Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 13.03.2020, 21:27   #92  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.541
Soviel ich weiß, gab es noch einen weiteren Zigarrenraucher bei Marvel: Jack Kirby.

Die Fantastischen Vier # 18




Mir kommen die 10er Nummern wie eine Durststrecke vor. Lee und Kirby scheinen ein Rezept für die Serie gefunden zu haben. Es ist aber noch nicht das Rezept. Die Ausgaben liefern alle eher Durchschnittskost, Stan Lee wagt nach meinem Geschmack zu wenig, und er hat auch Defizite beim Aufbau von Spannung – das ist alles zu schematisch.

Wieder tritt hier ein Übeltäter auf, der sich durch verblüffende, übernatürliche Phänomene bemerkbar macht. Der Molekular-Mann kann die Molekularstruktur des gesamten Universums verändern (nicht ganz, wie wir später lernen). Er hebt ein Hochhaus in die Höhe, läßt Blitze zucken und ganz Manhattan Island unter einer Glasglocke verschwinden. Als das Heft bei Williams erschien, wußte ich vermutlich noch nicht, was Moleküle sind. Heute kommen mir diese Tricks fragwürdig vor – „Kindereien“, wie es an einer Stelle mal heißt. Überzeugender habe ich sowas aus dem Roman „Die Katzenwiege“ von Kurt Vonnegut jr. in Erinnerung: Da wird ein Verfahren entdeckt, mit dem alles Wasser auf der Erde in einer Sekunde zu Eis gefriert. Es wird also nur ein Molekül verändert und auch nicht gegen die Naturgesetze, aber wesentlich wirkungsvoller!

Etwas hanebüchen wie die „Superkraft“ des Molekular-Manns erscheint mir auch die Art, wie er unschädlich gemacht wird. Wenn er seine Kräfte bei organischen Molekülen anwendet, verkraftet er die Rückkoppelung nicht. Wie bitte? Rein physikalisch besteht zwischen organischen und anorganischen Molekülen keinerlei Unterschied. Und was für eine Rückkoppelung? Allerdings müßte man ohnehin von der Prämisse ausgehen, daß der Molekular-Mann seine eigenen Moleküle irgendwie unverändert läßt, wenn er an den Stoffen in seiner Umgebung herumzaubert.

Etwas Positives habe ich in diesem Heft aber doch gefunden: Jack Kirby beginnt, näher an seine Figuren ranzugehen (filmisch: Close-up). Es gibt nur wenige Panels, an denen das richtig deutlich wird, zum Beispiel das zweite Bild auf (Williams-)Seite 13 oder das erste Bild auf Seite 15. Aber ich meine, die Tendenz ist erkennbar. Und damit wird der Comic zeichnerisch dramatischer; man ist einfach näher am Geschehen. Schön finde ich (rein grafisch) das Stück, in dem die FV als vermeintliche Statuen agieren, beziehungsweise die übrigen Statuen von Alicia ins Bild kommen. Und witzig finde ich auch die Fahrt der FV mit der U-Bahn (wobei die Fahrgäste offenbar so in ihre Zeitungen vertieft sind, daß sie das Ding erst bemerken, als es unmittelbar vor ihnen steht).
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten