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Alt 01.10.2022, 19:44   #265  
LaLe
Dr. Znegilletnirepus
 
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Bevor ich den nächsten Lesethread aufmache, wollte ich hier zumindest mal einen weiteren Schritt Richtung Ende machen.



Bis zum Schluss hatte ich mir die fünf Ausgaben der Science Fiction Times, des Magazins für spekulative Thematik aufgespart. Gerechnet hatte ich mit spekulativen Themen wie Präastronautik, Flügen zum Mars und Rezensionen zum Genre. Okay, Erich von Däniken wurde mehrfach erwähnt und Rezensionen gab es en masse aber davon einmal ab entsetzte mich die Lektüre regelrecht.

Im Perry Rhodan Fandom bin ich schon sehr lange unterwegs und ich hatte immer wieder mal mitbekommen wie es innerhalb der Szene wohl mal Auseinandersetzungen gab, die nicht wirklich schön waren. Die von mir angelesene Ausgabe 130 der SFT bot diesbezüglichen einen Vorgeschmack.

Auf die eigentlichen Inhalte gehe ich aber zunächst noch kurz ein. Teil 2 der "Materialien zum phantastischen Film" setzt offensichtlich so etwas wie eine Faktensammlung zu allen bis dahin erschienenen Filmen des Genres fort und liest sich auf Dauer arg trocken. Da hilft auch die thematische Sortierung (hier in Die phantastischen Abenteuer auf oder unter der Erde, Die Bedrohung von außen, Die Reise ins All oder Das Leben in der Zukunft) nicht. Die Fleißarbeit will ich aber gerne würdigen.

Dann gibt es ordentlich Rezensionen, Clockwork Orange wird ausführlich "behandelt" und selbst Heftromanen wie Butler Parker wird Aufmerksamkeit zuteil. Hintenraus beendet dann ein längerer Artikel zu positiven Utopie der amerikanischen Science Fiction diese Ausgabe.

So weit so gut.

Was mich aber völlig abschreckte, wenn nicht gar anwiderte war der unfassbare Ton der hier angeschlagen wurde und wie miteinander bzw. anderen umgegangen wurde. Am Ende lässt sich alles darauf zurückführen, dass die Verfasser der hier abgedruckten Artikel hinter jeder Ecke und unter jedem Stein einen noch nicht Entnazifizierten witterten.

Das liest sich dann wie folgt:

"Kapitalistische Trivialliteratur ist offen oder verhohlen faschistisch, gaukelt den Massen eine Scheinwelt vor, diffamiert die Hoffnung auf eine bessere Zukunft..."
Aus den Leserbriefen

"In der erfolgreichsten SF-Serie Perry Rhodan hat vor allem der Faschist K. H. Scheer an die üblen Traditionen (gemeint ist die Tradition von Atlantis und seinen Ariern) angeknüpft, insbesondere mit seiner Figur Atlan.
[...]
Hier nicht weiter behandelbare Spielarten dieser Zerfallserscheinungen besonders unter den Intellektuellen, die mit jeder sich zuspitzenden Krise des Kapitalismus verstärkt auftreten und bis zum Faschismus hinführen können, finden sich in offen religiösen Sekten, ..."
Aus den Nachrichten

"Butler Parker und CIA-Agent John Bennet tun nicht einmal das (sich mit dem System arrangieren). Parker weiß sich eins mit diesem System, und Bennet [...] mag zwar mal kritische Anwandlungen kriegen, die angesichts dessen was die CIA darstellt, Floorman (dem Autor) kommen mögen, aber letztlich wird hier die unverschleierte Gewalt des Staatsapparats propagiert, frei von bürgerlich-demokratischen Anwandlungen. Das bringt diese Hefte in gefährliche Nähe zum Faschismus, eben der nackten, unverhüllten Herrschaft des Finanzkapitals selbst."
Aus einer Rezension zu diversen Butler Parker-Heften

"Das ist einfach Dreck. Das ist der ideologische Dreck aus dem Kopf eines bewusst giftenden Kapitalismusadvokaten. China ist anders. China ist eine Nation, die in jahrzehntelangen Kämpfen Leute vom Schlage Burchards (dem hier kritisierten Autor eines - muss man wohl so sagen - Schundromans) aus dem Land getrieben hat, in dem es eine proletarische Diktatur gibt für Leute vom Schlage Burchards, die an den Pranger kämen, wohin sie auch gehören.

Die chinesische Kulturrevolution war eine politische Revolution gegen die neue Staatsbürokratie, wie sie sich in der Sowjetunion eingenistet hat und ein neubourgeoises Regime führt. Sie ist Wegweiser zur klassenlosen Gesellschaft.

Mao Tse-tung ist eine politische Gestalt ersten Ranges, ein integrer Führer, kein Kriegshetzer und mörderischer Greis. Mao Tse-tung hat in der Epoche der Verfälschungen und des Revisionismus den Kommunismus nicht aufgegeben, keine Prinzipien verschachert, die Massen nicht am Zügel geführt, sondern ihnen zur Emanzipation verholfen."
Aus der Rezension des Romans 30 Sekunden über New York

Das soll aber auch reichen. Wer auch immer meint, dass Grant Morrison den ein oder anderen Mindfuck produziert hat, in dieser Publikation reiht sich Mindgangbang an Mindgangbang.
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