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Alt 26.06.2018, 23:58   #175  
Servalan
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Tödliches Geheimnis nach Die Dinge wie sie sind oder Die Abenteuer des Caleb Williams (1794) von William Godwin hätte eigentlich ein klassischer Thriller werden können, wenn der Stoff ausgemistet worden wäre.
William Godwin (1756 - 1836) war mit der Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft (1759 - 1797) verheiratet, beide sind die Eltern der Erfinderin von Frankenstein or The Modern Prometheus | Frankenstein oder Der moderne Prometheus (1818), Mary Shelley (1797 - 1851). William Godwins Roman gilt als Vorläufer der Detektivgeschichte, aber literarisch kann er seiner Tochter nicht das Wasser reichen.

Die Fehde zwischen benachbarten Gutsbesitzern Tyrell und Ferdinand Falkland in ersten Teil von Tödliche Geheimnisse wirkt an den Haaren herbeigezogen. Der bösartige, dumme und stolze Tyrell tyrannisiert als sadistischer Patriarch seine Umgebung - ein Psychopath aus dem Bilderbuch.
Ferdinand Falkland hingegen unternimmt eine Italienreise, von der er mit etlichen Gemälden, Statuen und Antiquitäten heimkehrt. Der Schöngeist schwärmt von Rousseau, hat ein Faible für wissenschaftliche Geräte und läßt sich von seinen Schranzen als Schöngeist feiern.
Die müssten beide ambivalenter dargestellt werden. Valentine Forester mokiert sich nämlich zu Beginn des zweiten Teils, daß sich Falkland durch seine Sucht, sich selbst zu verbessern, unweigerlich zum Monster entwickeln wird.
Caleb Williams' Vater wird von Falkland als Mörder Tyrells verurteilt.

Weniger wäre mehr gewesen: Falklands Geständnis unter vier Augen nützt Caleb Williams nichts, weil er belastende Indizien oder ein schriftliches Geständnis braucht, um seinen vermeintlichen Gönner zu überführen.
In zweiten Teil taucht plötzlich Valentine Forester auf, Falklands Halbbruder, der im Ausland als Spion unterwegs gewesen war. Forester und Falklands ehemalige Dienerin Jane Alcott, die Caleb liebt, werden seine Verbündeten.
Foresters Motive bleiben dabei im unklaren. Das Verhältnis scheint eine gewisse Ähnlichkeit mit der Rivalität von Sherlock Holmes und Mycroft Holmes aufzuweisen.
Der Stoff hat Potential, das geschickt genutzt werden müsste, dann funktioniert eine Verfilmung auch.
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