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Alt 22.07.2019, 14:46   #115  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 28

Erscheinungstermin: 4/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 110
2) Journey into Mystery # 105
3) Silver Surfer # 10

Story-Titel:
1) Alle gegen einen!
2) Heimdahls Fehler!
3) ohne Titel (Dies ist nicht seine Welt!)

Original-Storytitel:
1) Every Hand against him!
2) When Heimdall failed!
3) A World he never made!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) Jack Kirby / George Bell (= George Roussos)
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee
3) Stan Lee



Stan Lee möchte offenbar die Dramatik steigern und bedient sich wieder mal eines Zweiteilers, wenn auch eine Thor-Story jetzt nur noch 16 Seiten umfasst (zusammen mit „Tales of Asgard“ kommt ein Heft damit nun auf 21 Comicseiten). Loki tut sich mit der Kobra und Mr. Hyde zusammen, und Jane Foster wird in dieser Auseinandersetzung schwer in Mitleidenschaft gezogen. „Thor“ war wohl die erste Marvel-Serie, in der das love interest des Helden zum Angriffsziel seiner Feinde wurde (viel später kulminierte das dann im Tod von Gwen Stacy), denn zwar bleibt bisher geheim, daß Thor und Dr. Donald Blake ein und dieselbe Person sind, aber daß zwischen beiden eine Verbindung besteht, ist schon mehreren Bösewichtern aufgefallen.

Thor spürt die Anwesenheit von Loki in der Stadt, es ist für ihn aber zunächst nur ein diffuses Gefühl der Bedrohung. Loki tarnt sich als harmloser Mensch und holt die Kobra und Mr. Hyde gegen Kaution aus dem Knast. Dann gibt er sich ihnen als Gott des Bösen zu erkennen, stattet sie mit mehr Kraft aus und schickt sie los, Jane Foster zu kidnappen. Don Blake nimmt derweil seinen Dienst als Arzt auf und wechselt ein paar zärtliche Worte mit Jane (so vertraut hatten sie bisher noch nicht miteinander gesprochen). Kurz darauf klaut Hyde sie durch einen einfachen Griff durchs offene Fenster. Blake wird zu Thor, kann aber gegen Kobra und Hyde nichts tun, da sie Jane in ihrer Gewalt haben. In Asgard beobachten Odin und Loki das Geschehen, und Loki redet Odin ein, Thor habe aus Schwäche die Schurken laufen gelassen. Thor rechtfertigt sich, aber Odin will nichts hören und verwehrt ihm ab sofort den Zugang zu Asgard.

Thor wird klar, daß hinter der Sache Loki stecken muß und will ihn zur Rede stellen, aber er muß erkennen, daß Heimdahl ihm den Zutritt nach Asgard verwehrt. Andere Götter kommen Heimdahl zu Hilfe, aber Thor kämpft sich in rasender Wut den Weg frei. Loki gibt sich von dieser Machtdemonstration unbeeindruckt, verrät Thor jedoch vorsichtshalber, wo sich Jane aufhält. Odin kommt hinzu, kann aber nicht erkennen, welcher seiner Söhne in dem Streit recht hat. Thor darf zur Erde zurückkehren (wobei er freilich vermeidet zu erwähnen, daß es um Jane Foster geht), danach wird Odin sein Urteil fällen. Thor sucht den Ort auf, den Loki ihm gezeigt hat, ein burgähnliches Anwesen an der Küste. Es steckt voller Fallen, die Thor aber alle überwinden kann. Schließlich füllen die Kobra und Mr. Hyde die Festung mit giftigen Dämpfen. Thor führt versehentlich eine Explosion herbei. Sie kann ihm nichts anhaben, aber als er Jane findet, ist sie ohnmächtig und dem Tode nahe. Die Kobra und Mr. Hyde verlassen den Kampfplatz in der Meinung, Thor endgültig geschlagen zu haben. Der hält mit seinem schwingenden Hammer die Zeit an, so daß Jane vorerst am Leben bleiben kann. Aus dem Off sind noch einmal die Kobra und Mr. Hyde zu vernehmen: „Sieh! Thor lebt noch!“ – „Bah, nicht mehr lange!“ Cliffhanger!

Da, wo die Story sich zuspitzt, wird sie weniger überzeugend. Es wird zwar gezeigt, warum Jane Foster mit dem Tod ringt, aber wie es genau um sie bestellt ist, weiß man eigentlich nicht. Doch warum rettet sie Thor/Blake nicht mithilfe seiner brillanten ärztlichen Fähigkeiten? Daß Thor die Zeit anhält, wirkt auch dubios, denn die Kobra und Mr. Hyde können immer noch normal agieren und sich unterhalten. Daß Odin beim Streit seiner Söhne wieder mal nicht durchblickt und seine Entscheidung einfach auf später verschiebt, ist ebenfalls nicht so recht nachvollziehbar. Und was ist mit Loki? Er braucht offensichtlich die beiden Schurken, damit er in Asgard bleiben kann, während Jane als Geisel genommen wird. Streng genommen darf er auch gar nicht auf die Erde, aber als er die Kobra und Mr. Hyde freikauft, scheint er sich dem Verbot doch entzogen zu haben. Von all dem abgesehen, ist die Story nicht so schlecht. Sie hat jetzt klar ihren eigenen Sound, und die angestrebte Dramatik kommt durchaus zum Tragen. Mit einem abschließenden Urteil muß ich warten, bis ich den zweiten Teil gelesen habe. Grafisch ist der Comic für Jack-Kirby-Fans weiter eine Augenweide. Große Panels fehlen diesmal weitgehend, abgesehen vom Kampf auf der Regenbogenbrücke, wo Kirby erstmals eine Seite mit nur zwei wimmelbildartigen Panels zeichnet.

Indem die „Geschichten aus Asgard“ hinzugenommen werden, hat die Redaktion jetzt nicht mehr so viele redaktionelle Seiten zu füllen. Beim „Silberstürmer“ ist Williams inzwischen auf nur noch sechs- bis siebenseitige Folgen zurückgegangen (das waren schon mal 15 Seiten und mehr); man wollte zu diesem Zeitpunkt wohl sparen, weil nur noch acht „Silver Surfer“-Ausgaben übrig waren.
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