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Alt 03.06.2019, 07:37   #47  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 10

Erscheinungstermin: 10/1974

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 92
2) Silver Surfer # 4

Story-Titel:
1) Der Tag, als Loki Thors magischen Hammer stahl!
2) Das Gute, das Böse und das Unheimliche!

Original-Storytitel:
1) The Day Loki stole Thor’s magic Hammer
3) The Good, the Bad and the Uncanny!

Zeichnungen:
1) Joe Sinnott
3) John Buscema / Sal Buscema

Text:
1) Stan Lee / R. Berns
3) Stan Lee



Die Silver-Surfer-Ausgabe mit Thor als Gaststar habe ich zwar als Kind nur ausschnittsweise gekannt (nur den zweiten und dritten Teil), aber schon damals lag für mich auf der Hand, daß hier Thor weitaus besser inszeniert ist als in der Hauptstory. Und es hat mich etwas verwundert, denn es kam bei den Williams-Marvels sonst eigentlich nicht vor, daß die Zweitstory besser war als die Titelgeschichte. Dennoch wollen wir hier „Journey into Mystery“ weiterverfolgen, auch wenn das im Moment ein wenig nervig ist. „Silver Surfer“ # 4 ist allerdings auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Joe Sinnott zeichnet gut, aber seine Zeichnungen reißen den Comic nicht aus der Zweit- oder Drittklassigkeit heraus. Stan Lee läßt die Story nun von einem gewissen R. Berns ausarbeiten (Pseudonym für Robert Bernstein, der als Superman-Autor und Schöpfer des Silver-Age-Aquaman ausgewiesen wird). Berns kann jedoch in dem Rahmen, der Thor bisher gesetzt ist, auch keine Wunderwerke vollbringen.

Immer wieder geht es darum, daß Thor seines Hammers verlustig geht, ohne den er überhaupt kein Superheld sein kann. Dabei wird immer die Regel außer Acht gelassen, daß der Hammer stets zu Thor zurückkehren muß; es sei denn, ich habe da etwas falsch verstanden. Mir fällt zugegeben kein anderer Superheld ein, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat – vielleicht noch die Grüne Laterne, wenn sie ihren Ring nicht aufladen kann. Aber die Sache mit dem verlorengegangenen Hammer ist nun doch schon recht ausgelutscht. Trotzdem wird sie hier erneut der Story zugrundegelegt, und in den kommenden Ausgaben wird sich das noch einige Male wiederholen.

Am Anfang ist die Story nicht schlecht, aber sie hat den Nachteil, daß sie schon fast vorbei ist, wenn sie den Hauptkonflikt entfaltet, wenn nämlich Thor ohne Hammer gegen die Magie Lokis kämpfen muß. Zunächst trifft Heimdall, der Wächter der Regenbogenbrücke, auf Neri, Frickas Magd. Er argwöhnt sofort, hinter ihrer Gestalt könnte sich Loki verbergen, der wieder verbotswidrig Asgard verlassen will. Heimdall scheint indes etwas kurzsichtig zu sein, denn Neri zeigt ihm, daß Loki nach wie vor an einen Felsen angekettet ist, und zwar mit Ketten aus Uru-Metall, das quasi unkaputtbar ist.

Don Blake bekommt es wie in „Thor“ # 7 mit einem angeschossenen Gangsterboß zu tun. Seine Leute wollen ihn zwingen, die Kugel zu entfernen, und ihn anschließend beseitigen. Aber Blake gelingt es, sich in Thor zu verwandeln und die Gangster auf einem Krankenbett verschnürt direkt ins Gefängnis zu verfrachten. Dann wird Thor zu Dreharbeiten für einen Wikingerfilm gebeten, wo er gegen ein (nachgemachtes) Seeungeheuer kämpft und mit seinem Hammer einen Berg zerschellen läßt. Aber in diesem Moment greift Loki ein, lenkt den Hammer nach Asgard um und zerstört mit ihm seine Ketten (der Hammer ist bekanntlich ebenfalls aus Uru-Metall).

Thor weiß zunächst nicht, wo sein Hammer abgeblieben ist, und Odin weiß es ebenfalls nicht. Alle Götter müssen suchen gehen, und Thor wird nach Asgard gebracht, wo er sich auch ohne Hammer nicht in Don Blake verwandelt. Loki ist nun nicht nur frei, sondern kann auch Thor angreifen: zunächst durch Bäume, die lebendig werden, dann durch Drachen, die er aus Wolken entstehen läßt. Thor bastelt sich jedoch zunächst einen Hammer aus Holz, mit dem er die Bäume kurz und klein schlägt, dann einen aus Stein, mit dem er die Drachen abwehrt. Dann findet er seinen echten Hammer wieder und erkennt zugleich, daß Loki sich befreit hat. Odin schickt darauf eine Eingreiftruppe, die Loki wieder gefangen nimmt. Ein Panel bleibt für eine nette Schlußszene in Don Blakes Praxis.

Wir haben also nur drei Seiten Kampf gegen Bäume und Drachen und eine Seite, auf der Thor seinen Hammer zurückbekommt und Loki hopsgenommen wird. Die Dreharbeiten (ein Motiv, das in der Frühzeit einiger Marvel-Serien vorkommt) erscheinen mir dagegen beinahe überflüssig. Der angeschossene Gangsterboß hat auch keine Verbindung zur restlichen Story. Anzunehmen, daß auch R. Berns sein Manuskript in großer Zeitnot zusammenstückeln mußte. Entsprechendes Stückwerk kommt dann dabei heraus. Dieses Heft ist mit fünf redaktionellen Seiten üppig ausgestattet, zuzüglich einer Werbeseite für „Die Gruft von Graf Dracula“.
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