Thema: Alix
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Alt 27.01.2022, 18:21   #42  
God_W.
Captain Rezi
 
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Titel: Alix Gesamtausgabe 2 – Band 6: Die verlorenen Legionen

Verlag: Egmont (Be: Casterman)

Format: 208 Seiten im Hardcover/Albenformat

Inhalt: Die Tiara des Oribal; Die schwarze Kralle; Die verlorenen Legionen

Autoren: Jacques Martin

Zeichner: Jacques Martin

Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
Alix, Sohn eines gallischen Häuptlings, kommt als Sklave nach Rom, wo ihn ein wohlhabender Bürger adoptiert. Er erlangt die Gunst Cäsars, der ihn fortan auf abenteuerliche Missionen innerhalb und außerhalb der Grenzen des gigantischen römischen Reiches entsendet. So führen ihn seine Aufträge nach Germanien, Afrika, Mesopotamien, Kleinasien und sogar nach China.

Der Elsässer Jacques Martin (1921 – 2010) schrieb und zeichnete diesen Klassiker des franko-belgischen Abenteuercomics ein halbes Jahrhundert lang. Mit Alix sind Generationen von Lesern auf Reisen gegangen. Diese Gesamtausgabe präsentiert das Werk Martins und bietet zudem umfangreiche Hintergrundinformationen zu der Entstehung eines Comic-Meilensteins.

Just my 2 cents:
Starke Sommergewitter mit mächtigen Blitzen ziehen über Rom hinweg und treiben Alix hinaus auf die Terrasse, wo er die Abkühlung des nächtlichen Regens genießt. Doch was ist das? Sind da Männer auf den Dächern? Tatsächlich in der Ferne flüchtet ein spärlich bekleideter Mann mit einem Schwert vor einer ganzen Reihe Verfolger in Rüstung und Waffen. Der tapfere Mann erwehrt sich vielen seiner Häscher und plötzlich folgt die größte Überraschung: Er ruft Alix‘ Namen! Doch bevor unser tapferer Held auch nur seine Waffen holen und ihm zu Hilfe eilen kann stürzt der Mann von einem rutschigen Sims in die Tiefe.

Als Alix mit seinem Bediensteten an der Stelle des Unglücks eintrifft ist niemand und nichts mehr zu sehen. Doch der Diener hatte die Rüstungen der bewaffneten Meute erkannt. Es handelte sich um die Leibwache von Garofulas, einem Leutnant von Pompeius und verfolgt haben sie Agerix, einen von Pompeius Sklaven. Aber weshalb war dieser auf dem Weg zu Alix um ihn um Hilfe zu bitten? Diesem Rätsel geht der tapfere Gallier selbstredend gleich am nächsten Morgen auf die Spur. Allerdings wird Alix von Garofulas in fadenscheiniger Art und Weise abgewimmelt und der Sklave Agerix sei just an diesem Morgen „zufällig“ an den Zirkus verkauft worden, wo er bereits am Nachmittag bei Gladiatorenkämpfen in der Arena stehen wird.

Wie es kommt, dass Alix am Ende selbst bewaffnet uin der Arena steht, und ob es ihm gelingt Agerix zu retten sei an dieser Stelle nicht verraten. Allerdings erfährt der kühne Blonde über Umwege von einer hinterlistigen Verschwörung, die Alix‘ Freund Cäsar aus dem Weg räumen und Pompeius somit zum Alleinherrscher in Rom machen soll. Zu diesem Zweck soll das Schwert des Vercingetorix von Garofulas nach Gallien gebracht werden um die dortigen Stämme erneut zu vereinen und Cäsars verhältnismäßig kleiner Besatzungsmacht den Garaus zu machen. Bis Alix all diese Informationen endlich beisammen hat ist Garofulas mit dem Schwert bereits unterwegs gen Norden und eine atemlose Hetzjagd beginnt.

Es ist immer wieder faszinierend wie Jaques Martin eine lehrreiche Geschichtsstunde mit überbordendem Abenteuer verbinden kann. In einem Alix-Band passiert derart viel und wir dürfen gemeinsam mit unserem Helden eine solche Fülle an abwechslungsreichen Wagnissen und Feuerproben bestehen, wie man es von modernen Comics einfach nicht mehr gewohnt ist. Sicherlich liegt das unter anderem auch einfach an der Menge an Panels und Text, die zur damaligen Zeit in einem Band untergebracht wurde. Versteht mich nicht falsch, ich möchte die Dynamik kreativ angebrachter Panels in unterschiedlichen Größen und ikonisch anmutende Splash-Pages nicht mehr missen! Allerdings ist es doch gut ab und an zur Abwechslung mal wieder eine „gehaltvollere“ Geschichte vor sich zu haben, die nicht in ein paar Minuten gelesen ist.

Klar, Nachteile gibt es auch. Wie bereits erwähnt gibt es hier viel mehr zu lesen, als in moderneren Werken, was zum Teil aber natürlich auch daran liegt, dass sehr häufig erklärende Texte zu den Bildern gebracht werden, die schlicht und einfach nochmal das erläutern, was man im Panel sowieso schon sieht. Das ist streng genommen überflüssig, doppelt gemoppelt und spricht dem Leser zu einem gewissen Grad eigenständiges Denken ab. Aber das war zu der Zeit halt einfach der Stil und hilft vielleicht auch jüngeren Lesern beim Verständnis. Der spannenden und enorm abwechslungsreichen Geschichte mit arglistigen Intrigen, wilden Wolfsrudeln, im ewigen Eis eingeschlossenen Legionen, brenzligen Passüberquerungen, blutigen Festungsbelagerungen und vielem mehr schadet das jedoch in keinster Weise. Bis auf einige wenige, recht unrealistisch anmutende Szenen, hat der Ausflug wieder enormen Spaß gemacht.

Wer Franko-Belgischen Klassikern bislang noch keine Chance gegeben hat, weil er der Meinung ist, dass das Artwork dieser alten Schinken zumeist plump, altbacken und langweilig daherkommt, der soll nur mal einen Blick auf das erste Panel von Die verlorenen Legionen werfen, wem das nicht zusagt, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Also wenn Ihr mit Gallien oder dem Römischen Reich etwas anfangen könnt, dann schaut ruhig mal rein!

Meine Wertung: 7/10

Ja, Jacques Martin war ein wahrer Künstler und dazu auch noch ein toller Storyteller. Sind die Alix-Geschichten eigentlich viel schlechter geworden nachdem er sich nach und nach zurückgezogen hat? Oder weshalb wurden die aktuellen Alben nicht mehr bei uns veröffentlicht?

VG, God_W.
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