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Alt 19.11.2011, 12:30   #1761  
michidiers
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Ich habe einmal ein "Lese-Experiment" gewagt, eine Romanadaption eines Computergames:

Resident Evil
Der Umbrella Faktor
-Doppelband-



Inhalt: In der kleinen abgelegenen Bergstadt Racoon City ist die Apokalypse ausgebrochen. Nach einigen fehlgeschlagenen Experimenten in der Biowaffenforschung der nahegelegenen Umbrella - Forschungseinrichtung ist die Stadt von Zombies bevölkert, die Jagd nach den wenigen sich dort noch verschanzten Überlebenden macht. Ausgerechnet heute hat der junge Polizist Leon Kennedy seinen ersten Arbeitstag bei dem Racoon City Police Department und trifft dort auf die attraktive Jill Valentine. Sie ist auf der Suche nach ihrem Bruder Chris, ein Mitglied der verschollenen S.T.A.R.S Einsatzgruppe, die scheinbar in die Machenschaften der Umbrella Corp. verstrickt ist…

Seit den Tagen der altehrwürdigen Playstation 1 in den 90er Jahren bin ich vom „Virus“ Resident Evil infiziert. Die stets düstere Atmosphäre, das bedrückende Setting und die Spannung der Spiele sind nach meiner Meinung auf dem Sektor bislang unerreicht. Einige herausgebrachte Filmadaptionen des Spieles konnten meine Erwartungen nicht erfüllen. Daher hatte ich mich für den Kauf dieses Buches entschieden, als ich es zufällig in der letzten Paninivorschau entdeckte. Es enthält den Nachdruck von den zwei vergriffenen Romanen „Stadt der Verdammten“ und „Das Tor zur Unterwelt“ dieser Buchreihe.

Die erste Geschichte hält sich dabei dicht an die Ereignisse und dem „walkthrough“ des Computerspieles Resident Evil II und knüpft an das erste Spiel der Reihe, welches ebenfalls als Buchadaption bei Panini erschienen ist, an. Die Folgegeschichte ist eine Geschichte ohne den Hintergrund eines Spieles und handelt von den danach spielenden Ereignissen. Es ist wohl als eine Art Bindeglied zwischen Teil II und III des Spiels zu verstehen.

Es liegt sicher in der Natur der Sache, dass sich die Atmosphäre des Computerspieles nicht einfach eins zu eins auf ein Buch übertragen lässt. Das interaktive Handeln und die subtile Hintergundmusik des Spieles sind natürlich nicht vorhanden. Das Setting entsteht im Kopf des Lesers und nicht auf dem Bildschirm. Darüber muss man sich natürlich im Klaren sein. Wenn man dies für sich beherzigt, dann entwickelt sich das Buch zu einem wahren Pageturner, in dem man in einem Kopfkino voller Spannung von Raum zu Raum wandert. Der zweite Teil des Buches, zu dem mir keine Spielvorlage bekannt ist, ist nicht minder spannend. Losgelöst vom Korsett des Spieles entwickelt sich eine hochdramatische Story um die Erlangung eines Geheimcodes aus einer Umbrella-Forschungeinrichtung tief unter der Wüste im Südwesten der USA. Zombies spielen in dieser Geschichte eher eine untergeordnete Rolle. Hier bekommt der Leser einen Einblick in andere abscheuliche Biowaffenexperimente von Umbrella.

Die Prosa der Autorin Stephanie Danielle Perry, die schon einige Geschichten des Genres Horror, SF und Fantasy veröffentlichte, ist einfach und verständlich, so dass das Buch auch für Einsteiger und ohne Vorkenntnisse problemlos und flüssig gelesen werden kann. Die Darstellung der Ereignisse aus den verschiedenen Sichten der Figuren kann ab und an etwas verwirren, ist aber für den Aufbau der Spannung unerlässlich.

Nach dem enttäuschenden Spielfilmadaptionen sehe ich diese beiden Teile der Buchserie als gelungen an. Sie baut unter Berücksichtigung der vorgegebenen Spielabläufe und der Örtlichkeiten eine kurzweilige Spannung auf, die kaum Durchhänger hat. Interessierte Spieler bekommen auf gut 540 Seiten jede Menge Hintergründe und Geschichten zu den bekannten Spielfiguren wie Leon Kennedy, Jill Valentine, Rebbeca Chambers und Ada Wong geliefert, die das Spiel nicht bieten kann und den Charakteren mehr Tiefe verleihen.

Fazit: Für alle geeignet, denen das Game zu gut, die Spielfilmadaption zu schlecht ist und vor allem für die, die einen rasanten und blutigen Survivalhorror lieben!
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