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Alt 31.03.2020, 00:27   #1996  
God_W.
Captain Rezi
 
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Bei mir gibt es momentan mal wieder zwei Hauptthemen was Bücher, Comics und Filme angeht. Zum einen habe ich mit Sláine (war der Auslöser) und Conan ein etwas größeres Fass in Sachen Barbaren aufgemacht, andererseits stehen aktuell auch Vampire – allen voran Dracula – gerade mal wieder hoch im Kurs bei mir. Das hat man in letzter Zeit schon mal ab und an beim von mir gesichteten Material bemerkt, und das wird wohl auch erstmal so bleiben. Auflockerung gibt es zwischendrin aber auch immer mit etwas Abwechslung, also mal auf zum nächsten Fünferpack. Los geht’s fernab von Vampiren und Barbaren mit dem dritten Band zu einer recht rätselhaften Reihe, die sich mir bislang noch nicht wirklich erschließt.

BLAME! Master Edition 3

Weiter gings mit der optisch eindrucksvollen Tour de Force und auch wenn ich nicht wirklich behaupten kann großartig besser durchzublicken als noch in den ersten beiden Bänden, so kommt doch zu keiner Zeit Langeweile auf. Eins ist klar, unser Protagonist Killy sollte nicht allzu vertrauensselig sein, denn die Agenten der Schutzwehr können sich scheinbar sehr gut tarnen, auch in anderen Körpern. Außerdem scheinen die Siliziumwesen eine alte Rechnung mit Killy offen zu haben, was ich entweder nicht richtig mitbekommen habe, oder aber vor meinem Zusammentreffen mit Killy passiert ist. Allgemein schein mit Killys Gedächtnis auch nicht alles so astrein zu sein, aber das klärt sich hoffentlich später noch.

Interessanter wird das Ganze ab dem Auftritt von Menserv, der Vertreterin der Pflanzer, und ihrem Leibwächter Seu, den man wohl nach einem verlorenen Fight unter Inkaufnahme einiger geistiger Verluste wiederherstellen kann. Hier gibt es mal wieder einige Seiten lang ungewöhnlich viel Text und man bekommt einige wage Ideen über die Strukturen der Welt – Aber echt nur sehr sehr wage. Auf jeden Fall Kämpfen sich Killy und Cibo als Gesandte der Netzsphäre weiter durch die einzelnen Höhlen der TOA Schwerindustrie, treffen auf äußerst sympathische Feenwesen und haben recht gefährliche und brutale Kämpfe zu bestehen. Apropos Cibo, da scheint es ja auch mehr als eine zu geben? Rätsel hier und Rätsel da und zum Finale wird da auch noch eine Art Alien-Königin zusammengebastelt, die alles andere als sympathisch daherkommt. Was da wohl noch kommt?
7/10


Medieval Witchblade

Die drei Medieval Witchblade Hefte von Mai bis Juli 1996, die der Infinity Verlag hier im schicken Prestige-Format zusammengefasst hat machen einfach von vorne bis hinten gute Laune. Großer Vorteil an einer magisch-mystischen Waffe wie der Witchblade ist, dass sie im finsteren Mittelalter schon genauso existiert haben kann wie heute, und sich auch damals einen würdigen Träger bzw. Trägerin erwählen konnte. So muss man sich an keinerlei Kanon halten und kann einfach wild drauflos eine Story erzählen, wie man gerne möchte.

Diese Freiheit hat sich Star-Autor Garth Ennis dann auch genommen und die sexy Kriegerin Katarina (klar hat die wieder Überhupen) mit dem Höllenkrieger zusammengebracht, der in dieser Ära das Spawn-Kostüm übergestreift hat. Herausgekommen ist sicherlich keines von Ennis‘ Meisterwerken, aber ein spaßiges, actiongeladenes Mittelalter-Buddy-Movie mit allerlei coolen Sprüchen, fetten Fights und einem nervig-lustigen Anhängsel in Form eines übergewichtigen, und natürlich feigen, im Herzensgrunde aber gutmütigen Kneipenbesitzers. Zur Vollständigkeit geben wir noch einen abgrundtief bösen, unsterblichen Gegenspieler dazu und mixen das alles einmal kräftig durch. Voila, fertig ist ein knackig kurzer Spaßbringer, der sowohl von Spawn- als auch von Witchbladefans mal gesichtet werden sollte.
7,5/10


