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Alt 15.05.2017, 14:34   #24  
Servalan
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Die Architekten (Deutsche Demokratische Republik 1990, DEFA Gruppe Babelsberg), Drehbuch: Thomas Knauf und Peter Kahane, Regie: Peter Kahane, 107 min bzw. 97 min (DVD)

Der Film erlitt ein ähnliches Schicksal wie die leitende Architekt Daniel Brenner auf der Leinwand, der endlich seine lang ersehnte künstlerische Freiheit erhält und dennoch scheitert.

Thomas Knaufs Drehbuch entstand schon 1987, stieß jedoch auf erhabliche Widerstände bei den Parteifunktionären, und so verzögerte sich das Filmprojekt immer wieder. Als Knauf, Kahane & Co. endlich grünes Licht erhielten und mit den Dreharbeiten beginnen konnte, befand sich 1989 der "Arbeiter-und-Bauern"-Staat im Umbruch.
Im Gegensatz zu seinem Protagonisten konnte die Filmcrew ihr Werk beenden und Die Architekten im Mai 1990 in die Kinos bringen. Doch die Säle blieben leer, weil die Leute anderes im Kopf hatten. Mit 5.354 zahlenden Besuchern sah die Bilanz enttäuschend aus.
Wiederentdeckt wurde Die Architekten nach dem Erfolg der Komödie Good Bye, Lenin! mit dem jungen Daniel Brühl. Zehn Jahre nach dem Mauerfall, den ersten demokratischen Wahlen in der DDR und dem Anschluß an die Bundesrepublik lösten sich Berlin-Filme fast lückenlos ab (so meine Beobachtung in den hiesigen Kinos). Das Studio Babelsberg war mittlerweile privatisiert worden und nutzte das Jubiläum für Neustarts von DEFA-Filmen, die noch Publikum ins Kino locken konnten. Hinzu kam eine DVD-Auswertung.

Der Architekt Daniel Brenner bekommt allerdings keine zweite Chance.
Zu Beginn kann Brenner zwar kaum über mangelnde Arbeit klagen, aber seine Brotjobs bestehen aus der Konzeption und dem Bau von funktionaler Standardware: Trafohäuschen, Busbahnhöfe und Kaufhallen unterfordern ihn kreativ. Bis sich eines Tages Professor Vesely meldet, der ihm und seinen Kommilitonen damals im Hörsaal das Handwerk beigebracht und ihn mit der Kunst vertraut gemacht hat.
Der bietet ihm das große Los an: Brenner soll eine ganze Trabantenstadt nach seinen Ideen frei entwerfen dürfen - übrigens derselbe Stadtteil, in dem Familie Brenner wohnt. Das riesige Projekt wird mehrere Jahre dauern und Brenner wird auf die Hilfe von kompetenten Mitarbeitern angewiesen sein. Unter der Bedingung, daß er sich seinen Stab selbst aussuchen darf, willigt Brenner ein.
Technische Zeichnungen entstehen, während Brenner seine fünf besten Freunde sucht, mit denen er bei Vesely studiert hat. Doch die haben teilweise in den Westen rübergemacht oder sind von der bürokratischen Mühle des Alltags enttäuscht und ausgezehrt ...

Geändert von Servalan (13.03.2024 um 12:40 Uhr)
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