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Alt 18.10.2021, 17:48   #32  
pits
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Zitat von Rookie Beitrag anzeigen
Ich glaube, die Unterschiede im Stil sind eben auch einfach da, weil es so großartige Talente und Künstler sind, wie Pits schreibt. Jeder hat halt seinen eigenen unverkennbaren Strich, der trotz der konkreten Vorgaben immer wieder mal durchschimmert. Dass darunter die Homogenität leidet, ist irgendwo auch verständlich. Künstler lassen sich halt nur bis zu einem bestimmten Grade verbiegen. Bei den Faxen merkt man es am meisten. Die waren und sind schwieriger zu zeichnen als die Digedags. Dass die Faxe hauptsächlich von Schiewer gezeichnet werden, finde ich auch soweit in Ordnung.
Allerdings ist man bei den Nebenfiguren schon vor Jahren dazu übergegangen, dass jeder Zeichner seine Figuren hat, die er zeichnet bzw. entworfen hat, was wiederum die Unterschiede meiner Meinung nach noch verstärkt. Die Figuren-Ensembles wirken dadurch, als seien sie aus verschiedenen Comics entsprungen.
Jetzt habe ich nach diesem Thread krakelt und melde mich so lange dazu nicht - SORRY!

Ich kann Rookie hier nur beipflichten. Als Zeichner finde ich es auch spannend und tatsächlich erstrebenswert mal den Zeichenstil durchschimmern zu sehen. War zu Digedag-Zeiten so und selbstverständlich auch immer und zu jeder Zeit bei den Faxen.

Störend dagegen sind für mich zwei Dinge: Zum einen, dass die Nebenfiguren von den Künstlern entworfen werden. Das sieht man tatsächlich stark, denn insbesondere Pasdas Stil weicht hier immens vom Stil der anderen Zeichner ab. Parallel ist auch Pasda derjenige, der sich am wenigsten dem Stil der anderen anpasst. Aus meiner Sicht ist er der Produktivste gemessen an dem, was er bei diesem kleinteiligen Zeichenstil so alles raushaut. Dafür hat er meinen absoluten Respekt. Seine Figuren sind aber tatsächlich in den letzten Jahren echt doll verrutscht (schon öfter genannt wurde die fiesen Frisuren). Das kriegt das "Kollektiv" gar nicht in diesem Stil aufgefangen.

Das leitet über zum zweiten Punkt: Die Vertretung. Ich habe es im Heft-Thread schon geschrieben: Es stört mich ernsthaft, dass man sich so wenig Mühe gibt beim Schiewer-Vertretren. Im Gegensatz zu Choui bin ich ausdrücklich kein Fan der Schiewer-Faxe. Sie sind mir zu rund, zu gnubbelig, zu kindlich. Ist aber mein Problem. Nur: Schwer zu imitieren ist dieser Stil nicht, nicht für einen echten Profi. Leichte Abweichung sind total in Ordnung, aber so wie Pasda die Faxe zeichnet... Ich will nicht spekulieren, aber das macht er wie 1995. Und aus meiner Sicht mit voller Absicht, denn vom Können her hat er das definitiv drauf, ist ja deutlich weniger aufwändig als sein Strich.

Als letztes möchte ich anmerken, was hier bei Rookie auch schon erwähnt wurde. Es sind allesamt tolle Künstler, die sich selbst verwirklichen wollen. Vielleicht ist der Jörg zu lieb (DAS wiederum kann ich mir SEHR gut vorstellen). Aber sie haben einen eigenen künstlerischen Anspruch und sollten sich nach so vielen Jahren eigentlich zusammenraufen. Aus meiner Sicht und im Gegensatz zu so vielen Künstlern deutschlandweit, die sich die Finger lecken würden nach einer Festanstellung als Comiczeichner erwarte ich auch irgendwie eine kollektive Arbeit, die das Individuum ein Stückchen weit in den Hintergrund rückt und ein richtig geiles Produkt nach aktuellen Sehgewohnheiten liefert.

Das sehe ich im Mosaik gar nicht mehr. Es ist alles handwerklich eine absolute 1 (keine Bashing, aber außer Sally. Sorry). Aber es dümpelt am Gelernten, seit Jahren Erprobten entlang. Grafisch inspirierende Einstellungen, Perspektiven, cineastische Einstellungen und Erzählungen (auch mal länger ohne Text) fehlt seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, völlig. Dialoge zwischen zwei Personen werden immer und immer wieder in ein und derselben Perspektive dargestellt. Und da im Mosaik viel gequatscht wird, sehen die Seiten aus meiner ganz persönlichen Sicht immer langweiliger aus.

Um es mal relativ hart zu sagen und vielleicht unpassende Nabelschau zu betreiben: Ich wäre gern in der Situation, mich mehr als 5 Stunden in der Woche neben Hauptjob im Zeichnen weiterentwickeln zu können. Mach ich trotzdem und gebe mir Mühe. Bei den Mosaik-Zeichnern sehe ich eher einen Stillstand, der mit Sicherheit auch durch diese langjährige Zusammensetzung zustande kommt. Denn ich unterstelle keinem, dass er nicht will. Ist wie im Job. Irgendwann nutzt es sich ab. Oder man motiviert sich wieder selbst.

Im Übrigen fand ich die seitenweise Zeichneraufteilung irgendwie besser. Das wirkte dann zumindest für ein paar aufeinanderfolgende Seiten homogen. Und ganz ehrlich: Schaut man sich die 80er Hefte so an, dann gab es schon einen Unterschied zwischen Boch, Rietschel und Irmchen. Aber irgendwie passte das besser zusammen.
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