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Alt 23.10.2019, 21:45   #240  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 111 und 112
(= Der mächtige Thor 55)

Erscheinungstermin: 5/6/1978

Originalausgabe:
1) The mighty Thor # 137

Story-Titel:
1) Der Donnergott und der Troll!

Original-Storytitel:
1) The Thunder God and the Troll!

Zeichnungen:
1) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Stan Lee



Es sieht wirklich beinahe wie ein Serien-Neustart aus. Eine neue zentrale Figur, Thors spätere Ehefrau Sif, hat ihren ersten richtigen Auftritt. Und der Schauplatz scheint sich entschieden von der Erde nach Asgard zu verlagern. Die Trolle benutzen Thor und Sif, um ihr Vorhaben, Asgard zu erobern, in die Tat umzusetzen. (Wir sind hier in einer Zeit vor den sozialen Medien, aber dennoch sehen diese Trolle auch schon ziemlich abscheulich aus.) Die Erde scheint noch eine gewisse Rolle zu spielen, aber Thor wird lediglich dorthin gelockt, damit die Trolle freie Bahn haben, das Reich der Götter zu erobern. Der Leser muß dabei allerdings außer Acht lassen, daß Thor bisher nur gelegentlich auf Stippvisite in Asgard war und die Trolle Asgard schon längst hätten überfallen können. Außerdem darf er nicht daran denken, daß der mächtigste der Asen dort sitzt und noch nie weg war: Odin.

Zu Beginn dieser Folge lernen sich Thor und Sif richtig kennen, und zwar – wie sollte es anders sein – durch ein Kampfspiel. Man sieht, daß Sif ein ganz anderes Kaliber ist als die ängstliche, depressive und stets leicht hysterische Jane Foster. Sie ist mutig und versteht zu kämpfen. Eine richtige selbstbewußte Heldin war zu dieser Zeit aber wohl noch undenkbar. Und so zeigt sich hier schnell, daß sie sich mit den Fähigkeiten Thors nicht messen kann. Später wird sie sogar entführt, und die Geschichte mündet wieder in das altbekannte Motiv ein: Hilflose Frau muß von selbstlosem Helden gerettet werden.

Jedenfalls sehen die Trolle nun ihre Stunde gekommen. Sie überfallen Thor und Sif und kidnappen die Frau, während sich Thor einer Übermacht erwehren muß, zu der sich dann noch der stärkste der Trolle gesellt: Ulik. Das Ganze erscheint hier zur Abwechslung mal so, als könnten Ulik und seine Kombattanten Thor wirklich das Wasser reichen. Ulik ist eine am ganzen Körper behaarte, mit Brustpanzer und an den Fäusten mit mächtigen Schlagringen ausgestattete Bestie. Und er bringt Thor tatsächlich an den Rand einer Niederlage. Dann aber knipst der Troll-König Geirrodur Ulik plötzlich weg und macht Thor klar, daß er in der Falle sitzt: Er kann nur entweder nach Asgard eilen, um dort mitzuhelfen, die Eroberung durch die Trolle zu verhindern – oder auf die Erde zurückkehren, wohin Sif entführt worden ist. Insgeheim hat Geirrodur vor, dort Thor seinen Hammer wegzunehmen Thor seinerseits denkt nicht lange nach und nimmt Kurs auf die Erde, denn er denkt sich, seine Götterkumpane können sich auch ohne ihn ganz gut verteidigen. Worauf die Trolle zum Sturm auf Asgard blasen. Thor landet dagegen in New York und sieht eine bei anderen Marvelhelden oft erlebte Aufgabe vor sich: Wo in dieser riesigen Stadt soll er nach Sif und ihren Bewachern suchen?

Diese Episode zu bewerten, ist nicht ganz leicht. Sie bildet nur den Autakt zu einem neuen Mehrteiler. Man muß abwarten, ob sich die Serie weiter in gewohnten – und inzwischen langweilig gewordenen – Bahnen bewegt, oder ob sich Lee und Kirby nun mal etwas Neues einfallen lassen. Es klingt so, als ob Dr. Don Blake nach längerer Zeit wieder in Erscheinung treten wird, aber das wäre ja nur eine Rückkehr zu alten Storymustern. Allein die Tatsache, daß Thor sich gegen die Trolle nicht so leicht durchsetzt wie gegen alte Gegner, gibt Hoffnung, daß etwas Schwung in die Serie kommt. Grafisch gibt es leider nichts Neues. 1978 hat mich das Inking von Vince Colletta nicht so sehr gestört, aber heute sehe ich eine Menge Schwächen, die es bei Joe Sinnott oder Chic Stone nicht geben würde. Ich fürchte aber, daß Colletta bis zum Ende von Williams der Stamminker bleiben wird.


Geändert von Peter L. Opmann (23.10.2019 um 22:33 Uhr)
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