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Alt 20.01.2019, 20:41   #479  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 108

Erscheinungstermin: 4/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 107
2) Mighty Thor # 135

Story-Titel:
1) Die Spinne schlägt zu!
2) ohne Titel (Grauenvoll! Gefährlich! Die Superbestie!)

Original-Storytitel:
1) Spidey smashes thru!
2) The maddening Menace of the Super-Beast!

Zeichnungen:
1) John Romita / Frank Giacoia
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Diese Folge ist ganz konventionell gehalten. Die Spinne befreit sich aus dem Netz des Spinnentöters und verhindert den großangelegten Banküberfall der Gangsterbosse, die sich dabei auf das Videoüberwachungssystem von Professor Smythe stützen wollten. Große Überraschungen gibt es dabei nicht. Woran ich mich kaum erinnert habe, ist die eingeflochtene Nebenhandlung mit Flash Thompson, der offenbar ein Vietnamtrauma mit nach Hause gebracht hat. Diese Story, die schon in der nächsten Ausgabe beginnt, wird hier weiter vorbereitet. Grafisch ist das eine solide Ausgabe. Aber ich bekomme das Gefühl, daß die Redaktion in dieser Phase offenbar Mühe hatte, das zeichnerische Niveau zu halten. Wenn wir uns die zurückliegenden 30 bis 40 Ausgaben ansehen, mußte zuerst John Romita immer wieder durch weitere Zeichner (namentlich John Buscema) und wechselnde Inker unterstützt werden. Dann kam Gil Kane, dessen Zeichnungen am Ende geradezu schludrig wirkten (was am Inker Frank Giacoia gelegen haben kann). Vorige Ausgabe übernahm Romita wieder mit beachtlichem Artwork. Jetzt wird er schon wieder etwas schlechter.

Mit der Story muß man sich nicht lange aufhalten. Die Spinne ist durch Äthylchlorid (offenbar einfach ein Kältemittel) geschwächt und durch den Roboter gefesselt. Professor Smythe steigt aus dem Roboter aus, um in seinem Arbeitsraum den Banküberfall anzuleiern. Die Spinne wartet, bis sie wieder etwas zu Kräften gekommen ist, zerreißt die Fesseln, verklebt dem Roboter die Linse und hantiert im Cockpit. Später erfahren wir, daß sie die Polizei vor dem Banküberfall gewarnt und den Roboter so „umgepolt“ hat, daß er Smythe angreifen wird. Sie macht sich auf den Weg, um die Gangster am Ort des Überfalls hopszunehmen. Smythe besteigt wieder den Spinnentöter, aber statt daß der die Spinne angreift, verschnürt er nun Smythe, den dann die Polizei abholen kann. Die Spinne schaut noch kurz bei Jonah Jameson vorbei und droht ihm Prügel an, sollte er noch einmal mit Smythe zusammenarbeiten. Ganz zum Schluß entdeckt die Spinne Gwen und Flash Thompson Arm in Arm. Kurz darauf wird Flash von der Polizei verhaftet und mitgenommen. Gwen bleibt zurück und weint – woraus die Spinne natürlich wieder mal die falschen Schlüsse zieht.

Dadurch, daß die Spinne Schritt für Schritt ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnt, entstehen ein paar unglaubwürdige Situationen: Anfangs ist Smythe überzeugt, daß er die Spinne unschädlich gemacht hat. Nachdem sie sich aus dem Netz des Roboters befreit hat, hält er es für ausgeschlossen, daß sie seinen Banküberfall-Plan noch vereiteln kann, aber sie tut genau das. Schließlich stürmt er mit seinem Spinnentöter auf sie zu im festen Glauben, daß er sich nun an ihr rächen wird, was wiederum durch die Umprogrammierung in die Hose geht. Ein normaler Mensch wäre sicher schon nach dem ersten Fehlschlag vorsichtiger geworden, aber Smythe ist ja eigentlich ein „mad scientist“, an den man wohl keine normalen Maßstäbe anlegen kann. Aus heutiger Sicht würde ich mir freilich einen Gegner für die Spinne wünschen, der bis zum Schluß unberechenbar und gefährlich bleibt. Abgesehen davon ist das eine leidlich spannende und unterhaltsame Lektüre, die aber bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Wir haben hier erneut 21 Seiten „Spinne“, diesmal nur acht Seiten „Thor“ und dadurch noch eine Seite übrig für Kleinanzeigen: Verkäufe, Kaufgesuche, Verschiedenes. Für mich sind da keine bekannten Namen dabei. Aufgefallen ist mir, daß ein Marvel-Fanclub ausdrücklich weibliche Mitglieder sucht. Was wohl aus all den Clubs geworden sein mag?

Gesamtfazit des Dreiteilers: Mir gefällt, daß durch alle drei Teile hindurch Soap-Opera-Elemente eine Rolle spielen. Die Furcht des Bullpen, daß die Leser von der Fahne gehen, wenn die Action zu kurz kommt, ist wohl kleiner geworden. Insgesamt ist der Dreiteiler aber kein Highlight. Mir hätte es auf jeden Fall besser gefallen, wenn Gil Kane erst nach ASM # 107 wieder an Romita übergeben hätte. Inhaltlich bieten die drei Ausgaben nur guten Durchschnitt. Ich finde es zwar begrüßenswert, daß die Spinne nicht mehr gegen Vampire und Dschungelmonster kämpft, aber in ihrer gewohnten Umgebung hat sie schon erinnerungswürdigere Abenteuer bestanden. Ich bin jetzt wirklich gespannt, mit welchen Vietnam-Problemen sich Flash Thompson herumschlägt – bis zur Kinopremiere von „Rambo“ sind es bei der US-Veröffentlichung noch einige Jahre.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:41 Uhr)
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