Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19.03.2018, 21:13   #4  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
Benutzerbild von Servalan
 
Ort: Südskandinavien
Beiträge: 10.321
Blog-Einträge: 3
Die klassischen Frauenrollen waren über Jahrtausende die einer Muse, eines Modells und einer Haushälterin. In den letzten Jahrzehnten hat sich einiges getan, aber das patriarchale Privileg steckt immer noch in vielen Köpfen und wirkt meist unbewußt nach. Faire Verhältnisse sehen anders aus.
Die feministische Kunstgeschichte beginnt in der Regel mit Artemisia Gentileschi und Angelika Kauffmann. Häufig blieben Künstlerinnen unter dem Radar, weil ihnen die Aufnahme in die obligatorische Akademie versagt blieb oder ihre Werke als Kunsthandwerk abgetan wurden (hübsche Bastelarbeiten zum Zeitvertreib und zum Zimmerschmuck). Ohne die Protektion eines männlichen Mentors, häufig des Ehemanns, des Vaters oder eines einflußreichen Gönners, lief da nichts.
Zur Zeit wird die gesamte Kunstgeschichte mal frisch durchgelüftet, und dabei werden vor allem Künstlerinnen und ihre Schöpfungen neu bewertet. Heutzutage kann Bildende Kunst fast alles sein, das reicht vom Hörspiel über Performance bis zur Konzeptkunst. Inzwischen haben Kuratoren und Ausstellungsmacher den Rang einzelner Künstler überrundet, weshalb die es generell schwerer haben. Wenn eine Künstlerin ein renommiertes Festival kuratiert, hat das ein positives Feedback auf das gesamte Werk.

Auf Anhieb fällt mir Maya Deren (1917 - 1961) ein, die ihre Karriere mit einem Bachelorabschluß in Literatur begann. Sie gehört zu den wichtigsten Vertretern der Avantgarde der 1940er und 1950er Jahre.
In den 1940ern stand sie als Choreographerin und Tänzerin Katherine Durham und der Durham Dance Company zur Seite. 1958 unterstützte sie Antony Tudor an der Metropolitan Opera Ballet School.
Nachdem sie mit ihren Experimentalfilmen in die Kunstgeschichte eingegangen war, verlagerte sie ihren Schwerpunkt auf das Studium des Voodoo, wofür sie heftige Kritik einstecken mußte. Sie nutzte nämlich ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung, um 18.000 ft. über Rituale in Haiti zu drehen. Ihr anthropologisches Buch Divine Horsemen: Living Gods of Haiti | The Voodoo Gods (Vanguard Press 1953 (USA), Thames & Hudson 1953 (UK), Paladin 1975 und McPherson & Company 1998) gilt als anthropologisches Standardwerk, bei dem sie von Joseph Campbell unterstützt wurde. Zum Buch erschien 1953 bei Elektra Records Voices of Haiti, das heute als Musikethnosoziologie eingeordnet wird. Deren war praktizierende Voodoo-Priesterin.

Seit 1986 verleiht das American Film Institute den Maya Deren Award.
Servalan ist offline   Mit Zitat antworten