Thema: Filmklassiker
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Alt 01.02.2024, 18:47   #1885  
Servalan
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Es gibt ja verschiedene Arten von Krimis, und nicht in allen spielt die Polizei die entscheidende Rolle; das kommt auf die Perspektive an. Im Thriller agiert die Polizei zum Beispiel nur im Hintergrund, wenn ein vermeintlicher Täter seine Unschuld zu beweisen versucht, indem er den wahren Täter sucht; oder wenn ein Opfer versucht, dem Täter zu entkommen.

Insofern hege ich den Verdacht, dass Deutschland eine Vorliebe für das police procedural hat; in anderen Ländern gibt es meiner Ansicht eine wesentlich breitere Palette von Ermittlern, die von adligen Hobbydetektiven über Privatdetektive und Schriftsteller bis zu den naseweisen Patholgen à la „Quincy“ reicht.
Historisch reicht die Tradition bis zum „Pitaval“ zurück, einer französischen Sammlung von Kriminalfällen aus dem 18. Jahrhundert. Ich finde, in dem populären Genre spiegelt sich der gesellschaftliche Zeitgeist: Solange eine Gesellschaft optimistisch in die Zukunft blickt, sorgt eine Whodunit für geordnete Verhältnisse; wenn eher Pessimismus vorherrscht und Ängste bestimmend sind, kippt das Bild und die Verbrecher sind am längeren Hebel.
„Fahrstuhl zum Schafott“ sehe ich zwischen beiden Tendenzen: Im Fokus der Erzählung stehen normale Menschen, die in ihrer Verzweiflung kriminelle Taten begehen - und letztlich von der Polizei überführt werden. Die Moral wird noch durchgesetzt, in der Hinsicht funktioniert das Zusammenleben noch.
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