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Alt 23.04.2018, 16:36   #89  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 16

Erscheinungstermin: 8/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 14
2) Tales to Astonish # 87

Story-Titel:
1) Der Grüne Kobold
2) Der Augenblick der Wahrheit!

Original-Storytitel:
1) The Green Goblin
2) Moment of Truth

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett / ungenannt: Marie Severin und die Inker John Romita, Frank Giacoia, Dick Ayers

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee




Ausgerechnet beim Debüt des Grünen Kobolds, des wohl wichtigsten Gegenspielers der Spinne, erlaubt sich die Redaktion eine Kürzung von drei Seiten. Allerdings wird wieder sinnwahrend gekürzt, weggelassen werden nur Details des Kampfs gegen den Kobold und gegen den Hulk. Das spricht nicht für eine ungemein gehaltvolle Story, ist aber dennoch ärgerlich. Dafür erleben wir diesmal die „Aquarius“-Episode in voller Länge. Ob die Redaktion immer noch darüber nachdachte, wie man 21 Seiten Haupt- und elf Seiten Zweitstory auf 32 Seiten inklusive Umschlag unterbringt? Vermutlich war tatsächlich auch diese Ausgabe schon produziert, als die Entscheidung fiel, den Heftumfang zu reduzieren. Ab der zehnten Produktion ist Besserung versprochen.

Wir sehen zu Beginn eine dunkle Gestalt, die allerlei technisches Equipment zusammenbastelt, um zum Grünen Kobold zu werden. Auch aus der wahren Identität des Bosses (Foswell) hatte Marvel ja ein großes Geheimnis gemacht, wie überhaupt das Thema in dieser Phase sehr wichtig ist – denken wir an die Gefahr, dass Peter in den beiden Octopus-Ausgaben enttarnt wird. Der Kobold holt nun zunächst die drei Vollstrecker ins Boot, und er hat einen irren Plan: Er will Hollywood dazu bringen, einen Film über die Spinne, die Vollstrecker und ihn zu drehen, wobei die Spinne nicht merken soll, dass sie es mit echten Supergangstern zu tun hat.

Die Spinne begegnet dem Kobold zufällig beim Herumschwingen, und statt einer Prügelei wird sie in das Filmprojekt eingeweiht und beißt an, weil sie die Gage gut gebrauchen kann. Natürlich bekommt Peter auch wieder einen Fotoauftrag vom Daily Bugle. Als sich die Kostümierten auf dem Set treffen, wird klar, dass die Spinne in eine Falle getappt ist. Sie flieht in eine Höhle. Der Ochse, einer der Vollstrecker, verschließt den Eingang mit einem Felsbrocken. Der Kampf geht weiter, und die Spinne zieht die Vollstrecker im Dunkeln einen nach dem anderen aus dem Verkehr. Aber jetzt mischt sich der Hulk ein, der sich just in dieser Höhle versteckt hält. Es sieht so aus, als hätte die Spinne gegen ihn keine Chance, aber in Wirklichkeit lenkt sie ihn so, dass er den Höhleneingang freisprengen kann. Das Duell mit dem Kobold wird also vertagt.

Aus der Filmgage wird freilich nichts: Der Produzent hat vom Auftauchen des Hulk erfahren und will nun lieber ihn unter Vertrag nehmen (eine satirische Volte). Peter wird mit Spesen abgespeist. Der Kreis schließt sich: Der geheimnisvolle Grüne Kobold kehrt in seinen Unterschlupf zurück und nimmt die Maske ab (aber so, dass der Leser sein Gesicht nicht erkennen kann). Er schmiedet neue Pläne gegen die Spinne. Der ganzen Geschichte fehlt es allerdings sehr an einer nachvollziehbaren Motivation. Die Vollstrecker wollen sich an der Spinne rächen, klar. Aber sie sind zu Nebenfiguren degradiert. Der Grüne Kobold ist einfach durch sein Auftreten ein neuer Gegner der Spinne. Bei ihm wird ständig signalisiert: Wir erklären euch alles später. Zwischendurch wird immerhin die Liebesgeschichte mit Betty weiterverfolgt. Liz Allen macht beim Peter-Bashing nicht mehr mit und bewundert ihn für sein Wissen und seinen Fleiß, was Flash Thompson natürlich auf die Palme bringt. Betty wittert ihrerseits sofort Gefahr von einer Nebenbuhlerin. Tante May und Jonah Jameson haben ihre üblichen Auftritte – er als Knauser, sie als besorgte Übermutter.

Aller Anfang ist schwer, könnte man sagen. Stan Lee und Steve Ditko könnte man bescheinigen, dass sie einen Riecher für das Potenzial der Figurenkonstellation Spinne – Kobold haben. Das muss aber noch fast ganz entwickelt werden. Bemerkenswert ist immerhin, dass der Grüne Kobold vom ersten Panel an seinen gültigen Look hat; es fehlen höchstens noch die Kürbisbomben. Das Cover gehört zu den wenig aussagekräftigen. Die Spinne hängt unvorteilhaft an der Decke der Tropfsteinhöhle, und der Kobold ist zu sehr an den Rand gerückt. Ganz im Hintergrund sieht man noch die Vollstrecker herumkrabbeln. Die Williams-Redaktion hat den eingeblendeten Hulk durch Aquarius ersetzt. Dieser spektakuläre Gaststar wird hier nur durch eine kleine Bemerkung auf der Splashpage unter den Credits angekündigt..

Geändert von Peter L. Opmann (23.04.2018 um 16:41 Uhr)
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