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Alt 03.07.2019, 20:18   #79  
Peter L. Opmann
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Der mächtige Thor (Williams) 22

Erscheinungstermin: 10/1975

Originalausgabe:
1) Journey into Mystery # 104
2) Journey into Mystery # 104
2) Silver Surfer # 8

Story-Titel:
1) Giganten wandeln auf Erden!
2) Heimdall, Hüter der mystischen Regenbogenbrücke!
3) Der Geist schlägt zu!

Original-Storytitel:
1) Giants walk the Earth!
2) Heimdall the Guardian of the Rainbow Bridge!
3) Now strikes the Ghost!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Chic Stone
2) Jack Kirby / Don Heck
3) John Buscema / Dan Adkins

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee
3) Stan Lee



Das ist wieder eine Ausgabe, die ich recht früh in einem Superband gelesen habe. Damals, als Zwölf- oder Dreizehnjährigen, hat sie mich nicht überzeugt. Ich sehe auch, woran das liegt. Die Intrige von Loki weist einige logische Unstimmigkeiten auf, was ich bereits als Heranwachsender erkannte. Grafisch hat diese Ausgabe einiges zu bieten. Mir gefällt sowohl die Zusammenarbeit von Jack Kirby und Chic Stone als auch die von John Buscema und Dan Adkins beim „Silver Surfer“, und auch die von Don Heck geinkten „Geschichten aus Asgard“ sehen nicht schlecht aus, wenn auch die schwarzen Linien mitunter zu blass herauskommen und die Farbgebung zu wünschen übrigläßt. Die deutsche Bearbeitung der Comics teilen sich jetzt Hartmut Huff und Kirsten Isele.

Nachdem die Splashpage kurzzeitig der Einstieg in die Story war, haben wir inzwischen wieder meist eine Schmuckseite zu Beginn, auf der Thor stets irgendwie seinen Hammer schwingt. Hier sehen wir zudem in Kirbys typischer Manier die beteiligten Figuren: Odin, Loki, Balder und die beiden Giganten – und einen sich drehenden Globus im Hintergrund.

Um den Anschluss an die vorherige Ausgabe zu wahren, empfängt Loki zu Beginn die Zauberin und den Henker, die Thor nicht besiegen konnten. Nun hat er Glück: Odin ruft ihn zu sich und will einen Rat zum Umgang mit dem renitenten Thor. Loki ist nicht verlegen: Odin soll zur Erde reisen und den mißratenen Lieblingssohn dort wieder auf Linie bringen. In Wahrheit will Loki dann nur den unbesetzten Herrscherthron okkupieren. Odin folgt jedoch seinem Rat und stattet ihn auch noch mit einem Teil seiner Macht aus. Dann sehen wir Don Blake in einem kurzen Gespräch mit Jane Foster. Er spürt, daß irgendwie Gefahr droht, und sucht in Gestalt Thors die Stadt ab. Odin ist schon angekommen und wird in einem üblen Viertel von zwei Straßenräubern angegriffen, die er aber lässig abblitzen läßt. Loki setzt nun seinen Plan um, der darin besteht, daß er Odin auf der Erde so sehr beschäftigt, daß der möglichst nie wieder nach Asgard zurückkehrt. Er aktiviert dazu den Sturmgiganten Skagg und den Feuerdämon Surtur.

Allerdings hat Loki nicht bedacht, daß Wächter Heimdall alles mitbekommt. Er sendet Balder zur Erde, um Odin und Thor zu warnen. Balder findet Thor, und Thor informiert Odin, der gerade in Blakes Praxis aufgetaucht ist, vom Nahen der beiden Naturgeister. Odin bringt zunächst mal die gesamte Menschheit in einer Paralleldimension in Sicherheit. Dann wenden sich er, Thor und Balder dem Sturmgiganten zu. Nach kurzem Kampf veranlaßt Odin, daß Skagg auf dem Meeresgrund einsinkt. Surtur erkennt, daß er nur zusammen mit ihm die Asen besiegen kann, und härtet den Meeresboden. Noch einmal wogt der Kampf. Dann zwingt Odin Skagg mit seinem Schwert in die Knie, obwohl der Gigant insgeheim von Loki gestützt wird. Surtur hat sich inzwischen zum Nordpol aufgemacht, um ihn zu schmelzen und die Erde zu überfluten. Aber Thor ergreift nun Odins Schwert und lenkt Surtur damit in den Weltraum, wo er hilflos an einen Asteroiden geheftet wird. Odin stellt den alten Zustand auf der Erde wieder her. Die Menschen können sich natürlich an nichts erinnern. Jane Foster muß sich in dieser Ausgabe mit ein paar Cameo-Auftritten begnügen. Loki wird von Odin bestraft: Er muß nun den Trollen dienen. Wie in der letzten Ausgabe, sieht der Göttervater jedoch am Ende schon wieder Unheil nahen. Wir müssen uns also wohl oder übel auch die nächste Ausgabe kaufen.

Was für eine Story will uns Stan Lee hier verkaufen? Odin fragt Loki um Rat? Ernsthaft? Doch Loki agiert hier auch nicht besonders gewitzt. Mit den beiden Giganten kann er Odin und Thor nicht lange auf der Erde halten. Da hätte ich schon irgendetwas erwartet, was Odin – und möglichst auch Thor – wirklich gefangenhält. Die grundlegende Motivation der Geschichte stimmt also nicht. Das Verhältnis von Thor und Odin bleibt auch seltsam im Vagen. Hat Thor nun eigentlich seine vollen Kräfte zurückerhalten? Jedenfalls wird ihm seine Kraft, wenn ich mich recht erinnere, später noch einmal halbiert. Zudem weigert sich Thor hier, mit Odin nach Asgard zurückzukehren. Er will bei denen bleiben, die er liebt (womit er offenbar nicht speziell Jane Foster meint). Odin sagt dagegen, nach der siegreichen Schlacht sei nicht der richtige Moment, um das mit Thor näher zu besprechen. Aber eigentlich ist er ja genau zu diesem Zweck auf die Erde gekommen. Auch das paßt also nicht richtig zusammen. Im übrigen pendelt Thor ja zwischen der Erde und Asgard munter hin und her. Er bleibt also keineswegs für immer auf der Erde, wie er beteuert.

Heute sehe ich die Geschichte allerdings in etwas freundlicherem Licht als früher. Die beiden entfesselten Unholde haben schon was, und sie sind ja später bei den Rächern noch einmal aufgetaucht (statt dem Sturmgiganten war’s dann allerdings ein Frostriese). Die Story hat also zumindest Potential.
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