Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05.10.2018, 21:48   #346  
Peter L. Opmann
Mitglied
 
Benutzerbild von Peter L. Opmann
 
Ort: Hessen
Beiträge: 5.530
Spinne (Williams) 68

Erscheinungstermin: 10/1976

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 67
2) Journey into Mystery # 116

Story-Titel:
1) Eine Spinne zerquetschen!
2) Zweikampf der Götter!

Original-Storytitel:
1) To squash a Spider!
2) The Trial of the Gods!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Actionreich wird der Zweiteiler zuendegeführt. Dabei kann man leicht übersehen, daß die Story keinen rechten Sinn ergibt. Die Spinne wurde auf Westentaschenformat verkleinert und befindet sich in einem Vergnügungspark, den sie vorher als Modell gesehen hat. Mysterio ist hinter ihr her, um sie wie ein richtiges Krabbeltier plattzukloppen, oder er läßt sie in diverse Fallen tappen. Weder wird so richtig klar, was da tatsächlich vorgeht, noch, ob die Spinne die Tricks durchschaut oder nicht. Aber es scheint ohnehin, als habe Stan Lee seinen Helden nur einer Reihe von Gefahren aussetzen wollen, um zu verfolgen, wie sie sich jeweils im letzten Moment in Sicherheit bringt. Am Ende, das ist lange absehbar, durchschaut sie Mysterio und macht ihn unschädlich. Immerhin sind die Zeichnungen deutlich besser als im vorangegangenen Heft, da sie nun wieder von Romita und Mooney stammen.

Bei der Inhaltsangabe kann ich mich kurz fassen. Die Spinne landet in einem Spiegelkabinett, wobei sie die Spiegel nicht zerschlagen darf, weil sie mit Gift präpariert sind; wie in „Grube und Pendel“ wird sie von einem schwingenden Fallbeil bedroht, gerät in die Fänge eines Meeresmonsters, muß einem riesigen Wurfmesser ausweichen und sich zwischendurch immer wieder des für sie riesenhaften Mysterio erwehren. Zunächst fällt ihr auf, daß er sie nicht zu Atem – und offenbar zum Nachdenken – kommen lassen will, aber rätselt doch eine Weile, was Mysterio im Schilde führt. Dann entdeckt sie sein Versteck in einem auffällig beleuchteten (warum eigentlich?) Turm. Als sie sieht, daß der Mysterio am Steuerpult genauso groß ist wie sie, durchschaut sie das Spiel endlich. Wir Leser dagegen nicht. Möglich wäre gewesen, daß Mysterio mit vergrößerten Kulissen arbeitet, um der Spinne zu suggerieren, sie sei winzig klein. Tatsächlich hat er, laut Spinne, „posthypnotische Suggestion“ angewandt, und irgendwas steckte schließlich in seinem Helm, wie im ersten Teil zu erfahren war. Es ist also die von Lee schon des öfteren verwendete Hypnose, begrifflich etwas aufgemotzt, die aber die Spinne durch Überlegung letztlich doch überwunden hat.

Ein bißchen Soap Opera hat die Geschichte auch noch zu bieten: Tante May sorgt sich so sehr – freilich ohne konkreten Grund – um ihren Neffen Peter, daß der Arzt kommen und ihr bescheinigen muß, ein Herzinfarkt stehe unmittelbar bevor, wenn sie sich nicht extrem schont. Jonah Jameson will die Story vom Kampf der Spinne gegen Mysterio. Öffentlich geworden ist davon aber bisher nichts, so daß Joe Robertson beschließt, Captain Stacy um Rat zu fragen. Seinen wohl ersten Auftritt hat Robertsons Sohn Randy, der im nächsten Heft in Studentenproteste, damals noch etwas äußerst Verwerfliches, verwickelt werden wird. Ansatzweise originell ist das Ende. Der besiegte Mysterio fleht die Spinne an, ihn mit ihren Sprüchen zu verschonen. Sie gibt zurück: „Und ich glaubte, ich sei so redegewandt! Oh, ja – man kann nicht alles haben!“ Im letzten Bild schwingt sie über Protestplakate hinweg. Hat dieses Bild 1968 bereits für Dramatik gesorgt? Kaum zu glauben.

Da ich das immer verfolgt habe: Die Marken-Paul-Werbung ist nicht mehr da (wohl weil es nur noch drei Marvel-Titel gibt plus „Horror“ und zum letzten Mal „Planet der Affen“). Dafür kann jetzt die Check-Liste mit einer halbseitigen Sea-Monkeys-Anzeige kombiniert werden. Die Redaktion bringt eine diesmal wieder ziemlich kontroverse Leserbriefseite, die allerdings vor der Einstellung von sechs Titeln zusammengestellt worden ist. Denn ein Leser beschwert sich über die mystisch-verspielte Sprache von Dr. Strange. Das sei in US-Original noch viel schlimmer, heißt es. Sieglinde bemängelt das „billige Papier“ und wirft Williams vor, nur Geld verdienen zu wollen. Christian wünscht sich noch viel mehr US-Titel wie „Sgt. Fury“, „Marvel Team-up“, „Werewolf by Night“ und „Howard the Duck“. In zwei Briefen werden einmal die Kurzgeschichten in Dracula und Frankenstein kritisiert (weil noch aus den 50er Jahren) und einmal gelobt. Schließlich geht es noch um den Phasenvertrieb, der dafür gesorgt hat, daß manche Leute von den Superbänden (von denen sich die Redaktion allerdings distanziert), „Kung Fu“ und dem „Marvel-Kalender“ (letzteren habe ich auch nie gesehen) überrascht wurden. Die Briefe sind wie ein Nachhall auf die glorreiche Williams-Marvel-Zeit.

Geändert von Peter L. Opmann (05.10.2018 um 21:53 Uhr)
Peter L. Opmann ist offline   Mit Zitat antworten