Thema: Bücher-Café
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Alt 15.04.2011, 15:08   #58  
Servalan
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Thomas Hardy: Far from the Madding Crowd (Wordsworth Classics)
Den Roman habe ich gelesen, weil er das Vorbild von Posy Simmonds' Tamara Drewe (die von Stephen Frears verfilmt wurde) ist. Für mich war es der zweite Roman von Hardy, denn den Anfang hatte ich vor einigen Jahren mit Tess of the D'Urbervilles gemacht. Den empfand ich als passablen Schmöker, aber vom Hocker hatte er mich nicht gerissen, dafür hatte er mit knapp 400 Seiten gewisse Längen - 250 Seiten hätten es auch getan.

Seinem Roman über die Farmerin Bathseba Everdene und die drei Männer, zwischen denen sie steht (Gabriel Oak, Farmer Boldwood, Sergeant Francis Troy), bin ich entsprechend zurückhaltend begegnet. Vielleicht lag es daran, daß dies Hardys erster Roman und in sein Verleger an der kurzen Leine hielt, jedenfalls liest er sich wunderbar. Die Story ist ziemlich überschaubar, dennoch gelingt es ihm, Spannung in die Schilderung des Landlebens im südwestlichen England zu bringen. Von der Atmosphäre gleicht er einer Mischung aus All Creatures Great and Small (Der Doktor und das liebe Vieh) und einer überdurchschnittlichen Folge von Midsomer Murders* (Inspektor Barnaby).
Stilistisch fällt Hardys Vorliebe für den Doppelpunkt auf, was auf mich wie ein vorsichtiger Ansatz wirkte, den Arno Schmidt dann zu voller Pracht entwickelt hat. Sprachlich ist er ziemlich anspruchsvoll und geizt nicht mit Anspielungen auf die Bibel oder im 19. Jahrhundert bekannte Werke. Mit gewöhnlichem Schulenglisch ist er nicht zu verstehen.

*Der erste Assistent des (ersten) Detective Crime Inspector Tom Barnaby hieß sinnigerweise Detective Sergeant Troy!
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