Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.11.2018, 22:08   #403  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.547
Spinne (Williams) 83

Erscheinungstermin: 5/1977

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 82
2) Journey into Mystery # 123

Story-Titel:
1) Und dann kam Electro!
2) ohne Titel (Und ein Universum zittert!)

Original-Storytitel:
1) And then came Electro!
2) While a Universe trembles!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



John Romita kehrt als Zeichner zurück, und sofort nimmt die Episode einen völlig anderen Charakter an – auch was die Story betrifft. Romita zeichnet mit bis zu neun Panels pro Seite. Die großformatigen Bilder, die John Buscema fast durchgehend verwendet, sind hier auf die Momente beschränkt, in denen der Schurke dieser Ausgabe, Electro, auftritt. Es handelt sich nun nicht um eine Geschichte mit Anspruch und Esprit, aber es sind doch einige attraktive Ideen und Wendungen eingebaut. Was bedeutet: Entweder liegt das am Marvel Touch, und Romita setzt eben eine von Stan Lee nur grob skizzierte Story anders um als Buscema, oder Buscema hat auf solche kleinen Gags und Szenen in Lees Skript verzichtet, um die Story geradliniger umsetzen zu können. Insgesamt gefällt mir die Electro-Story ziemlich gut, weil der Action-Teil und die Soap-Elemente sich die Waage halten und der Rahmen – die Spinne tritt in einer Fernsehshow auf – auch ganz gut gelungen ist.

Das Motiv „Spinne im Fernsehen“ ist nicht ganz neu; das gab es gleich in der allerersten Folge, als sich die Spinne schon als kommender Fernsehstar sah und versäumte, den Banditen aufzuhalten, der kurz darauf seinen Onkel Ben ermordete. Neu ist nun, daß Marvel die Realitätsnähe recht weit treibt und einen echten TV-Entertainer der 1960er Jahre auftreten läßt, nämlich Merv Griffin (er moderierte auch das Original-„Glücksrad“). Electro ist kurz nach dem Chamäleon die zweite Figur, die ganz aus den Anfängen der „Spider-Man“-Serie stammt. Für mich ist das ein Indiz, daß man zu dieser Zeit nicht genau wußte, wohin sich die Serie entwickeln soll. Wenn keine uralten Feinde der Spinne auftauchen, dann sind es neuentwickelte Supergegner, die aber in der Regel nicht richtig überzeugen. Jedenfalls wird es mit den abgeschlossenen Geschichten bald wieder vorbei sein.

Zum Inhalt: Peter wälzt seine vielen Probleme. Aus seiner Depression holen ihn zunächst Anna Watson, die vorzeitig aus Florida zurückgekehrt ist, weil sie gehört hat, daß es Tante May nicht gut geht, und Gwen, die Peter zu einer Party mit Flash Thompson einlädt. Peter will als Spinne wieder mal ein paar Fotos für den Daily Bugle machen. Dabei schwingt sie aber über einen sehr rußigen Schornstein und schmutzt ihr Kostüm gehörig ein. Dann kommt ihr aber eine Idee: Beim Fernsehsender TVC (in Wirklichkeit: CBS) schlägt sie vor, in einer Show aufzutreten, um auf diese Weise an Geld zu kommen. In dem Büro, in das sie sich hineingleiten läßt, tagen tatsächlich gerade die Programmverantwortlichen, die das für eine sehr gute Idee halten.

Weiter hinten im Studio arbeitet gerade ein neu eingestellter Elektriker namens Max Dillon. Der Spinne kommt der Name irgendwie bekannt vor, aber ein TV-Boß meint, sie verwechsle ihn mit Matt Dillon aus der TV-Serie „Pulverrauch“ (gemeint ist „Rauchende Colts“). Dillon seinerseits weiß genau, wer die Spinne ist, will aber in aller Ruhe auf die beste Gelegenheit warten, die Spinne zu besiegen. Er steht gerade unter Bewährung. Zuhause hört er im Fernsehen einen Kommentar von Jonah Jameson, der sich über den geplanten TV-Auftritt der Spinne aufregt und dazu aufruft, sie einzusperren. Dillon kommt ein Gedanke: Jameson würde bestimmt viel Geld dafür bezahlen, wenn er das übernehmen würde.

Electro verschafft sich Zugang zu JJJs Büro und bringt ihn dazu, ihm 5000 Dollar für den Job zu versprechen. Jonah ist insgeheim selig: Für ihn war das wieder mal ein Schnäppchen, denn er hätte auch 20 000 Dollar bezahlt. Jameson lädt Joe Robertson und Captain Stacy zu der Fernsehshow ein – sie sollen Zeugen seines Triumphs über die Spinne werden. Er verrät ihnen freilich noch nicht, warum er plötzlich zum Fan von Fernsehunterhaltung geworden ist. Peter Parker muß inzwischen erstmal sein rußiges Kostüm reinigen, und zwar im Waschsalon. Er benutzt dafür nicht sein Zweitkostüm, sondern zieht sich eine Papiertüte über den Kopf, während die anderen Salonbesucher staunen.

Die Spinne kommt in die gerade laufende Show, die offenbar auch live übertragen wird. Das dürfte in der Wirklichkeit so nicht funktionieren, erhöht aber die Spannung. Griffin plaudert mit ihr im Stil von Letterman oder Leno. Aber nach wenigen Minuten schlägt Electro zu. Im Studio bricht Panik aus. Jonahs Begleiter sind entsetzt, daß er diese große Gefahr heraufbeschworen hat, aber er zuckt nur die Schultern. Die Spinne hat alle Mühe, den Elektroblitzen auszuweichen, kommt aber doch bald darauf, wie sie Electro stoppen kann. Mit ihrem Netz bindet sie ihm Hände und Füße zusammen und erzeugt so bei ihm einen Kurzschluß. Es gibt noch einmal eine gewaltige Stromentladung, die auch die Spinne voll erwischt. Electro wankt ohne Energie davon, und auch die Spinne ist nicht mehr kampffähig. Sie hat Verbrennungen erlitten. Das muß man wohl als ein Unentschieden ansehen.

Nachzutragen ist die Party mit Peter, Gwen und Flash. Gwen macht in jedem Moment deutlich, daß sie nur Peter liebt. Flash als möglicher Nebenbuhler ist nicht mehr aktuell. Aber er verspottet den „putzigen Parker“. Gwen kann beide nur knapp von einer Rauferei abhalten. Peter verläßt die Party. Gwen geht ihm nach und erfährt endlich einen (wenn auch nicht den) Grund für seine Niedergeschlagenheit: Peter hält sich für zu arm, um mit Gwen zusammensein zu können. Das bestreitet sie heftig. Der Gedanke verfolgt, wenn ich mich recht erinnere, ihn aber noch länger.

Nicht übel. Der Kurzschluß von Electro überzeugt mich zwar nicht so recht, aber sonst habe ich an dieser Ausgabe nichts weiter auszusetzen. Die Hefte, die Buscema zeichnete, fand ich damals zwar auch nicht schlecht, aber Romita scheint sich doch mit „seiner“ Serie eindeutig mehr Mühe zu geben. Kuriosum am Rande: Laut Marvel.wikia stammt das Cover von Marie Severin. In dem Heft findet sich eine weitere Leserbriefseite – noch zwei längere Briefe zum „Fall Der Rote Wächter“, einer davon stammt von Hajo F. Breuer.
Peter L. Opmann ist gerade online   Mit Zitat antworten