Batman & Dracula: Roter Regen

Von meiner zuletzt gesichteten Dracula Adaption war ich ja leider nicht so angetan (Dracula (von Pascal Croci & Francoise-Sylvie Pauly)), also habe ich mich auf die Suche nach weiteren Adaptionen mit dem Fürst der Finsternis gemacht. Mit Elseworld Batmans hab ich schon sehr gute Erfahrungen gemacht (Batman Collection: Mike Mignola), also warum sollte man den dunklen Ritter nicht auch mal mit dem blassen Zähnefletscher zusammenbringen. Ich meine, mal im Ernst, Die Fledermaus mit dem Vampir zu vereinen? Warum nur hat es bis in die 90er gedauert, bis jemand mal auf DIESE Idee kam? Aber taugt die Umsetzung auch was? Die Gefahr, dass da ziemlich lächerlicher, hanebüchener Mumpitz bei raus kommt ist ja ehrlicherweise schon recht hoch.

Da kann ich allerdings direkt Entwarnung geben. Was Doug Moench und Kelley Jones hier in düsterer Stimmung auf die Seiten zaubern ist eine perfekte Symbiose zwischen Batmans Welt und Draculas Gothic Horror. Angefangen bei der an Jack the Ripper erinnernden Anfangssequenz über den doch überraschend hohen Blutfluss bis zur grandiosen Inszenierung Gothams selbst. Irgendwo zwischen dem London aus viktorianischen Tagen, ländlichen Dörfern in den Karpaten oder auch bis in die 50er oder 70er Jahre des letzten Jahrhunderts werden allerlei Einflüsse derart stimmig zusammengebracht, dass eine herrlich entrückte, zeitlose Atmosphäre entsteht und es unmöglich erscheint festzumachen, wann das alles spielt. Elseworld allererster Güte eben. Dazu ist das Teil mit massig coolen Ideen gespickt, von denen die Vampirjägertruppe a la Blade 2 noch die unspektakulärste ist. Perfekt wird es dann, ohne spoilern zu wollen, bei der Einbeziehung Batmans und dem für mich doch überraschenden Ende. Ihr meint Begeisterung herauszuhören? So ist es!
8,5-9/10


Conan der Cimmerier: Die Königin der schwarzen Küste

Früher habe ich die Conan Streifen mit Arnie gefeiert und Fantasy lese ich auch heute ab und an noch ganz gerne, auch wenn das in jungen Jahren deutlich häufiger der Fall war. Die Omnibus-Ausgaben der klassischen Marvel Conan Stories sind ja schon seit einiger Zeit in aller Munde in der Comic-Szene, davon habe ich mich bislang aber tunlichst ferngehalten, was vor allem auch eine finanzielle Entscheidung war. Jetzt hat der Gute @JRN mich mit „seinem“ Sláine aber dermaßen angefixt, was Barbarengeschichten angeht, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. So kam es, dass ich jetzt einige Festa-Hardcover mit den originalen Conan-Stories von Robert E. Howard hier liegen habe und neben Marvel-Material von Panini habe ich mir auch einen Schwung Alben vom Splitter Verlag besorgt, in denen jeweils eine von Howards Original-Erzählungen abgehandelt wird, und zwar immer von einem anderen Kreativteam umgesetzt. Band eins habe ich mir dann auch ziemlich zügig zur Brust genommen.

„Die Königin der schwarzen Küste“ ist die erste Story, die adaptiert wurde, auch wenn die Geschichte in Howards Schaffen an Conan eher in der Mitte anzusiedeln ist. Eine große Rolle spielt das allerdings nicht, denn wenn man dem Vorwort in der Festa-Ausgabe zu Howards originalen Conan-Erzählungen glauben kann, so sind die Stories komplett unabhängig voneinander lesbar, geradeso, als ob ein gealterter Barbar des Nachts am Lagerfeuer ab und an eines seiner früheren Abenteuer erzählt. Dabei springt er mal vor mal zurück in seiner Lebensgeschichte, geradeso wie es ihm in den Sinn kommt. Dass sich dabei so manche Übertreibung oder chronologische Ungenauigkeit einschleicht ist bei Geschichten, die über Jahrzehnte erzählt wurden ein ganz normaler Vorgang und so bleibt der Erzähler stets frei und die Erzählung kann immer frisch, frei, wild und ohne Zwang hervorkommen. Ein genialer Kniff und dazu eine herrlich atmosphärische Idee, die ich mir gerne zu Eigen mache und mich zu dem alten Recken ans Feuer setze, um seinen Geschichten zu lauschen.

