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Alt 11.03.2020, 15:06   #76  
Peter L. Opmann
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Die Fantastischen Vier # 13




Auch diese FV-Story überzeugt mich nicht so richtig. Es beginnt in der deutschen Ausgabe mit dem Lettering von Hartmut Huff. Das ist eine Reminiszenz an meine Kindheit, denn diese Schrift findet sich in vielen frühen Williams-Marvels, aber sie ist doch ziemlich krakelig. Dagegen gibt es ein paar hübsche Übersetzungs-Details: "Heiliger Remo!"

Die Story selbst ist mir zu konstruiert. Es paßt nicht alles zusammen. Stan Lee hatte die Idee, daß künftige Ereignisse zuverlässig vorausberechnet werden - mittels Computer, der hier noch als "Denkmaschine" bezeichnet wird. Aber es ist eigentlich von Anfang an klar, daß man den menschlichen Faktor nicht vorausberechnen kann. Es ist zwar ganz witzig, wie der verrückte Denker die FV aus der Stadt lockt (dafür braucht man eigentlich seine Berechnungen nicht unbedingt), aber es ist doch am Ende sehr fragwürdig, daß er auch kalkuliert haben will, wie sie sich später gegen seine Angriffe wehren und ihn Schritt für Schritt einkreisen.

Und noch eine Sache wirkt konstruiert und unglaubwürdig: Die FV lösen den Alarm aus, weil der Denker die Unterwelt New Yorks um sich schart. Aber das verfolgen sie dann gar nicht weiter, sondern lassen sich bereitwillig in Urlaub schicken. Das ist für mich eine logische Lücke in der Story. Die Alarmierung dient natürlich dazu zu zeigen, was die Teammitglieder so treiben, wenn sie nicht im Einsatz sind, und das ist auch ganz witzig geschildert. Und daß sie aus New York weggehen, ist bereits Teil des "Meisterplans" des Denkers. Aber er hat angeblich auch miteinberechnet, daß sie schnell zurückkehren und beginnen, ihn zu bekämpfen. Also sowas...

Trotzdem ist es in vielen Details eine liebenswerte und für das Superheldengenre ungewöhnliche Story. Kann man auch als Erwachsener noch lesen - es ist halt nicht das FV-Abenteuer, bei dem sich alles perfekt rundet. Die Zeichnungen von Jack Kirby passen sich dem an - sie sind okay, aber nicht mehr auf dem Niveau von FV # 10. Beim Inker würde ich auf Dick Ayers tippen.

Abschließende Anmerkung: Eine Splash-Page zum Auftakt gab es zwar schon mal in FV # 10, aber jetzt setzt sie sich, wenn ich das richtig sehe, endgültig durch.

(Ich habe dann noch eine allgemeine Bemerkung zur Qualität der Storys gemacht: )

Stan Lee hat hier, in den frühen FF-Ausgaben, mit dem Genre experimentiert. Die Muster, die sich dann als spannend und leserkompatibel erwiesen, mußte er erst entdecken. Das ist meine Vermutung. Immerhin heißt es ja, er hatte die Nase voll von Standard-Superheldenstorys. Er war damals etwa 40 und wollte nicht für Kinder schreiben, hatte jahrelange Schreiberfahrung - ich kann mir nicht vorstellen, daß er es nicht konnte.

Wie gesagt: Von Williams-FV # 10 bin ich restlos begeistert; für mich ein Zeichen, daß Lee schon zu Beginn der FV-Serie ein guter Superhelden-Autor war. Manchmal mag auch Zeitdruck eine Rolle gespielt haben, daß eine Story nicht so gut geworden ist. Ich bin gespannt, ab welchem Heft man behaupten kann: Er hatte die Serie im Griff - ab dieser Ausgabe wurde ein bestimmtes Qualitätsniveau nicht mehr unterschritten.
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