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Alt 05.06.2022, 23:37   #18  
Kain
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Strange Tales 178

Aus irgendeinem Grund wird die Historie Warlocks bis zu diesem Punkt von Sphinxor erzählt. Im Auftrag Onkel Stans. Die Hintergründe dazu wurden später in "Marvel Two-in-One" von Mark Gruenwald erläutert. Lassen wir das also.

Die eigentliche Handlung setzt mit Warlocks erster Begegnung mit Mitgliedern der Universal Church of Truth ein. Das ist das erste mal (zumindest in Mainstream-Comics), dass Starlin Religionskritik in seine Geschichten einbaut. Später sollte das eines seiner wiederkehrenden Themen werden. Es gibt erste Hinweise darauf, dass er und Magus ein und dieselbe Person sind. Die namenlose Frau, die vor den Inquisitoren flieht, weiß wer er ist. Da er ein relativ unbeschriebenes Blatt ist, dürfte das daran liegen, dass sie über Magus' Entstehung bescheid weiß. Als Warlock ihre Leiche hält, gibt es einen optischen Hinweis. Er nimmt die Farben seines Gegenstücks an - silbernes Haar und lila Haut.

Nach der Konfrontation mit den Inquisitoren gibt es das erste Stück Introspektion, die deutliche Anzeichen einer schweren Depression liefern. Anschließend wird der Seelenstein erstmals seinem Namen gerecht und Warlock erhält von der Verstorbenen Informationen über die Kirche. Darunter auch, dass die Kirche in Form der Matriarchin eine weltliche Führerin hat. Anschließend kommt es zur ersten Konfrontation mit Magus, nach der Warlock dessen wahre Identität erfährt. Was schon im Namen liegt: "Magus is latin for wise man … magician … warlock!!".

Starlin geht hier gleich in die Vollen. Warlock sucht Ruhe, findet aber nur Chaos. Noch schlimmer, das Chaos geht quasi von ihm selbst aus. Um es zu stoppen, muss er sich selbst stoppen, womöglich töten. Kosmischer Suizid. Kurz, als Magus seine Natur offenbart, gibt es auch den Hinweis der Gegenüberstellung von Leben und Tod.

Optisch ist das ganze wieder sehr von Kirby und Ditko beeinflusst. Hinzu kommt jetzt auch Gil Kanes Dynamik. Vermutlich ganz bewusst, da Kane die ersten acht Hefte der Serie gestaltet hatte.

Strange Tales 179

Warlock wird von Autolycus und seinen Black Knights gefangen genommen. Das Symbol der Kirche ähnelt dem Kreuz, an dem Warlock in der Vergangenheit gestorben ist. Unter den Mitgefangenen befindet sich Pip der Troll, der so etwas wie Warlocks bester Freund werden soll und optisch an Jack Kirby angelehnt ist. Autolycus und Warlock stellen fest, dass sie sich eigentlich respektieren. Warlocks Zögern bringt fast sein Ende. Würde nicht der Seelenstein erstmals ein Eigenleben zeigen und dem Ritter die Seele stehlen. Als dies geschieht wird Warlock wieder in Magus' Farben dargestellt, den wir bisher nie vollständig gesehen haben. Anyway. Warlock besiegt die Besatzung der Great Divide im Alleingang nachdem er es abgelehnt hat, die anderen Gefangenen anzuführen. Am Ende fordert er sie dazu auf, sich selbst zu führen und macht sich auf den Weg zu Homeworld, dem Sitz der Kirche. Pip schließt sich ihm an und er wird der erste, dem Warlock sein Herz ausschüttet.

Wir sehen Warlock aus fähigen Kämpfer, der hier quasi Batman gibt. Die Matriarchin überdenkt ihre Möglichkeiten, wenn sie Warlock beseitigt. Das Konzept der Selbsttötung wird etwas deutlicher angesprochen.

