, als auch als Kunst.
Doch im Land der Schundcomicsverachtente Eltern, ist das wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel. In der Hinsicht versteh ich natürlich deine Forderung nach Prominenten Schirmherrschaften, die dem ganzen eine ernstzunehmender und seriöser Aspekt der Repräsentation geben.
Den Blick nur auf Comics zu werfen, halte ich für zu eng: Meines Wissens klagen auch die Kinos (Schweizer, Franzosen, Engländer etc. gehen fast dreimal so häufig in die Säle wie hierzulande) und all diejenigen, die Bücher unters Volk bringen (Buchhandel, Büchereien); dabei würde mich interessieren, ob es in den Bereichen Internet und Computerspiele genau so aussieht oder ob wir da zumindest durchschnittlich sind. Kennt sich zufällig jemand von Euch da aus?
Der Ansatz müßte den gesamten Umgang mit Bildung und Wissenschaft, Kunst und Kultur betreffen. Solange die Lehrerschaft und die Pädagogen als HiWis für eine vermurkste Politik mit symbolischen Pflästerchen herhalten muß und ansonsten Sonntagsreden auf sogenannten Bildungsgipfeln von den Lakaien in der Presse brav abgenickt werden, wird sich kaum was ändern. Erstens bedeutet das fettes Geld und zweitens harte Arbeit, aber beides ist derzeit kaum gefragt - vielleicht nach der nächsten, der wirklichen Krise, wenn uns der A**** heftig auf Grundeis geht?

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Zitat von Masterfly Beitrag anzeigen
Die da wären O.o?
Oh, da gibt es genug. Der Kniff liegt in der Konzeption von Veranstaltungen: Sobald Schulen eingebunden werden, gibt es pädagogische Institutionen; bei thematischen Schwerpunkten können Universitäten und Vereine angefragt werden; mit einer prominenten Schirmfrau oder einem Schirmherrn wird es leichter, Sponsoren, Mäzene etc. einzubinden ... kluge Köpfe finden da viele Wege.

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Zitat von Masterfly Beitrag anzeigen
Im Land der ehemaligen Dichter und Denker O.o? Bist du Don Quichote 2 ?
Man kann doch das Erbe solch lieblicher alterwürdiger Kunst nicht durch solch einen Schund ersetzen, da würde sich ein Brecht, Fleming, Göthe, Heine und Co im Grabe umdrehen ;D
Nicht jede Idee läßt sich gleich umsetzen, manchmal braucht es ein wenig Beharrungsvermögen. Dazu ist allerdings mehr als Einzelkämpfertum nötig, vielmehr müssen Traditionen aufgebaut werden, etwas, das in die Zukunft weist. Vergleich das 21. Jahrhundert mal mit dem 19.! Was für uns heute selbstverständlich, das konnten sich damals nur Spinner und Verrückte vorstellen (weshalb ich diese Titel in erster Linie als Komplimente verwende! ); der überwiegende Teil der wissenschaftlichen Disziplinen begann als obskure Tätigkeit von Scharlatanen, dann kamen Amateure und Dilettanten (dort würde ich unsere Beschäftigung ansiedeln), worauf schließlich die jeweilige Disziplin ehrbar wurde (von der Alchemie zur Chemie; vom Mesmerismus zu den IT-Technologien; vom Fandom zu den Fächern Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte u.ä.) und mit honorierten Jobs an der Akademie ausgezeichnet wurde.
Vielleicht bin ich Don Quijote 2, der hat ja eine gewaltige Unsinn entlarvt, den die Zeitgenossen getrieben haben.
Daß sich unsere Geistesgrößen im Grabe umdrehen würden, glaube ich kaum. Die Leute in der vordersten Reihe sind meist aufgeschlossener als die die in den obersten Etagen: Die Basis der Kirchen ist meiner Empfindung nach offener als der Papst und vergleichbare Gremien; in Ortsvereinen findest noch Leute, die Einsicht in die Sache haben, während Funktionäre sich so in der Machtpolitik verheddert haben, daß sie auch kluge Ansätze bis zum Wahnwitz instrumentalisieren ...
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