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Alt 31.07.2019, 22:15   #121  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 32

Erscheinungstermin: 8/1976

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 114
2) Journey into Mystery # 109
3) Silver Surfer # 11

Story-Titel:
1) Je stärker ich bin, desto schneller sterbe ich!
2) Aus Asgard verbannt!
3) ohne Titel (Oh, bitterer Sieg!)

Original-Storytitel:
1) The stronger I am, the sooner I die!
2) Banished from Asgard!
3) O, bitter Victory!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) Jack Kirby / Vince Colletta
2) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee
3) Stan Lee



Das große Problem, daß Thor unbesiegbar und damit ein langweiliger Held ist, ist in der Serie bisher immer dadurch gelöst worden, daß Thor geschwächt wurde. Nun versucht es Stan Lee anders herum: Er erschafft einen Gegner, der so stark ist wie Thor. Die Story ist so schwungvoll und mitreißend geschrieben und inszeniert, daß man Lee und Kirby anzumerken scheint, wie sehr sie von dieser neuen Variante beflügelt wurden. Sie weist ein paar Kinderkrankheiten auf, kann aber, wenn man darüber hinwegsieht, auch heute noch überzeugen. Es handelt sich allerdings um einen Zweiteiler, und man muß abwarten, wie die Sache ausgeht.

Wieder mal hat Loki seine widerlichen Finger im Spiel. Zu Beginn ist Thor hinter einem (offenbar feindlichen) Geheimagenten her, der einen extrem hochgetunten Sportwagen fährt und eine gefährliche Knarre mitführt. Für Thor ist das wie üblich kein Problem. Wie ofters gesehen, versucht Loki von Asgard aus, Thor zu schwächen, damit der Agent ihn plattmachen kann. Es funktioniert aber nicht; Loki erkennt, daß nur Odin Thor seine Kraft nehmen kann. Nun kommt er endlich darauf, daß er auch anders vorgehen kann. Im Speisesaal eines Hochsicherheitsgefängnisses sitzt der Schwerverbrecher Crusher Creel. Ihn verwandelt Loki durch Magie in den Absorber, das heißt, Crusher nimmt die Eigenschaften jedes Materials an, das er berührt. Natürlich berührt er bevorzugt Stahl oder Stein und wird damit für die Wachleute unverletzbar. Er erkennt schnell, was mit ihm los ist, und bricht aus dem Knast aus.

Don Blake verbindet gerade in seiner Praxis einen Reporter namens Hobbs, der in den nächsten Ausgaben weiter eine Nebenrolle übernimmt. Der Journalist wird als Draufgänger charakterisiert, der jederzeit für eine gute Story sein Leben riskiert. Da hört Blake im Radio von Creels Gefängnisausbruch. Zwar ist er mit Jane zum Abendessen verabredet, aber er entschuldigt sich und läßt sie allein zurück. Er macht sich auf die Spur von Creed. Als sie sich kurz darauf begegnen, berührt Creel mit der Metallkugel, an die er noch immer gekettet ist, Thors Hammer und ist augenblicklich genauso stark wie er. In diesem Moment kommt der Reporter Hobbs dazu (wie er Thor mit konventionellen Verkehrsmitteln so schnell folgen konnte, bleibt offen). Hobbs droht Creel mit einer Dynamitstange, die er offenbar immer für alle Fälle dabeihat. Doch der Absorber ist völlig unbeeindruckt, und Thor muß Hobbs vor der Explosion bewahren. Dann ist Creel weg. Thor stößt kurz darauf auf einen völlig verstörten Lastwagenfahrer, der ihn wieder auf Creeds Spur bringt. Creel überlegt inzwischen, was er in seiner neuen Situation tun kann. Ausnahmsweise will er nicht sofort die Weltherrschaft, sondern stellt sich als südamerikanischen Diktator vor.

Thor ist Creel wieder auf den Fersen. Aber der reagiert ganz cool und will sich nun seinen Verfolger endgültig vom Hals schaffen. Wieder kann er dieselben Kräfte entfalten wie der Donnergott. Thor will nun seinen Gegner im Ringkampf ausschalten, aber während sie rangeln, werden sie von Nebel eingehüllt, und für Thor stellt sich eine Verbindung zu Asgard her. Balder erscheint und berichtet, daß Loki Jane Foster gekidnappt hat (was uns Lesern völlig verborgen geblieben ist). Thor läßt den Absorber im Nebel zurück und schwingt sich auf ein Pferd, um Loki zur Rechenschaft zu ziehen. Crusher Creel beschließt derweil unterzutauchen, um einen Plan zu schmieden.

Wie gesagt, das liest sich absolut packend, und ich wiederhole noch einmal, daß Jack Kirby die Episode beeindruckend – allerdings zum letzten Mal mithilfe von Chic Stone – in dynamische Bilder umgesetzt hat. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, Lee und Kirby waren beim Erzählen dieses Abenteuers noch etwas unsicher, was der Absorber mit seiner Kraft anfangen könnte. Er wirkt aber gleich brutal, verschlagen, skrupellos – endlich ein würdiger Gegner für den edlen, nun wohl nicht mehr unbesiegbaren Thor. Allerdings erleidet der Donnergott hier zunächst keine Niederlage, sondern sein Kräftemessen mit Creel endet mehrmals unentschieden. Der Unterschied zu früheren Storys ist, daß man nicht das Gefühl hat, daß Thor seine Überlegenheit letztendlich ausspielen wird. Am Ende wird dem Leser bewußt gemacht, daß der böse Loki weiterhin auch im Spiel ist, was die Aufgabe für Thor noch schwieriger macht. Unbefriedigend ist nur, daß man nur aus zweiter Hand erfährt, was mit Jane Foster passiert ist, und nicht weiß, was genau aus ihr geworden ist. Hoffen wir, daß sich diese Frage im nächsten Heft klärt.

Kurz vor der Einstellung der Serie nimmt „Thor“ also Fahrt auf – schade irgendwie. Auf dem Cover taucht zudem der Werbeslogan „Das MMT will dich!“ auf. Einen Monat später wird das MMT durch die schlichtere Bezeichnung „Marvel-Redaktion“ ersetzt.

Geändert von Peter L. Opmann (01.08.2019 um 09:12 Uhr)
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