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Alt 15.03.2016, 17:38   #88  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 13


Das Grosse Wagnis, Mit Vasco da Gama nach Indien





Das die Erde keine Scheibe ist, war der Gelehrtenwelt nicht erst seit dem Altertum bekannt. Schon Eratosthenes von Kyrene berechnete im 3. J. v.d.Z. den Umfang mit 39690 Km verblüffend genau. Heutzutage hat man ihn mit 40075 am Äquator und mit 40007 über den Polen errechnet!* Als im 15. Jahrhundert die technischen und kulturellen Möglichkeiten in Europa gegeben waren, versuchten als erste die Portugiesen den Seeweg nach Indien zu finden. Damit hoffte man, die kostspielige Einfuhr von Waren über die Araber, die Osmanen und auch den Venezianern zu umgehen. Dabei tasteten die Portugiesen sich an der Westküste Afrikas entlang. Als Bartolomeo Diaz das Kap der guten Hoffnung, aber wichtiger, weil der südlichste Punkt Afrikas, das Kap Aguilhas, erreichte, wurde die letzte Etappe in Angriff genommen. Vasco da Gama erhielt das Kommando über eine kleine Flotte von 3 Schiffen, die den Auftrag bekamen, Indien zu erreichen, Handelsbeziehungen anzuknüpfen und, wenn möglich Stützpunkte zu errichten.

Damit haben wir auch schon den ersten unerklärlichen Unterschied zum vorliegenden Heft: dort ist es nur ein Schiff, die >>Ibero<<. Das Flaggschiff da Gamas hieß >>Sao Gabriel<<. Weitere Differenzen gibt es diverse: im Heft heißt es, das Kap der guten Hoffnung sei als stürmisch bekannt, obwohl Diaz mit seiner Mannschaft der bisher erste und einzige Europäer war, der es erreichte. Und selbst wenn es da stürmisch zuging, bedeutet es noch lange nicht, dass dies zur Normalität gehörte. Das Heft zeigt inhaltlich überwiegend Zusammentreffen mit schwarzen Eingeborenen, spanischen Meuterern, die das Unternehmen vereiteln sollten und monatelangen Wassermangel im Atlantischen und Indischen Ozean. Woher diese Infos stammen, habe ich keine Ahnung (vielleicht hat sich das ja so abgespielt), ist aber wohl mehr der Dramaturgie geschuldet.

Dafür ist mit keiner Silbe und keiner Zeichnung, von Herbert Hahn wieder durchaus flott zu Papier gebracht, etwas zu Problemen in Mombasa, wo die dortigen Araber sie nicht weiterziehen lassen wollten, berichtet. Auch nicht zum Navigator, oder besser Lotsen, den die Portugiesen dann in Malindi, dem Handelskonkurrenten der Mombasa-Araber, da Gama für die letzte Etappe zur Verfügung stellten.






Als die kleine Flotte, besser die >>Ibero<< in Kalikut an der Südwestküste Indiens ankamen, zeigt das Schiff nur seine Breitseite mit den offenen Mündungsklappen der Kanonen und schon erklären sich die Inder zu Handelsbeziehungen bereit; ist doch die „Überlegenheit der portugiesischen Waffen bekannt!“ Woher eigentlich, denn da Gama war der erste Europäer, der Indien auf dem Seewege erreichte. Im Grunde seit Alexander und seiner Armee überhaupt der erste.**

Weiter im Text: Im Heft bleibt da Gama zwei Jahre in Kalikut, dann wird er von einer Flotte abgeholt und in der Heimat stürmisch gefeiert. Soweit ich gelesen habe, ist er mit seinen Schiffen der 1. Flotte zurück gekehrt. Mit den erwähnten späteren Schiffen errichtete Portugal dann in westlichen Indien für etliche Jahrzehnte, in einige Städten sogar bis zum 20sten Jahrhundert, eine Oberhoheit (Goa, Diu, Damao).

Alles in allem, das bisher historisch fragwürdigste Heft der „Abenteuer der Weltgeschichte“.

*diese Daten werden uns noch einmal, beim Heft über Christoph Kolumbus, begegnen.
**von den Phantastereien eines Marco Polo mal abgesehen.
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