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Alt 01.05.2018, 21:06   #93  
Peter L. Opmann
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Die Spinne (Williams) 19

Erscheinungstermin: 10/1974

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 17
2) Tales to Astonish # 90

Story-Titel:
1) Die Rückkehr des Grünen Kobolds!
2) Und siegen wird Byrrah!

Original-Storytitel:
1) The Return of the Green Goblin
2) To be beaten by Byrrah!

Zeichnungen:
1) Steve Ditko
2) Bill Everett

Text:
1) Stan Lee
2) Stan Lee



Hier gibt es nun eine Änderung, die mir als Erstleser garantiert nicht aufgefallen ist. Im Impressum taucht erstmals die Klaus Recht GmbH als Verlag auf („mit Genehmigung von Transworld Feature Syndicate Inc.“). Das ist von Bedeutung, weil Remo ab der zehnten Produktion eine Rückkehr der redaktionellen Seiten angekündigt hatte. Wie vermutet, hat sich die Redaktion den Spielraum geschaffen, indem sie „Aquarius“ ab sofort zweiteilt. Trotzdem werden immer noch zwei „Spinne“-Seiten gekürzt. Denn bei den redaktionellen Seiten wird jetzt wieder richtig hingelangt: Es gibt wieder die Checkliste, ein Remo-Editorial, eine Leserbrief- und eine Rätselseite sowie die Vorschau auf die elfte Produktion auf dem Backcover. Sonst ist aber erstmal alles beim Alten geblieben. Chefredakteurin ist Sybille van Geem, Redakteur Reinhard Mordek; Hartmut Huff ist unter „Typografie“ genannt. Für die Herstellung ist Kurt Rebischke angegeben.

Zur Rückkehr des Grünen Kobolds: Das geschieht ziemlich schnell – erst in „Spinne“ # 16 war er erstmals aufgetaucht. Man hielt ihn also für ein großes Zugpferd. Bemerkenswert, da er nach wie vor eine Figur ohne jegliche Geschichte ist. Warum er überhaupt gegen die Spinne kämpft, bleibt weiter offen. Für den nächsten Kampf rüstet er auf, aber am Konzept der Figur ändert sich kaum etwas. In diesem Heft ist mir deutlich aufgefallen, daß die „Spinne“-Episoden aus Versatzstücken bestehen, also es wird im Kern immer wieder die gleiche, nur leicht abgewandelte Geschichte erzählt. Flash will einen Spinne-Fanclub gründen. Es gibt ein bißchen Geplänkel, weil er Peter Parker nicht im Club haben will und Liz dagegen energisch protestiert. Die Spinne will er aber haben und verkündet in Zeitungsanzeigen einfach, daß sie bei der Gründungsversammlung anwesend sein wird. Und der Grüne Kobold kommt natürlich auch, um mit der Spinne abzurechnen – das ist der gleiche Plot wie beim Zirkus des Schreckens im vorigen Heft.

Betty wird wieder eifersüchtig, weil sich Liz so für Peter einsetzt – wie gehabt. Jameson hat seinen Entschluß vergessen, keine Fotos der Spinne mehr in seiner Zeitung zu bringen. Er treibt Peter wieder zum Fotografieren an. Es sind alles Klischees, die jedesmal vorkommen müssen. Unterschlagen wird uns wegen der Kürzungen die kupplerische Tante May, die Peter unbedingt dazu bringen will, sich mit Mary-Jane zu verabreden.

Neu beim Kampf gegen den Kobold ist, daß die Spinne Schützenhilfe von der menschlichen Fackel erhält. Spinne und Fackel wurden damals zu einer Art frühem Marvel Team-up aufgebaut – zwei Teenager, die grundsätzlich einander schätzen, aber auch hitzköpfig beharken. Dieses Modell wurde aber bald darauf aufgegeben, wohl als beide feste Beziehungen eingingen, Peter zu Gwen, Johnny zu Crystal. Eine noch nicht so abgegriffene Komplikation wird eingebaut: Liz fällt auf, daß Peter bei Auftritten der Spinne nie da ist und macht sich so ihre Gedanken. Er unterbricht daher sein Duell mit dem Kobold, um sich Liz als Peter zu zeigen.

Am Ende versuchen Lee und Ditko, die Spinne einmal eine richtige Niederlage erleiden zu lassen. Bisher war es ja immer so, daß die Spinne eine zweite Chance bekam und dann auch ihren Gegner niederrang. Diesmal hört sie mitten im Getümmel davon, daß Tante May nach einem Herzanfall ins Krankenhaus gekommen ist. Sie bricht den Kampf ab und eilt ans Krankenbett. Für die Leute sieht es allerdings so aus, als würde sie vor dem Kobold davonlaufen. Die Fackel regelt den Rest. Wer flieht, ist der Grüne Kobold, natürlich nicht, ohne seine baldige Wiederkehr anzudrohen. Jedenfalls ist dies das erste typische Spinne-Storyende: Peter steht tief enttäuscht da, weil Jameson ihn zum Feigling gestempelt hat, und fragt sich, warum das ausgerechnet ihm passieren muß.

Also schon wieder eine recht mäßige Ausgabe. Negativ fällt gleich auf, daß die Splashpage von Williams ausgebessert werden mußte. Unten fehlt ein Streifen (keine Ahnung, woran das liegt) und wurde von einem Amateur nachgezeichnet. Und noch ein Blick auf Remos Editorial: Er war in der Marvel-Redaktion in New York zu Gast und schwärmt vom House of Ideas. Und schon wieder fängt er von neuen Serien an, die er starten möchte. Er verspricht ein Williams-Marvel-Programm, „das die verwöhntesten Comicfans vom Stuhl reißt“. Was wohl dahinter steckte? Hat der Verlag vielleicht von einer Marvel-Mania in Deutschland geträumt? Williams hat „Superman/Batman“ von Ehapa wohl nie ernsthaft Konkurrenz machen können. Hatte Transworld Feature mehr in Deutschland vor? Ich dachte immer, Verkaufszahlen außerhalb der USA haben Marvel immer kaum interessiert. Oder sind das nur Sprüche? Das könnte wohl nur ein Kenner der Williams-Verlagsgeschichte beantworten.
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