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Alt 27.01.2019, 21:54   #483  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 111

Erscheinungstermin: 5/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 110
2) Mighty Thor # 137

Story-Titel:
1) Geburt des Gibbons!
2) Der Donnergott und der Troll!

Original-Storytitel:
1) The Birth of… the Gibbon!
2) The Thunder God and the Troll!

Zeichnungen:
1) John Romita
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Und mit einem Mal zeichnet John Romita wieder fantastisch. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber die Zeichnungen sind hier klar und aufgeräumt. Die Emotionen kommen sehr gut rüber. Peter Parker sieht in diesem Heft teilweise wie der junge Elvis aus, aber er erregt auch wieder eher das Mitgefühl als den Ärger von Gwen; somit paßt das gut. Viele Bilder in diesem und wohl auch in dem folgenden Heft haben sich mir bis heute eingeprägt. Romita hatte hier nur noch 20 Seiten zu gestalten, aber das kann eigentlich nicht der entscheidende Grund sein. Geinkt hat er weiter selbst.

Diese Ausgabe ist eine der wenigen, die ich etwas später in einem Superband als HIT-Comic # 247 wiederentdeckte. Ich war sehr verwirrt: Genau dieselbe Story schon einmal auf Deutsch veröffentlicht (das war nicht mehr bsv, sondern auch bereits Williams). Ich habe die Texte in den Sprechblasen verglichen, und sie stimmten nur sinngemäß überein. Drucktechnisch war auch die HIT-Ausgabe ziemlich gut, aber das Flair von Marvel fehlte.

Auch inhaltlich ist die Ausgabe gar nicht schlecht. Es ist eine ziemlich einfache Geschichte, aber solche sind ja oft die besten. Die Lebensgeschichte des etwas skurrilen Superschurken Gibbon geht zu Herzen. Alles ist gut nachvollziehbar. Im zweiten Teil der Story wartet dann ein erheblich gefährlicherer Bösewicht.

Klassischer Einstieg: Die Spinne denkt vor der New Yorker Hochhauskulisse tief deprimiert über die vorangegangenen Geschehnisse nach, gerät in Wut über ihr bedauerliches Schicksal, und dann wirft sie im Affekt ihre Kamera vom Hochhausdach. Sie besinnt sich, will das wertvolle Utensil retten, verfehlt es aber mit ihrem Netz. Ein Junge mit erstaunlichen akrobatischen Fähigkeiten namens Martin Blank fängt den Fotoapparat aber auf und gibt ihn ihr zurück. Er gesteht, schon seit Jahren die Spinne-Comics zu lesen, und freut sich, daß er seinem Idol helfen konnte. Sich selbst sieht er als Scheusal. Er hat etwas affenartige Züge (was Romita gut gelingt: Blank wirkt zugleich abstoßend und sympathisch). Die Spinne redet ihm gut zu, aber Blank winkt ab. Der Junge lebt in einer Obdachlosenunterkunft. Im Schlafsaal überdenkt er sein bisheriges Leben: Er ist Waise, fühlte sich immer zu den Affen im Zoo hingezogen, imitierte ihre Klettereien, um sich aus seiner Außenseiterrolle zu befreien. Adoptiert wurde er nie. Schließlich schlug er sich als Zirkusartist im Affenkostüm durch, träumte immer davon, in den afrikanischen Urwald zu den Affen zu gehen. Ein unerreichbarer Traum. Er setzte sich vom Zirkus ab und ging nach New York.

Szenenwechsel. Peter kehrt in sein Apartment zurück, wo noch immer Gwen und Tante May auf ihn warten. Die angedeuteten Konflikte der letzten Ausgaben werden nochmal angetippt: Liebt Gwen nun etwa Flash Thompson (auch wenn sie Peter zärtlich in die Arme nimmt)? Tante May hat sich noch nicht von dem Tiefschlag erholt zu erkennen, daß sie ihren Neffen viel zu sehr bemuttert. Peter kann sich mit diesen Dingen nur kurz beschäftigen. Er ist nach seinen Kämpfen mit den Vietnamesen völlig geschafft und schleppt sich ins Bett. Er sieht gerade noch, wie Flash auftaucht und zusammen mit Gwen weggeht. Dann schläft er ein und bekommt seine Probleme noch einmal in Form eines Alptraums serviert. Als er aufwacht, fällt ihm auf, daß auch Tante May weg ist. Peter befürchtet, sie könnte sich etwas antun, und macht sich als Spinne auf die Suche nach ihr. Dabei läuft er dem Gibbon (Martin Blank) in die Arme. Der bietet ihm seine Zusammenarbeit an. Aber darüber kann die Spinne nur lachen. Blank, der wohl schon sehr oft ausgelacht worden ist, wird zornig und greift die Spinne an. Aber er ist kein Gegner für sie; sie ist ihm an Kraft, Wendigkeit und Erfahrung weit überlegen. Sie setzt ihre Suche fort und der Gibbon bleibt frustriert zurück. Haßerfüllte Augen beobachten ihn…

Erst seit kurzem weiß ich, daß Affenauftritte in Superheldencomics (jedenfalls gilt das für DC) die Verkaufszahlen immer kräftig angekurbelt haben. Ob Stan Lee aus dem gleichen Grund den Gibbon kreiert hat? Insgesamt gab es bei Marvel nach meiner Einschätzung, jedenfalls in der klassischen Phase, nicht so viele Affenauftritte. Und zudem ist Martin Blank nicht einfach nur eine Affenfigur, sondern ein durchaus anrührender Charakter. Sicherlich bewegt mich die Story heute nicht mehr so sehr wie 1978, aber effektvoll und gut gemacht finde ich sie immer noch. Soweit ich mich erinnere, wird dieses Niveau im zweiten Teil gehalten. Aber dazu später mehr. In dieser Ausgabe fehlt die Sea-Monkeys-Werbung, aber mit gutem Grund. Auf zwei Seiten wird der Spider-Man-Film mit Nicholas Hammond vorgestellt und beworben. Ich habe ihn mir damals im Kino angesehen, war aber ziemlich enttäuscht.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:42 Uhr)
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