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Alt 09.12.2011, 15:11   #12  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Vor kurzem fiel mir der Nachdruck eines italienischen El Bravo Piccolos in die Finger, es war die Nummer 5.




Er entsprach der deutschen Ausgabe vom Lehning-Verlag, wie oben abgebildet. Selbst das Titelbild war gleich und doch sah ich beim Durchblättern sofort gravierende Unterschiede; auch für jemanden, der, wie ich, des italienischen nicht mächtig ist (außer vielleicht: eins, zwei, drei, danke, bitte, Pizza, Espresso, guten Tag, auf Wiedersehen – also wichtige Kommunikationsbegriffe) fallen die prall gefüllten Textblasen auf, die im krassen Kontrast zu den oft weißen Flächen der deutschen Blasen stehen.
Schlagartig vielen mir bei der Textfülle des italienischen Heftes die Vorwürfe von Kulturhütern der deutschen Sprache ein, die gerade in den fünfziger Jahren der sich aufbauenden Comicindustrie gemacht wurden. „Stakkato-artige Sprachfetzen“, „unvollständige Sätze“, „Schlagwortartige Unterhaltung“ waren dabei beliebte Kritikansätze. Um dem einmal nachzugehen habe ich hier wahllos (na ja, nicht ganz) einige italienische Seiten den entsprechenden deutschen gegenübergestellt und habe in der Tat gravierende Unterschiede festgestellt. Diese können gewiss nicht mit einer „blumenreicheren“ Ausdrucksweise der italienischen Sprache begründet sein.




Das ist die Seite 2 (so ist sie jedenfalls nummeriert) des italienischen Heftes …




… und so sieht das textlich bei Lehning aus.
Zusätzlich erkennt man rechts unten eine veränderte Seitennummerierung, es ist hier die Nummer 1 – warum auch immer. Dafür, um einmal vorzugreifen, ist die italienische Seite 3 bei Lehning gar nicht nummeriert, aber die nächste Seite (im Original die 4) hat bei Lehning die 2 erhalten!? Irgendwem muss das aufgefallen sein und man hat die Seitennummerierung schließlich aufgegeben – allerdings ging dieser „Jemand“ wohl mal auf 00, oder machte Mittag, jedenfalls gab es später im Heft plötzlich eine 9 (Original die 18) und noch später verpasste man der Seite 30 bei Lehning eine 15. Hat das was mit Druckbögen zu tun, mit Schlamperei, oder was bedeute das. Jedenfalls bin ich neugierig geworden und habe einmal in dieselbe Nummer bei Akim Sohn und in Carnera reingeschaut – die gleichzeitig mit El Bravo bei Clausen und Bosse für Lehning gedruckt wurden – und habe dort nicht so einen Nummernsalat vorgefunden.
Weis da jemand was drüber, es gibt doch hier einige Lehning-Experten …
Aber nun zurück zum Textvergleich:







Auch hier ist schön der gewaltige Textanteil des Originals gegenüber dem deutschen Heft zu erkennen. Genau wie in den nächsten beiden Beispielen.






Und ebenfalls in ...







War es nun Unlust, Unvermögen bei Lehnings Experten. Es ist ja von Hansrudi Wäscher bekannt, dass er montags in der Redaktion, wenn er seine Seiten ablieferte, oft Korrekturen der deutschen Text vornahm, die aus dem italienischen „übesetzt“ worden waren. Das geschah allerdings lange nach El Bravo, Carnera und auch Akim Sohn.

Das kräftigere Schwarz des italienischen Heftes liegt im Nachdruck begründet, der auf weißem Papier getätigt wurde. Auch die Italiener verwendeten in ihrer Frühphase, also den vierziger und fünfziger Jahren, durchaus stark holzhaltige „braune“ Druckbögen, wie es bei Lehning üblich war.
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