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Alt 17.10.2018, 16:43   #378  
Peter L. Opmann
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Spinne (Williams) 72

Erscheinungstermin: 11/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 71
2) Journey into Mystery # 118

Story-Titel:
1) Der Schnelle und die Spinne!
2) Den Donnergott zu töten!

Original-Storytitel:
1) The Speedster and the Spider!
2) To kill a Thunder God!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



In dieser Ausgabe wird die Geschichte um die antike Tafel erstmal wieder auf Null gestellt. Die Spinne entschließt sich, sie Captain Stacy zu übergeben. Damit könnte diese Story zuende sein – man weiß nur noch nicht, was die Inschrift besagt. Für mich wäre sowohl denkbar, daß Stan Lee bisher auch noch nicht weiß, was das Geheimnis dieser Tafel sein könnte. Oder er meinte, die endlosen Kämpfe mit dem Kingpin könnten die Leser allmählich ermüden, und führte deshalb einen neuen Gegner ein, einen klassischen Gaststar: Quecksilber, damals Mitglied der Rächer. Grundsätzlich könnte auch ein laufendes Crossover den Themenwechsel erfordert haben, aber dagegen spricht, daß es eigentlich schon einige Zeit zurücklag.

Lee und Romita lassen sich aber gut zehn Seiten, also mehr als die Hälfte des Hefts, Zeit, zunächst die Sache mit der Tafel abzuschließen. Für mich als Neuleser war das sehr wichtig. Ich merkte, daß die Dinge hier fortlaufend miteinander zusammenhängen und ich tunlichst am Ball bleiben mußte. Zu Beginn sitzt Peter Parker, noch halb mit seinem Spinnen-Kostüm bekleidet, in seinem Studentenapartment und denkt über die jüngsten Ereignisse nach. Insbesondere beschäftigt ihn, was aus Jonah Jameson geworden ist. In diesem Augenblick platzt sein Kumpel Harry Osborn herein. Peter schafft es knapp, das Superhelden-Oberteil verschwinden zu lassen. Die langen Unterhosen bedeckt er mit einem Bademantel, wobei die netzverzierten Strümpfe unten herausschauen. Harry merkt aber glücklicherweise nichts.

An dieser Stelle wird zu Quecksilber und seiner Schwester, der Scharlachhexe, übergeblendet. Hier handelt es sich um einen Handlungsstrang, der offenbar in „X-Men“ startete und sich in „Avengers“ fortsetzte. Quecksilber wird hier sozusagen aus der Versenkung geholt, denn in USA ist die Veröffentlichung schon ein Dreivierteljahr her. Bei uns wurde der erste Teil nur bei Hit-Comics und der zweite erst ein paar Monate später veröffentlicht. Für mich damals eher verwirrend, obwohl sich die Redaktion redlich mühte, die Vorgeschichte zu erklären. Jedenfalls hatte sich Quecksilber als mißverstandener Mutant dem bösen Magneto angeschlossen Nach dem Angriff der Rächer flog die Insel, auf der er residierte, in die Luft, was Magneto offenbar das Leben kostete. Quecksilber, Wanda und Magnetos einstiger Diener, die Kröte, konnten sich absetzen.

Quecksilber will sich und seine Begleiter rehabilitieren und sich zu diesem Zweck an die Rächer wenden. Doch die sind gerade in Afrika unterwegs („Avengers“ # 62). Da wird er auf eine typische „Bugle“-Schlagzeile aufmerksam, die die Spinne zum Verbrecher stempelt. Er kommt auf die Idee, seine gute Gesinnung zu beweisen, indem er sie an die Justiz ausliefert. Dafür muß er sie natürlich erstmal fangen. Das bedeutet sechs Seiten Duell. Nachdem die Spinne anfangs den schnellsten Mann der Welt – von Flash wohl abgesehen – kaum zu fassen bekommt, kann sie ihn letztlich doch ausschalten, indem sie ihn gegen ihren ausgestreckten Arm rennen läßt. Quecksilber versichert, er betrachte sie nicht mehr als Feind, und die Spinne schwingt davon, ohne sich für seine Probleme zu interessieren. Naja, wir sind auch schon auf der letzten Seite.

Zwischendurch erleben wir Joe Robertson, den Lokalchef des „Daily Bugle“, zuerst am Krankenbett von JJJ und dann als frei schaltenden und waltenden Zeitungsmann. Er kauft Peter seine Fotos vom Kampf der Spinne gegen den Kingpin für eine großzügige Summe ab und verwertet sie dann als Belege für die Unschuld der Spinne. Was natürlich bei JJJ im Krankenhaus einen Wutanfall auslöst. Nachdem ich inzwischen in derselben Branche arbeite, denke ich mir: wie konnten diese beiden Typen jemals konfliktfrei zusammenarbeiten? Und warum hat Jonah noch nie versucht, seinen quertreibenden Mitarbeiter rauszuwerfen? Ich weiß, daß Robertson auch Jahre später noch in leitender Position beim „Bugle“ arbeitete.

Das Crossover von Quecksilber und der Scharlachhexe kann man wohl schwerlich als Marvel-Meisterwerk bezeichnen. Warum der Speedster zwischen den Fronten hin- und herwechselt, wird nie so recht begründet, geschweige denn plausibel gemacht. Das ist aber hier nur ein Schönheitsfehler. Die Tafel-Story wird relativ elegant zur Seite gelegt, und Quecksilber taugt durchaus für eine kurze Action-Einlage. Für mich wäre freilich der Besuch der Spinne bei Captain Stacy eher der Höhepunkt des Hefts und hätte aufs Cover gehört; da hätte man ja Quecksilber durchaus schon im Hintergrund auftauchen lassen können. Aber es wird eben eher darauf gesetzt, daß die Leser an der alten Frage: Wer ist stärker…? interessiert sind.

Auch in diesem Heft beschränkt sich das Redaktionelle auf die Checkliste und die Programmvorschau.
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