Schnell wird klar, weshalb ausgerechnet die Königin der schwarzen Küste als Erstling für diese Reihe gewählt wurde. Denn genau wie in Howards Erzählung auch kann der Comic mit einem sowohl lustigen, als auch actiongeladenen Knalleffekt beginnen, der Conan und seinen rohen Charakter mit einem gewissen Unverständnis für die zivilisierte Welt perfekt einführt. Im weiteren Verlauf wird es typisch abenteuerlich mit Piraten, Monstren und dichtem Dschungel. Das will ich alles gar nicht zu detailliert beschreiben, aber es macht einfach Laune. Dazu haben wir hier gleich zu Beginn eine der scheinbar recht dünn gesäten Stories, in denen Conan eine weibliche Partnerin an die Seite gestellt wird, die ihm wirklich etwas bedeutet. Bêlit ist ein spannender, starker Charakter und es hat wohl seinen Grund weshalb die Königin der schwarzen Küste in der aktuellen Marvel-Reihe „Age of Conan“ einen eigenen Band gewidmet bekam. Allerdings habe ich jetzt schon mehrfach gehört, dass der sich wohl leider nicht so sehr lohnen würde.

Noch kurz was zum Kreativteam von Autor Jean-David Morvan und Zeichner Pierre Alary. Von Monsieur Morvan habe ich bislang noch nichts gelesen, aber er macht dahingehend einen echt guten Job, indem er sich äußerst dicht an Howards Vorlage hält. Der Comic atmet den Geist der Original-Erzählung und gibt diese wirklich sehr originalgetreu wieder, ohne an irgendeiner Stelle gekürzt zu wirken. Zu Pierre Alary hatte ich mittlerweile schon häufiger Kontakt und auch wenn mir sein Artwork zu "Moby Dick – Frei nach dem Roman von Herman Melville" extrem gut gefallen hat, so gab es bereits bei "SinBad 1-3" von Splitter ab und an Panels bei denen ich mir dachte „na, da hätte er sich aber etwas mehr Mühe geben können“. Diese haben sich hier bei Conan leider etwas gehäuft. Da gibt es einmal wunderschöne Bilder, dann aber wieder sehr fahrig wirkende, fast dahingeschluderte Panels, die durch Detailarmmut glänzen. Davon abgesehen finde ich seinen Stil grundsätzlich bei einer mit mehr Humor gespickten Abenteuergeschichte wie Sindbad etwas besser aufgehoben als am doch deutlich brutaleren Barbaren. Aber hey, das ist nun mal Geschmackssache. Bleibt eine tolle Adaption eines großen Conan-Abenteuers mit leider nur Semi-tollem Artwork.
7/10


Batman: Blutsturm

Was bleibt bei dieser Fortsetzung zu „Roter Regen“ noch groß zu schreiben? Im Prinzip gilt auch hier wieder alles Positive, was ich in meinem Text zum ersten Band bereits erwähnt habe. Dazu ist der Titel diesmal auch wirklich Programm, denn genau wie bei den grandiosen Dracula-Adaptionen der britischen Hammer-Studios, die von Teil zu Teil mehr blutige Details zeigten, wird auch hier ordentlich an der Gewaltschraube gedreht! Aufgerissene Kehlen, herausquellende Gedärme und gehäutete Mafiosi, hier geht es wahrlich nicht zimperlich zur Sache!

Zusätzlich darf der Joker mitmischen und, zu meiner ganz besonderen Freude, wird mit Selina Kyle alias Catwoman, einer meiner absoluten DC-Lieblingscharaktere in famoser Art und Weise in die sowohl spannende, blutrünstige, aber auch tragische Story implementiert. Etwas weniger romantischer Gothic-Flair, dafür deutlich mehr Gewalt und nackter Horror bringen mich bei diesem zweiten Band nochmal eine Steigerung zum starken Erstling. Das Duo Moench/Jones hat hier für mich schon vor Sichtung des Finales bereits einen absoluten Elseworld-Klassiker abgeliefert.
9/10

Das war wieder ein Fünferpack, der mich enorm begeistern konnte! Wer hier gerne mal mitliest kann sich schon drauf einstellen, dass in nächster Zeit noch mehr Vampir- und Barbarenstoff besprochen wird und bei BLAME! Geht es natürlich auch weiter.

VG, God_W.
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