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Alt 01.09.2021, 20:27   #159  
Peter L. Opmann
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Danke für Deine Hinweise.

Conan the Barbarian # 12 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin: Dezember 1971 / 2019

Story-Titel: Das Monster im Dunkel / Das Blut des Drachen

Original-Storytitel: The Dweller in the Dark / The Blood of the Dragon!

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith / Gil Kane und Bullpen

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Michael Strittmatter / Bernd Kronsbein

Nachdem er die 34-Seiten-Story gezeichnet hatte, brauchte Barry Smith offenbar eine Erholungspause. Marvel brachte eine Story, die für das nach einer Ausgabe eingestellte Magazin „Savage Tales“ gedacht gewesen war und in der Schublade lag. Man kann das gut an den Grauflächen erkennen, die durch die Colorierung noch durchschimmern, denn ursprünglich war dieser 16-Seiten-Comic schwarzweiß. Einen Sieben-Seiten-Füller steuerte Gil Kane bei, die erkennen ließ, daß er schon lange vor „Jurassic Park“ gern Dinosaurier zeichnete. (Marvel gibt also hier die mit DC vereinbarte Heftreform wieder auf und fabriziert ein Heft mit etwas mehr Comicseiten als bisher zum Preis von nun 20 Cent.) In der Hauptgeschichte gerät Conan zwischen zwei Frauen und muß sich eines Riesenkalmars erwehren. Man merkt, es geht hier erotisch mehr zur Sache als in den vorhergehenden Comic Books, und Conan hält seinen bisherigen Moralkodex nicht ganz durch.

Als er in einer Oase nahe der Stadt Wasser trinken möchte, wird er unter dem Vorwand, keine Steuern bezahlt zu haben, festgenommen. Die Wachen ahnen, daß sich Königin Fatima für den gut gebauten Barbaren interessieren können und bringen ihn vor ihren Thron. Er soll in ihren Militärdienst treten, merkt aber bald, daß er eher als Lustknabe im Palast gefangengehalten wird. Eine Dienerin, Yaila, hat auch ein Auge auf Conan geworfen und will ihm bei nächster Gelegenheit näherkommen. Als die beiden inflagrati erwischt werden, erzürnt das Königin Fatima. Sie verurteilt beide zum Tod und läßt sie in ein unterirdisches Gangsystem, wohl eine frühgeschichtliche Kanalisation, bringen. Kurz darauf biegt bereits der Kopffüßler um die Ecke, der allerdings, der Biologie zum Trotz, ein mit vielen spitzen Zähnen bewaffnetes Maul direkt unter den Augen aufweist. Auch die Glubschaugen sind nicht ganz stimmig und im Übrigen weniger furchterregend als die wirklichen Augen eines Oktopus.

Conan sticht dem Monster ein Auge aus und flieht dann mit Yaila durch einen Seitengang, wobei die Frau unaufhörlich lamentiert und ihn behindert. Witziges Detail: Conan beschwert sich hier gleichsam über das Klischee, daß er immerzu hilflose Frauen retten muß. Ein Kanaldeckel, den er anhebt, bringt ihn und seine Begleiterin in den Thronsaal Fatimas zurück. Sie hetzt ihre Wachen auf Conan, aber der packt sie und wirft sie der Krake zum Fraß vor. Thomas erwähnt diese Wendung und meint, so hätte er Conan nicht handeln lassen dürfen (jedenfalls zu dieser Zeit Anfang der 1970er Jahre), weil der Frauen nie ein Leid antue. Möglicherweise aus diesem Grund hat Condor die Episode in seinen Taschenbüchern ausgelassen. Egal – Conan zeigt nun Interesse, Fatima als Herrscher Corinthias zu beerben, aber die Leute erklären ihm, daß in dieser Stadt nur Frauen regieren können. Also bietet er ihnen Yaila als neue Königin an und zieht weiter.

Gil Kane hätte, ebenso wie John Buscema, auch gern „Conan“ gezeichnet, bekam aber nur selten die Gelegenheit. Hier liefert er ein ansprechendes Cover, geinkt von dem eben erst angesprochenen Vince Colletta, und die erwähnte Füllstory, die nichts mit der Conan-Saga zu tun hat und in der auch kein ähnlicher Barbar vorkommt. Es ist eine typische, aber nur mäßig frappierende twisted tale über einen hinterlistig taktierenden Ritter, der ausgesandt wird, einen Drachen zu töten, nachdem der Sohn des Herrschers dem Monster offenbar zum Opfer gefallen ist. Er erkennt zu spät, daß derjenige, der den Drachen tötet, damit selbst zum Drachen wird. Interessant an der Story ist lediglich, daß Kane sich und Roy Thomas zu Beginn und am Ende selbst in Szene setzt und die Handlung ironisch kommentiert.

Also ein ungewöhnliches Heft, vor allem grafisch über dem Durchschnitt. „Dweller in the Dark“ finde ich, gerade wegen der nicht eingehaltenen Moralgrenzen, recht interessant; „Blood of the dragon“ bietet eher optischen Genuß.
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