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Alt 17.02.2019, 12:08   #512  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 115

Erscheinungstermin: 7/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 114
2) Mighty Thor # 139

Story-Titel:
1) Wer zum Teufel ist denn nun dieser Hammerkopf?
2) Zu sterben wie ein Gott!

Original-Storytitel:
1) Gang War, Schmang War! What I want to know is... who the Heck is Hammerhead?
2) To die like a God

Zeichnungen:
1) John Romita / Tony Mortellaro / Jim Starlin
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



Gerry Conway verleiht der Serie einen neuen Sound. Insofern war es kein Fehler, einen so jungen Autor ranzulassen. Aber manche Wendungen in der Story verraten auch, daß er noch etwas präpotent ist. Bei den Zeichnungen fällt mehr als in der vorausgegangenen Ausgabe auf, daß der zweite Newcomer, Jim Starlin, damals auch erst 23, zu einem durchgehend sauberen und geordneten Inking noch nicht fähig ist. Beim ersten Lesen habe ich beides sicher nicht wahrgenommen, aber ich fand die Serie in dieser Phase nicht mehr so gut wie zu Gibbon-Zeiten.

Im wesentlichen geht es hier wohl darum, die neue Schurkenfigur Hammerkopf richtig einzuführen und eine neue Idee auszuarbeiten, nämlich daß die Spinne von Tante May k.o. geschlagen wird – grundsätzlich eine originelle Idee. Es stellt sich beide Male die Frage der Kräfteverhältnisse. Hammerkopf hat durch eine für ihn zwar lebensrettende, aber reichlich bizarre medizinische Operation einen metallisch verstärkten Schädel erhalten. Aber damit ist er höchstens unempfindlicher gegen Schläge der Spinne als Normalmenschen, keinesfalls kräftemäßig überlegen. Tante May zerdeppert eine Blumenvase auf dem Kopf der Spinne und schickt sie dadurch ins Reich der Träume. Im Ernst? Da müßte die Spinne ja in ihren zahllosen Kämpfen, in denen sie es nicht mit einer herzinfarktgefährdeten alten Dame zu tun hatte, sehr oft bewußtlos geworden sein. Man könnte zwar annehmen, daß sie durch ihr Magengeschwür geschwächt sein könnte, dieses Handicap wird hier aber nur noch einmal am Rande erwähnt.

Conway war sicherlich ein großer Fan von Gangsterfilmen. Die Hammerkopf-Bande wie auch die Handlanger von Dr. Octopus wirken ernstzunehmender als die Ganoven früherer Zeiten, die die Spinne in der Regel noch vor dem Frühstück ausschalten konnte. Vor der Konfrontation von Ock und Hammerkopf bringt sie sich durch einen blitzschnellen Sprung vom Dach in Sicherheit, taucht aber gleich wieder auf, um beide Gruppen anzugreifen. Ein Schlag gegen Hammerkopf bringt jedoch trotz der Apparatur von Ock, die sie trägt, nichts. Er will sie kurzerhand umlegen; das verhindert aber der wieder aufgewachte Ock, der seinem Rivalen diesen Triumph nicht gönnt. Nur ein Streifschuß trifft die Spinne an der Stirn, der sie aber bewußtlos werden läßt. Beim Abgang reagiert sich der Tentakelmann an einem Gangsterauto ab.

In ihrer Ohnmacht träumt die Spinne einen Rückblick auf Tante Mays Verschwinden zusammen und wacht in Hammerkopfs Hauptquartier wieder auf. Angeblich ist sie noch zu schwach, um den Kampf aufzunehmen oder zu fliehen. Hammerkopf nutzt die Gelegenheit, um ihr seine „Entstehung“ zu erklären. Da er meint, sie sei für Ock wertvoll, bietet er ihr seinerseits eine Zusammenarbeit an. Die Spinne will ein wenig Zeit schinden, weil sie fühlt, daß es ihr allmählich wieder besser geht. Aber da erfährt Hammerkopf, daß Ock gerade ein Häuschen in Westchester (nicht in England, ist wohl ein Stadtteil von New York) aufsucht, in dem sich eine „alte Schachtel“ befindet. Näheres dazu erfahren wir nicht, aber Hammerkopf findet das bedeutungsvoll und eilt mit zwei seiner Leute dorthin. Die Spinne ihrerseits ahnt sofort, daß die alte Schachtel Tante May sein muß – sie hatte schließlich mit Ock schon mal als Mieter zu tun. Sie bleibt unter Bewachung zurück, kann die Gangster aber nun relativ problemlos ausschalten und macht sich ebenfalls zu dem Haus auf.

Jetzt wird, nicht so elegant, wie Stan Lee das konnte, eine Episode aus Peter Parkers Umfeld eingeblendet. Gwen unterhält sich an der Uni mit Professor Warren über die verschwundene Tante May. Auf dem Campus trifft sie dann Flash Thompson, der sich gleich wieder an sie ranschmeißen will, aber von ihr züchtig auf Distanz gehalten wird. Der Schluß dieser Folge ist die Vase, die am Kopf der Spinne zerschmettert wird, und Tante May ruft tatsächlich Dr. Octavius zu Hilfe, weil sie fürchtet, die Spinne umgebracht zu haben.

Man sieht, daß Conway unter Verzicht auf Glaubwürdigkeit der Story Dynamik verleiht. Mal ist die Spinne geschwächt oder bewußtlos in der Gewalt von Gangstern, mal schlägt sie ganz munter zurück. Am Ende sorgt er dafür, daß sich Ock, Hammerkopf und die Spinne in Tante Mays Wohnung treffen, ohne das zufriedenstellend zu begründen. Das liest sich durchaus ganz nett, aber als Erwachsener kauft man dem Autor diese Aufs und Abs und das Hin und Her nicht mehr so ohne weiteres ab. Außerdem bilden Romita und seine beiden Assistenten hier, wie schon erwähnt, nicht mehr ein so versiertes Team, wie es schon gewesen war. Dazu kommen Fehler und Nachlässigkeiten in der Farbgebung, die wohl dem Bildschriftenverlag anzulasten sind. Das alles war für mich als Junge noch kein Grund, mich von dieser Serie zu verabschieden. Diesmal gibt es im übrigen nur eine redaktionelle Seite, ein Minimarkt mit mir wieder mal ausnahmslos unbekannten Namen.



Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:43 Uhr)
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