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Alt 11.08.2018, 18:10   #267  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 48

Erscheinungstermin: 12/1975

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 47
2) Submariner # 3

Story-Titel:
1) In den Händen des Jägers
2) ohne Titel (An einem klaren Tag seht ihr… Leviathan!)

Original-Storytitel:
1) In the Hands oft he Hunter!
2) On a clear Day you can see… the Leviathan!

Zeichnungen:
1) John Romita
2) John Buscema / Frank Giacoia



Zugegeben, bei mir kommen in der Regel die Ausgaben besser weg, die ich schon als Kind gelesen habe. Ich kann das zwar argumentativ untermauern, aber das wird sicher auch damit zusammenhängen, daß die Hefte größeren Eindruck hinterlassen haben, wenn ich sie mir früher zu Gemüte geführt habe. Man kann eben nie objektiv sein. Aber hier liegt nun eine Ausnahme vor: Diese Episode habe ich erst irgendwann nach meinem 30. Geburtstag zu Gesicht bekommen, aber sie gefällt mir ziemlich gut. Kraven wird zwar wieder nicht so spektakulär in Szene gesetzt wie einst in Spinne # 17, aber er ist alles in allem überzeugend, und der Fehler der vorigen Ausgabe wird vermieden, das Duell und Peter Parkers private Probleme ohne Bezug zueinander ablaufen zu lassen.

Die Grundidee dieser Story erinnert mich an den Krimi „Point Blank“: Kraven ist beim letzten Mal vom Grünen Kobold engagiert worden, um die Spinne auszuschalten. Dafür wurden ihm 20 000 Dollar versprochen, die er aber nicht erhalten hat. Nun will er sie sich vom „Verbindungsmann“ des Kobold, Norman Osborn, holen. Merkwürdig ist: Laut marvel.wikia soll sich das in ASM # 34 (also „Spinne“ # 35) abgespielt haben, war aber nicht so. Vielleicht wollte Stan Lee das in der Story haben, Steve Ditko hat’s aber nicht gemacht. Die Williams-Redaktion schreibt zumindest, diese Szene sei nicht gezeigt worden. Aber wenn wir mal annehmen, daß es mit den 20 000 Dollar seine Richtigkeit hat, ist die Ausgangssituation ganz nett. Ausnahmsweise will ein freigelassener Superschurke mal nicht bloß Rache, sondern geht gemäß einem altmodischen Ehrenkodex vor (was bekanntlich dem Wesen von Kraven entspricht).

Jetzt hängt alles schon ziemlich eng miteinander zusammen, ohne daß die Handlungsfäden zusammengezwungen wirken: Peter teilt sich inzwischen eine Bude mit Harry, Norman Osborns Sohn. Kraven dringt zunächst in die Villa des Wirtschaftsmagnaten ein, trifft ihn aber nicht an. Also hält er sich an dessen Sohn Harry. Die Clique, Peter, Harry, Gwen, Mary-Jane und andere, feiern soeben irgendwo in einem Saal Abschied von Flash Thompson, der bekanntlich zur Armee eingezogen worden ist (nebenbei: Es ist schon bemerkenswert, wie leicht der Vietnamkrieg hier noch genommen wird; der Einberufung ist nicht der geringste bittere Beigeschmack hinzugefügt). Peter, der später mit Flash beinahe Freundschaft schließt, beschäftigt sich wieder mit seinem Luxusproblem, ob ihm Gwen oder MJ besser gefällt. Da platzt Kraven in die Feier und schnappt sich Harry. In der allgemeinen Verwirrung verschwindet Peter und verwandelt sich in die Spinne. Als sie auftaucht, läßt Kraven von Harry ab.

Die Spinne scheint ihren Gegner dank ihrer Wendigkeit und Schnelligkeit gut im Griff zu haben. Währenddessen sind Norman Osborn und auch Jonah Jameson alarmiert und eilen zu der Feier. In diesem Moment packt Kraven eine neue Waffe aus: Aus seinem Löwen-Umhang verschießt er Lähmstrahlen. Die Spinne wird getroffen und kann sich nicht mehr richtig bewegen. Mit einem Hieb auf den Solarplexus schlägt er sie zu Boden. Dann bringt er Norman Osborn in seine Gewalt. Er muß jedoch feststellen, daß Osborn nichts von den 20 000 Dollar weiß (bekanntlich hat er die Erinnerung an alles, was mit dem Grünen Kobold zusammenhängt – glücklicherweise – verloren). Immerhin hat Kraven, der nun von der Szene abtritt, die Spinne besiegt. Sie kann nur noch eines tun, nämlich den benommenen Osborn, der von einem Gerüst stürzt, aufzufangen und ihm das Leben zu retten. Die Episode ist zuende. Wird die Spinne erst am Ende einer Folge besiegt, dann wissen wir, daß wir es mit einem Mehrteiler zu tun haben. Es wird zwar nun der Geier angekündigt, aber Kraven wird noch einmal mitmischen.

Noch eine Anmerkung zu John Romita: Seit „Spinne“ # 41 inkt er selbst, wie das auch Ditko zuvor gemacht hat. Es war zu dieser Zeit (wir sind jetzt im Jahr 1967) zweifellos ungewöhnlich. Keine Ahnung, ob das so gewollt war (und wenn ja, warum), oder ob Mangel an Inkern herrschte. Es war jedenfalls für Romita sicher eine große Belastung.

Wir finden in diesem Heft außer dem wiederholten „Leser des Monats“ den Beginn eines Interviews mit Stan Lee, auf das ich aber erst eingehen will, wenn es vollständig ist. Nach wie vor gibt es die Checkliste, und auf dem Backcover kehrt die Monatsvorschau zurück.
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