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Alt 29.04.2018, 16:26   #92  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 18

Erscheinungstermin: 9/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 16
2) Tales to Astonish # 89

Story-Titel:
1) Duell mit dem Dämon
2) Der Prinz und die Macht!

Original-Storytitel:
1) Duel with Daredevil!
2) The Prince and the Power!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Diese Story ist bemerkenswert klar aufgebaut, wirkt aber dadurch auch etwas mechanisch. Hier soll der neue Superheld „Daredevil“ durch einen Gastauftritt bekannter gemacht werden. Er trägt noch sein altes gelbes Kostüm mit schwarzem Muskelshirt. Alles paßt sehr gut zusammen: Weil Peter sich nicht mit Mary-Jane verabreden will, verläßt er das Haus von Tante May. Draußen wird er als Spinne Zeuge, wie vier Ganoven einen Blinden bedrohen – das ist niemand anders als Matt Murdock, der dank seiner hypersensiblen Sinne zum Superheld ohne weitere Superkräfte werden kann. Zunächst mal läßt er sich von der Spinne retten; es wäre schwierig gewesen, sich in dieser Situation in sein Kostüm zu werfen. Der Herzschlag der Spinne verrät ihm einiges über die Spinne – die Geheimidentität kann er aber so natürlich nicht aufdecken.

Nun kommt der Zirkusdirektor mit seiner Truppe nach New York. Seine Masche ist dieselbe wie in „Hulk“ # 3 (das war möglicherweise mein erstes Marvel-Heft überhaupt): Er hypnotisiert das Publikum und nimmt ihm alle Wertsachen weg – hinterher können sich die Leute an nichts erinnern. Um möglichst viele Opfer ins Zelt zu bekommen, wirbt er mit einem Auftritt der Spinne. Peter Parker durchschaut den Trick noch nicht und beschließt, wirklich aufzutreten, denn angeblich soll der Erlös der Vorstellung gespendet werden. Jameson und Betty müssen sich diesmal mit einem Mini-Auftritt zufriedengeben: Jonah verkündet, er werde keine Fotos der Spinne mehr bringen, was Peter aber nicht daran hindert, trotzdem in den Zirkus zu gehen. Betty bemerkt seine Eintrittskarte und vermutet, Peter nehme ein anderes Mädchen mit. Beide Konflikte werden nicht weiterverfolgt.

Der Zirkusdirektor läßt sich vom Auftauchen der Spinne nicht von seinem Plan abbringen. Die Spinne wird einfach ebenfalls hypnotisiert. Und auch Matt Murdock ist mit seinen Kollegen Foggy und Karen im Zirkus; er kann als Blinder als Einziger nicht hypnotisiert werden. Der Zirkusdirektor hetzt jedoch die willenlose Spinne auf ihn. Der Kampf läuft nicht besonders spektakulär ab, denn die Spinne braucht dauernd neue Befehle, und so kann ihr der Dämon mühelos ausweichen. Er schnappt sich den Hut des Zirkusdirektors, mit dem er die Spinne aus ihrer Trance holt. Jetzt bekommen es die beiden Helden mit der gesamten Zirkustruppe zu tun. Aber die Auseinandersetzung wirkt etwas müde, weil diesmal drei der 22 Seiten geopfert werden. Dadurch bleibt von den Trapezbrüdern kaum etwas übrig, und der Kanonenkugelmann ist bei Williams überhaupt nicht zu sehen. Die Schlangenfrau gibt es offenbar noch nicht – möglicherweise aus Jugendschutzgründen.

Der Dämon hat den Kampfplatz vorzeitig geräumt und klatscht der Spinne am Ende als Matt Murdock Beifall. Sie weiß, daß er es ist, kann ihn aber unter den hunderten Besuchern nicht ausfindig machen. Matt läßt Foggy und Karen noch einmal kurz allein, um dem verhafteten Zirkusdirektor seine Anwalts-Visitenkarte zu überreichen. Richtig originell wäre, wenn Matt die Superschurken dann vor Gericht rauspauken würde; das hat man aber in den frühen Jahren nach meiner Erinnerung so nicht erlebt.

Diesmal wäre es besser gewesen, wenn die gekürzten Action-Seiten drin geblieben wären, denn dieser Story mangelt es ohnehin schon an Spannung. Stan Lee hat das offensichtlich gewußt, denn häufig waren ihm große Konflikte und zugespitzte Verwicklungen wichtiger als das logische Gefüge. Das Zusammentreffen mit der Spinne in „Daredevil“ # 16 ist mir viel lebhafter in Erinnerung geblieben, obwohl dahinter nur ein übliches Mißverständnis der Helden steckte. Auch das Cover dieser Ausgabe ist nicht besonders gut gelungen. Steve Ditko hatte offenbar keine Zeit – oder keine Lust -, das Zirkuspublikum oder wenigstens ein paar Mitglieder der Zirkustruppe zu zeichnen. Letzte Bemerkung: Das Williams-Lettering ist zu allem Überfluß diesmal auch ziemlich schlecht.
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