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Alt 19.01.2012, 21:36   #18  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Seit einigen Tagen lese ich Bände der Abenteuer „Die Jugend von Blueberry“. Sie gefallen mir sehr gut, sie sind spannend, unterhaltsam und es fällt mir schwer, sie nicht alle in einem Rutsch zu lesen – pro Tag ein bis zwei Alben finde ich ein gutes Lesetempo.

Die Zeichnungen, egal ob von Jean Giraud selber, von Colin Wilson oder Michel Blanc-Dumont, sprechen mich an und ich wüsste auch nicht, wem ich den Vorzug geben sollte. Und die Story, sie ist von Jean-Michel Charlier gut, aber auch Francois Cortegianni steht ihm kaum nach.
Beim Durchlesen des 11. Jugend-Bandes (*), nach der Ehapa-Chronologie das Album 37, stockte ich auf der Seite 22 …




… „Sergeant Chesterfield ? – na, okay, so selten ist dieser Name nun auch nicht. Es gibt ja sogar eine Zigarettenmarke gleichen Namens, aber nun passte ich auf und, nur zwei Bilder weiter, meine „Befürchtungen“ wurden bestätigt: Korporal Blutch erschien auf der Bildfläche!





D. H. hier wird er erst gerufen, aber das konnte nun kein Zufall mehr sein, …





… zumal sich der Korporal adäquat seinem Ebenbild in „Die Blauen Boys“ verhält, siehe Bild oben.

Von den Zeichnungen her hätte ich sie nicht erkannt, aber die Namensgleichheit und die Verhaltensweisen der Beiden legt wohl mehr als den Verdacht nahe, dass das Einfügen der Blauen Boys durch Corteggiani (ich nehme mal an, das diese Idee von ihm stammt) beabsichtigt war. Immerhin haben deren Abenteuer ebenfalls den amerikanischen Bürgerkrieg als Handlungshintergrund und warum sollten sich Blutch, Chesterfield und Blueberry dabei nicht einmal begegnen?

Diese Episode im Album ist zwar ganz lustig, irgendwie stört es aber den Lesefluss, jedenfalls meinen. Ich wurde vom eigentlichen Abenteuer abgelenkt und beobachtete belustigt mehr die Nebenhandlung, suchte nach weiteren Nebenfiguren und fand sie auch textlich erwähnt in der Person des Hauptmann Stark, einen schon absonderlichen Kavallerieoffizier der Blauen Boys, bei denen es an kuriosen Charaktere wahrlich nicht mangelt. Natürlich war es amüsant und so ein Purist bin ich ja auch nicht, vielleicht wäre es aber besser gewesen, derartige Episoden nicht mitten in die Handlung zu integrieren, sondern mehr am Beginn eines neuen Abenteuers, um den Lesefluss nicht unnötig zu stören. Der folgende Vergleich hinkt zwar, aber seltsam fände ich es auch, wenn Groo plötzlich in Conan-Geschichten auftauchen würde.

Genau genommen kann ich mein Unbehagen für solche Persiflagen auch nicht genau formulieren, fand sie aber immerhin für so bemerkenswert hier darüber zu berichten. Vielleicht haben sich Corteggiani und Blanc-Dumont ja auch derartig „aufmerksame“ Leser (hüstel) gewünscht, oder sie wollten einfach Cauvin und Lambil, dem Autoren-/Zeichnerteam von den Blauen Boys ihre Reverenz erweisen.

Bei den Superhelden hat man sich schon dran gewöhnt, ja, dort gehört es zum Alltag, zum guten Ton, gemeinsam Abenteuer zu erleben. Noch extremer wird es, für meinen Geschmack, wenn lebende Personen mit einbezogen werden. Da soll dann wohl nicht nur Aktualität suggeriert werden, ich denke da an die Präsidenten Clinton und Obama, sondern Realitätsbezogenheit – auch das finde ich Ablenkend und den Lesefluss störend.

Wie seht Ihr solche Zusammentreffen von Comicfiguren, die normalerweise eigene Serien haben und dem von realen lebenden Menschen?

(*) „Jugend“ ist natürlich schon eine gewagte Titulierung für die Erlebnisse eines Mannes, dem die haarsträubendsten Abenteuer widerfahren und der gelegentlich auch in den Betten schöner – und auch gefährlicher – Frauen zu finden ist …
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