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Alt 11.11.2016, 19:08   #3509  
Peter L. Opmann
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Hier inkt Vince Colletta nun so, wie ich es nicht mag. Da er es in den vorhergehenden beiden Ausgaben konnte, scheint Zeitdruck der Grund dafür zu sein. Gesichter sehen in diesem Heft teilweise unförmig aus, ähneln nur wenig den Figuren, für die sie stehen. Der Strich ist alles in allem unelegant und zittrig. In welchem Maß Jack Kirby an der unbefriedigenden Grafik mitschuldig ist, läßt sich schwer sagen. Aber der Inker spielt für die Wirkung der Zeichnungen eine größere Rolle, als man gemeinhin meint. Schaut man sich FV # 41 mit Inker Joe Sinnott an, so liegt der Unterschied offen zutage.

Auch storymäßig kann der Abschluß des ersten echten FV-Dreiteilers nicht überzeugen und den Standard insbesondere der vorherigen Ausgabe nicht halten. Wir sind schon zu nahe an der absehbaren Auflösung des Konflikts: Ding muß wieder „umgepolt“ werden, und dann wird er schon gründlich aufräumen (so etwa kommt es am Ende auch). Die Furchtbaren Vier meinen, auch die menschliche Fackel durch Gehirnwäsche auf ihre Seite gebracht zu haben; das hat aber nicht geklappt. Die Fackel spielt ihnen eine Weile etwas vor, läßt seine Teamkameraden mit Ding im Schlepptau entwischen und wird schließlich enttarnt. Mit einer riesigen Antigrav-Scheibe will der Zauberer Johnny darauf so hoch in die Luft bringen, daß er erstickt – es sei denn, Reed und Sue ergeben sich.

Die beiden Teams, das heißt, die kompletten Furchtbaren Vier auf der einen, Reed und Sue auf der anderen Seite, stehen sich für einige Momente gegenüber, drohen sich gegenseitig, verhandeln. Dann ist der Prozeß, der Ding wieder normal macht, abgeschlossen, und von dem Bett aus, in dem er liegt, greift er in das Kräftemessen ein und schrottet die zentrale Antigrav-Einheit des Zauberers. Jetzt wendet sich das Blatt sehr schnell; die Fackel entflammt und verbrennt dabei die Scheibe, auf der sie hilflos festgehalten wurde. Darauf ist das böse Quartett im Nu besiegt. Nur Medusa kann fliehen – die Fackel kann das nicht verhindern, was noch zu einem kleinen Wortwechsel mit Reed führt. Stan Lee bereitet hier schon ein bißchen das folgende Epos mit den Nichtmenschen (Inhumans) vor, zu denen Medusa ja in Wirklichkeit gehört.

Kurios wirkt, daß die FV nun die Polizei anrufen, die die Furchtbaren Vier einbuchten soll. Der Revierleiter glaubt – verständlicherweise – eher an einen Scherzanruf. Zum Schluss stehen Reed und Sue am Krankenbett von Ding und lassen die Episode mit etwas Smalltalk ausklingen. Dieses Ende ist symptomatisch für die Ausgabe; der Story fehlt es an einem ordentlichen Knalleffekt. Der Höhepunkt, also der Moment, in dem Ding zugunsten der FV eingreift, ist nahezu verschenkt, da hätte ich mir etwas mehr Action gewünscht – übrigens war die erste Gehirnwäsche durch den Zauberer für Ding nicht mit längerer Bettlägerigkeit verbunden (?). Das Cover mit den am Boden liegenden FV inmitten von Maschinentrümmern drückt die Schwäche der Story ebenfalls aus. Diese Szene kommt so im Heft gar nicht vor, und sie ist auch nur wenig aussagekräftig (Schlagzeile: „Siehe… das Ende naht!“, englisch „Lo. There shall be an Ending“).

Naja, schön, es war der erste Dreiteiler. Vielleicht war er gar nicht von Anfang an so geplant. Aber nun wird Stan Lee seinen Erfolgstitel quasi zu einer Endlosserie machen – mit Abenteuern, die zunehmend ineinandergreifen und sich gegenseitig überlagern, mit neuen Nebenfiguren, die immer wieder auftauchen und sich fortwährend weiterentwickeln. Die Serie macht nun einen deutlichen Schritt nach vorn.
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