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Alt 22.12.2015, 19:19   #40  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Etwas allgemeines zur Serie: in einem anderen Thread hat ein gewisser „Ivanhoe“ verblüfft angemerkt, dass in dem Heft „Ein Verräter trägt die Krone“, Nr. 3, nicht zu erkennen war, dass Sir Ivanhoe (seine Geheimidentität) eine tragende Rolle spielt; von Richard Löwenherz, dem König von England ganz zu schweigen. Selbst der Untertitel „Das Geheimnis vom Dürnstein“ ist da wenig erhellend. Die Titelauswahl der bisherigen Hefte sind insgesamt recht eigenwillig. Selbst für eine Serienfigur, sagen wir Akim, würde „Ein Verräter trägt die Krone“ passen. Akim war ein König im Dschungel, jedenfalls bei Pedrazza / Renzi, da konnte es durchaus passen. Aber für die hier aktuelle Reihe ohne durchgängigen „Helden“ kommt mir selbst „Die Verschwörer von Cartagena“ wenig aussagekräftig vor, egal ob er für ein kindliches oder erwachsenes Publikum gedacht war und ist.

Das folgende hier zu besprechende Heft macht da keine Ausnahme:

Nummer 5
Flammen über Florenz, Der junge Herzog erobert seine Stadt






... kann sonst was bedeuten. Hätte irgendetwas über die Medici verlautet, könnte man zumindest die Zeit eingrenzen, wann diese Geschichte spielt: zum Beginn der italienischen Renaissance im ausgehenden 15ten und im 16ten Jahrhundert. Die Medici und die Pazzi, reiche Handelsfamilien, stritten um die Macht in Florenz. In der Historie und im Heft ist diese Auseinandersetzung das Thema. Allerdings werden Klischees bedient, wie man am Abbild des „jungen Herzogs“ auf dem Titelbild sehen kann: gut aussehend (ahem), der Bösewicht ein typisches Schurkengesicht. Warum das hier so ist, weiß ich nicht, denn die Medici waren keine zart besaitete Familie, was die Eroberung und Verteidigung ihrer Macht anging, aber sei´s drum.

Giuliani I. de´ Medici wurde 1478 – und nicht um 1500, wie im Heft verkündet, der Pazzi-Verschwörung zum Opfer. Sein ältester Sohn, Piero di Lorenzo (!) de´ Medici anschließend der Nachfolger. Und darum geht es auch im Heft. Zwischendurch finden Fechtduelle, Brandstiftungen (daher der Titel), Angriffe der Landsknechte der Pazzi, die Flucht Pieros, usw. es ist was los. Zum Schluss läuten die Glocken und alle jubeln über den Sieg der Medicis.

Historisch hat der Inhalt natürlich schwächen, die Medici werden positiv dargestellt, was sie zumindest in der Förderung der Künste und Bauten sicherlich waren. Ihre Gegner sind die Bösen – obwohl auch sie nur von den Vorteilen der Macht profitieren wollen. Die Stadt Florenz ist oft am markanten Kuppelturm der Kirche von Santa Maria del Fiore und am Campanile des Palazzos Vecchio zu erkennen.

Erich Dittmann, ein neuer Zeichner, setzt Lindens Skript sicherlich geschickt um. Leider ist die rot-schwarze Farbgebung, wie schon bei den vorherigen Heften, unvorteilhaft. Seine Zeichnungen sind leider etwas strichig, d. H. er benötigt häufig viele Linien zur Darstellung von Personen, Gebäuden und Landschaften. Dadurch wirken die Seiten unruhig.

Hans-Jürgen Linden, der Chefredakteur, wurde auf Dittmann durch dessen grafische Veröffentlichungen aufmerksam. Er kontaktierte ihn und beide wurden handelseinig. Linden soll 20 Mark pro Seite bekommen haben, was ihm auf Dauer zu wenig war: nach nur insgesamt 3 Heften (Nr. 5, 8 und 11) kündigte er sozusagen. Nachzulesen ist das alles ausführlicher in der SP 108.
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