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Alt 08.10.2021, 09:12   #2  
Chouette
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Und ich lege gleich mal los:
Das ist wirklich eine außergewöhnliche Serie, mit allem Drum und Dran. Da ist natürlich in erster Linie die Magie-Komponente. So ein bisschen hat es davon zwar früher schon gegeben, man denke nur an das allererste Heft, aber nachdem sich das Mosaik gefunden und definiert hatte, waren derart märchenhafte Elemente nahezu tabu.
Und hier taucht plötzlich ein waschechter Flaschengeist auf!

Meine eigenen Eindrücke sind im Laufe der Jahre überaus ambivalent gewesen. Die Serie bildete meinen Einstieg als quasi-Abonnent, da ich ab Heft 4 jedes einzelne Heft über Beziehungen durch die geliebte Omi bekam. Heft 1, mit dem Flaschengeist, hatte ich aber selber zu Hause. Ich kam im September '83 in die Schule, werde also vermutlich die ersten Hefte noch vorgelesen bekommen haben. Auf jeden Fall hat mich der Flaschengeist als Kind überhaupt nicht gestört. Ich fand das Abenteuer unglaublich spannend. Mal war der Don eine Nasenlänge voraus, mal waren es die Abrafaxe. Es gab unglaublich aufregende Hefte, wie die Schlacht der Kreuzfahrer mit den Sarazenen, das Wettrennen von Califax und dem Don, die nächtliche Aufregung in den Ruinen von Petra, Califax' Erlebnisse in der Pyramide und den furiosen Showdown beim Turm der Winde.
Und wenn man sich nur diese genannten Hefte mal durch den Kopf gehen lässt, muss man zweifellos konstatieren, dass dieses Jahr 1983 unglaublich viel Drive bot, wie man heute dazu sagen würde. Eine famose Jagd durch den nahen Osten.

Später dann fand ich die Flaschengeist-Episode eine zeitlang gar nicht mehr toll und hätte auf solcherlei fantastischen Unfug gerne verzichtet. Gehört nicht ins Mosaik, dachte ich. Aber als ich, dann schon im reifen Erwachsenenalter, die Abrafaxe der 70er und 80er noch mal am Stück las, musste ich erkennen, dass dieses Abenteuer erzählerisch ganz ausgezeichnet wirkte. Man langweilte sich buchstäblich auf keiner einzigen Seite! Das war schon herausragend komponiert. Überall war die Gefahr zum Greifen nahe. Der Don am Ende ein verzweifelt Getriebener, brutal wie nie zu vor und nie wieder danach. Aber mich als 6-, 7-jährigen Knirps hat's von den Socken gehauen! Vermutlich hab ich nicht einmal Luft geholt, während ich Heft 12 gelesen hab.

Allerdings muss ich eine Sache erwähnen, die ich damals schon doof fand, und die ich als Erwachsener noch misslungener bewerte: Warum hat Dräger diese komische Amnesie eingebaut, die die Faxe und den Don nach einer völlig falschen Flasche suchen ließen? Der Leser wusste doch Bescheid! Hätte man nicht einfach eine identische Flasche auftauchen lassen können, wenn es denn unbedingt zwei sein sollten? Und was sollten diese mysteriösen Eingebungen, die den Abrafaxen und dem Don verrieten, dass sie genau hier irgendwas finden würden? Ich meine zum Beispiel die Erlebnisse in der Zikkurat in Heft 10/83. Das hätte man erzählerisch spielend leicht anders lösen können.

Hätte man mich noch gestern gefragt, welche Note die Serie bekommen soll, hätte ich eine 2 vergeben. Aber wie ich hier so tippe und mich an solch phänomenale Hefte wie die 1, 2, 3, 6, 7, 8, 10 und 12 erinnere, wobei auch die nicht erwähnten Hefte 4, 5, 9 und 11 Schlüsselstellen der Handlung enthielten, kann ich gar nicht anders als eine 1 zu vergeben.
Der Jahrgang 1983 stellt für mich den Höhepunkt der 80er Jahre des Mosaiks dar. Die Don-Ferrando-Serie kulminierte, und danach begann die lange Zeit in Indien und dem fernen Osten, die einige Schwachpunkte hatte. Und das vermeintliche Ende Don Ferrandos sowie die Prohezeiung am Ende von Heft 12, dass man es irgendwann wieder mit dem Flaschengeist zu tun bekommen würde, schwebte über all den Abenteuern der nächsten Dekade wie eine bedrohliche schwarze Wolke.

Geändert von Chouette (08.10.2021 um 11:21 Uhr)
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