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Alt 24.04.2019, 22:11   #625  
Peter L. Opmann
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Ort: Hessen
Beiträge: 5.576
(Williams) 137

Erscheinungstermin: 5/1979

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 136
2) Mighty Thor # 150

Story-Titel:
1) Der Grüne Kobold lebt wieder!
2) Selbst im Tod…

Original-Storytitel:
1) The Green Goblin lives again!
2) Even in Death…

Zeichnungen:
1) Ross Andru / Frank Giacoia / Dave Hunt
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



Das ist eine bemerkenswerte letzte Ausgabe. Ich wußte ja schon seit # 136, daß dies das Ende war, und ich habe das Heft daher zweifellos mit besonderen Augen gesehen. Der Einstieg in die Story war für mich irritierend. Man sieht Peter und Mary-Jane in New York flanieren, und zwar vor einer ziemlich künstlich wirkenden Kulisse, auch wenn Kenner vielleicht sogar erkennen können, wo sie sich befinden. Auch der Blick auf das Paar ist ungewöhnlich. Nie haben wir so lange zugesehen, wie Peter und Gwen einen freien Nachmittag verbracht haben. Als sie Peters Apartment betreten wollen, fliegt die Tür in die Luft. Peter rettet MJ möglicherweise, indem er sie vor der Detonation mit seinem Körper abschirmt. Aber sie ist bewußtlos und muß ins Krankenhaus. Die Wohnung ist verwüstet. Weil er weiß, daß gleich die Polizei kommt, läßt Peter eben noch seine Spinne-Ausrüstung verschwinden. Dann begleitet er MJ in die Klinik. Er erinnert sich an Gwens Tod, und sein Verdacht wächst, daß der Grüne Kobold (jetzt verkörpert von Norman Osborns Sohn Harry) hinter dem Anschlag steckt. Er sucht das Lagerhaus auf, in dem der Kobold sein Versteck hatte. Tatsächlich taucht sein alter Feind nach einiger Zeit dort auf. Peter weiß, daß es Harry ist, und Harry hat inzwischen ebenso erkannt, daß Peter hinter der Maske der Spinne steckt. Peter ist davon überzeugt, daß Harry durchgedreht ist. Nach etwa vier Seiten Klopperei setzt der Kobold die Spinne durch Betäubungsgas außer Gefecht und will sie mit einem Energiestrahl aus seinen Handschuhen töten, aber der Saft ist alle. Der Kobold springt auf seinen Jetbesen und verschwindet.

Man kann den Eindruck gewinnen, das sei wirklich das Ende der Geschichte, obwohl man später bei Marvel Deutschland nachlesen konnte, daß die Spinne sich an die Fersen des Kobold heftet und es zum – vorläufig – finalen Duell kommt. Aber es fehlt hier alles, was an einen Cliffhanger erinnern könnte. Stattdessen wird eine kleine Szene angehängt, die wie etwas schief angeklebt wirkt, wie eigens für das letzte Heft ausgesucht (die aber wirklich hierher gehört). Peter kommt aus dem Büro von Jonah Jameson. Er hat um Urlaub gebeten, aber keinen bekommen (wieso will er plötzlich Urlaub?). Nun ist er entschlossen zu kündigen. Betty Brant, Jonahs altgediente Sekretärin und einst Peters Freundin (lang ist’s her), versucht, ihn zu beruhigen. Er antwortet: „Vergiß es! Ich habe genug von Leuten, die sich in meine Angelegenheiten einmischen! Von jetzt an macht Peter Parker es allein… und glaub‘ mir, Betty… ich will es auch nicht anders.“ Damit verläßt er das Büro – gewissermaßen endgültig. Und nun fügt die Williams-Redaktion einen kleinen Text an, der sich garantiert in der US-Ausgabe nicht findet: „Harte Worte… aber leider sind sie wahr. Und auch wir müssen uns von der Spinne verabschieden, denn, wie der Grüne Kobold schon sagte: Dies ist das Ende der Spinne! Die Spinne ist hiermit eingestellt; ihr haltet das letzte Heft in den Händen. Näheres ist auf der Leserbriefseite zu erfahren. Adieu, Marvelianer!“

Damit ging mir die Einstellung des Magazins dann doch etwas an die Nieren. In diesem Heft werden keine Miniposter mehr untergebracht; vielmehr bringt die Redaktion noch soviel „Thor“, wie möglich – elf Seiten. Hier wird allerdings mitten in der Handlung abgebrochen. Thors Gefährte Balder ist in die Hände von Trollen gefallen, während Thor selbst sogar gestorben ist und noch nicht erfaßt hat, daß er als Geist seinem Gegner, dem Zerstörer, nichts mehr anhaben kann. Auch hier eine letzte Bemerkung der Redaktion: „Auch von Thor und seinen Freunden müssen wir uns für immer verabschieden, Freunde! Seid nicht traurig, vielleicht kommt er eines Tages wieder! Trotz allem… wir vergessen euch bestimmt nicht! Adieu! MMT!“ Ein Epitaph mit kleinen stilistischen Schwächen, aber was soll’s. Thor – und auch die Spinne – kam ja tatsächlich recht bald zurück. Aber die Williams-Ära der Marvels war damit zuende. Und ich sage noch heute, 40 Jahre später: Schade eigentlich.

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:50 Uhr)
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