Strange Tales 180

Das Heft beginnt auf Homeworld und mit Warlocks neuem Kostüm. Erstmals mit Cape. Nach einem Kampf mit einigen Black Knights muss Warlock das vampirische Verlangen des Seelensteins unterdrücken. Als er den Stein abnehmen will, muss er jedoch erkennen, dass ihm dies nicht mehr möglich ist. Der Stein hat sich an ihn gebunden, indem er einen Teil seiner Seele geraubt hat. Matriarchin indes hat ihre Pläne geändert. Nun will sie Warlock zu ihrem Sklaven machen. Der kommt freiwillig zu ihr, um die Geschichte von Magus zu erfahren. Er vermutet, dass der Seelenstein für die Erschaffung dieses Doppelgängers verantwortlich ist. Außen vorgelassen wird bisher, dass eingangs erwähnt wurde, dass die Kirche von Magus vor 5000 Jahren gegründet wurde. Die Matriarchin offenbart nun, dass Magus eine zukünftige Inkarnation Warlocks ist. Dieser kann sich nicht vorstellen, dass er zu einem solchen Bösewicht wird. Die Matriarchin konfrontiert ihn aber mit einigen unschönen Wahrheiten und bezeichnet Warlock als ein Wesen der Extreme, das keinen Mittelweg kennt. Was zwangsläufig wieder zu Freud führt.

Warlock wird nun dem Großinquisitor Kray-Tor vorgeführt, der seine Verhandlung führen soll. Die Verhandlung ist natürlich eine Farce. Das wird auch in keiner Weise verschwiegen und ist mit das satirisch-abgedrehteste, das Starlin je präsentiert hat. Während Warlock schuldig gesprochen wird, ärgert sich Pip darüber, von seinem neuen Freund zurückgelassen worden zu sein. Dabei begegnet er der gefährlichsten Frau der Galaxie. Gamora gibt ihren Einstand. Aus heutiger Sicht wissen wir natürlich, dass damit Thanos' Eingreifen in die Geschichte vorbereitet wird. Die Auseinandersetzung mit Kray-Tor führt dazu, dass Warlock dem Seelenstein den Auftrag gibt, die Seele des Inquisitors zu nehmen. Eine Entscheidung, die er sofort bereut und die ihn an den Rand des Wahnsinns bringt.

Starlin sagt, dass er für diese Hefte keinen größeren Plan im Hinterkopf hatte. Aufgrund seine Drogenprobleme schrieb er einfach drauflos. In kleineren Sachen merkt man das. Wie der Änderung der Pläne der Matriarchin. Aber Warlocks mentaler Verfall wird dann doch ziemlich konsequent fortgesetzt. Um bei Freud zu bleiben: Am Ende der Ausgabe gibt er seinen Trieben nach. Er handelt impulsiv, bestätigt also die Worte der Matriarchin. Dies erkennt er sofort und das wiederum führt zu einem Zusammenbruch. Diesen will die Matriarchin nutzen, um Warlock einer Gehirnwäsche zu unterziehen.

Strange Tales 181

Diese Geschichte ist Steve Ditko gewidmet. Den Ditko-Einflüssen lässt Starlin hier auch völlig freien Lauf. Warlock findet sich in eine surrealen Welt voller Clowns wieder, die ihn "anpassen" wollen. Die Oberclowns sind Lens Tean und Jan Hatroomi (Anagramme für Stan Lee und John Romita). Sie stellen für diese Gehirnwäsche Warlocks Kreuzigung nach. Am Kreuz hängt jemand, der erstaunliche Ähnlichkeit mit Roy Thomas hat, der sich ebenfalls nicht anpassen wollte. Oder zumindest nicht genug. Tean und Hatroomi indes sind tatsächliche Techniker der Kirche, die mit Warlocks Gehirnwäsche beauftragt wurden. In der wirklichen Welt haben sie auch eine gewisse Ähnlichkeit mit ihren Vorbildern. Starlin verarbeitet hier Konflikte, die er mit den beiden hatte. Gamora und Pip versuchen derweil, Warlock zu befreien. In seiner virtuellen Realität muss sich Warlock dem Wahnsinn in seinem Inneren stellen. Er glaubt, dass ihm dies die Möglichkeit gibt, seine Zukunft als Magus zu verhindern. Als er in die wache Welt zurückkehrt, offenbart sich sein Gegenspieler.

Diese vier Hefte waren so erfolgreich, dass "Warlock" als eigene Serie fortgeführt wurde. Die Nummerierung von früher wurde fortgesetzt.


Ich habe oben bei den Hintergründen noch etwas über Gerry Conways Ausstieg als Redakteur hinzugefügt. Weiter geht es demnächst mit "Warlock" 9.
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