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Alt 22.08.2017, 10:03   #75  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Zitat von eck@rt Beitrag anzeigen
Wie ich aber schon sagte, ich glaube daran, dass Kunst allein Konvention ist.
Bis zum Anbruch der Moderne stimme ich dir zu, danach wird es komplizierter. Denn dann werden in der Kunst selbst Konventionen verhandelt, und das geschieht meist, indem darüber gesprochen wird. Insofern gibt es kein schlimmeres Urteil als ein "nett gemacht, gefällig und selbst für die Dümmsten verständlich". Deswegen ist ein wahnwitziger Rant oder ein bissiger Verriß immer noch besser als ein schulterzuckendes Publikum und Stille im Walde.

Allerdings darf Hinz und Kunz bei dem Spiel mit Konventionen nicht mitmischen, Krethi und Plethi bleiben außen vor. Die richtigen Leuten müssen reagieren - siehe die Aufregung um die Performance "Auschwitz on the Beach" bei der laufenden documenta.
Je mehr Leute von Gewicht sich an der Debatte beteiligen, umso besser. Wenn das Werk weitere Werke von anderen Künstlern provoziert, sorgt das für eine enorme Resonanz. Wenn sich immer wieder nachwachsende Generationen darauf beziehen, verschafft das eine gewisse Reputation. Jede Hommage, jede Parodie, jedes Pastiche wird zu einer Auszeichnung.

Moderne Kunst funktioniert meiner bescheidenen Meinung nach ähnlich wie Vexierbilder. Spätestens mit der Erklärung sollte es einen Aha-Effekt geben. Und wer den kennt, kann sich als eingeweiht betrachten.
Leute können sich guten Gewissens ein Leben lang damit beschäftigen, obwohl es keine simple Gebrauchsanweisung gibt. Irritationen und ein leicht flaues Gefühl in der Magengrube gehören dazu wie das Salz in der Suppe.
Aber solche Werke können nicht am Reißbrett entworfen werden.
Dann müssen sie auch noch funktionieren und den richtigen Leuten in die Finger geraten. Eine Gleichung mit zu vielen Variablen ...
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