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Alt 30.08.2021, 21:50   #157  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 11 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 1 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin: November 1971 / 1979 / 2019

Story-Titel: Der rote Priester / Die Klauen von Thak

Original-Storytitel: Rogues in the House / The Talons of Thak

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith, Sal Buscema

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Michael Strittmatter

Dies ist nun die einzige lange „Conan“-Story, die aus der zwischen DC und Marvel vereinbarten Preisreform hervorgegangen ist. Im nächsten Heft wird der Coverpreis wieder auf 20 Cent gesenkt (was eine faktische Preiserhöhung von fünf Cent ergibt, ohne daß die Leser letztlich mit einer erhöhten Seitenzahl entschädigt werden). Roy Thomas hat – womöglich bevor die Erhöhung der Seitenzahl beschlossen war – die Howard-Story „Rogues in the House“ ausgewählt, die sich wiederum in meinem ersten Heyne-„Conan“-Buch findet. Conans Gegner, ein riesenhafter wilder Affe, der auch auf dem Cover zu sehen ist, kommt nicht so furchterregend rüber, erinnert mich aber sehr an Tarzans Welt, und so ordne ich diese Episode trotz einiger Qualitäten nicht bei den besten der Barry-Smith-Phase ein.

Der Comic umfasst 34 Seiten, ist aber in einen ersten Teil mit 14 Seiten und einen zweiten mit 20 Seiten unterteilt. Ganz zu Beginn wurden Superheldencomics bei Marvel gern in Kapitel eingeteilt; ich erinnere mich, daß mir mal jemand erzählt hat, man fürchtete, Kinder wären mit 20 Seiten am Stück überfordert. Im ersten Teil wird Conan aus dem Gefängnis heraus engagiert, einen Adligen vor dem titelgebenden roten Priester zu beschützen. Ins Verlies ist Conan nach einem Verrat von Jenna gekommen. Nachdem Thomas und Smith in der vorhergehenden Ausgabe überdeutlich gezeigt hatten, daß die Romanze mit Jenna vorbei ist, ist es doch etwas verwunderlich, daß Conan erneut arglos bei ihr auftaucht. Durch ein Schlafmittel wird er kampfunfähig gemacht und abgeführt. Im Gefängnis befreit ihn der Adlige Murilo von seinen Ketten, und ein Wächter, der ihn zuvor provoziert hatte, muß das nun büßen. Schlimmer trifft es jedoch Jenna, die Conan von einem Dach und in eine Schlammgrube stürzt (Jenna gibt es zwar in der Howard-Vorlage nicht, diese Szene aber offenbar schon). Zuvor tötet er seinen Rivalen Igon – vielleicht wäre es die schwerere Strafe gewesen, ihn an der Seite von Jenna zu lassen...

Conan will nun den Auftrag Murilos ausführen, den roten Priester zu beseitigen. Beide dringen in sein Haus ein, finden ihn aber besinnungslos auf dem Boden liegend. Thak, der Affe, der alles nachmachte, was er bei dem Priester sah, hat nun dessen Position eingenommen. Heimlich beobachten die Männer, wie Thak einen wilden Leoparden tötet (inspiriert durch King Kongs Kampf mit einem Tyrannosaurus Rex). Conan, Murilo und der Priester wollen fliehen, aber das Haus ist verschlossen. So entscheidet sich Conan zu kämpfen. Es folgen vier Seiten Action, wobei sich der Affe als fast unempfindlich für Conans Schwert erweist. Sie versuchen vielmehr, sich gegenseitig zu erwürgen. Schließlich kann Conan Thak doch sein Schwert ins Herz stoßen, und der Affe bekommt eine Sterbeszene. Am Ende versucht der Priester, Conan und seinen Auftraggeber loszuwerden, indem er einen Feuerring um sie legt. Doch Conan wirft sein Schwert auf ihn und spießt ihn auf. Offenbar (es wird nicht ganz deutlich) verschwindet damit der Feuerring, und Conan und Murilo können ihrer Wege ziehen.

Beim Affen Thak fällt mir Edgar Allen Poes „Morde in der Rue Morgue“ ein. Soviel ich gehört habe, waren Affen 20 Jahre vor diesem „Conan“-Band in amerikanischen Comics sehr verkaufsfördernd und wurden vor allem von DC gern eingesetzt. Hier soll der Affe einfach ein Monster – vielleicht nicht ganz gefühllos wie eben King Kong – sein, und diese Funktion erfüllt er mehr schlecht als recht. Vielleicht wurde er 1971 noch anders gesehen, und er konnte den damaligen Lesern wirklich Furcht einflößen. Conan sagt nach dem Kampf demonstrativ: „Ich zähle ihn zu den besten, deren Seele ich zur Hölle geschickt habe.“ Aber das klingt etwas hohl. Für den Umfang von 34 Seiten ist die Story bemerkenswert simpel aufgebaut. Pluspunkte sind Conans Umgang mit der wirklich treulosen Jenna, der seine komischen Aspekte hat, und die Momente, in denen der sterbende Thak fast menschlich wirkt. Aber letztlich hätte ich von einem solchen extralangen Comic doch mehr erwartet.

Die Grafik von Barry Smith bleibt indes auf hohem Niveau. Ihm gelingt immer wieder, Szenen filmisch umzusetzen, und er spart nie an Details (nicht auszudenken, wenn man dies Vince Colletta hätte inken lassen…). Obwohl er sich sichtlich Mühe gibt, schafft er es allerdings auch nicht, den Affen zu einem richtigen Untier zu machen. Mehr Licht-Schatten-Effekte hätten diese Wirkung möglicherweise erbracht, aber darin liegt Smiths besondere Stärke nicht.
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