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Alt 22.08.2021, 20:35   #131  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 10 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 1 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin: Oktober 1971 / 1979 / 2019

Story-Titel: Hüte dich vor dem Zorn des Anu!

Original-Storytitel: Beware the Wrath of Anu!

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith, Sal Buscema

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Michael Strittmatter

Wir sind nun an dem Zeitpunkt angelangt, als DC und Marvel sich einigten, sowohl Heftumfang als auch Coverpreis ihrer Comics zu erhöhen. „Conan“ hatte nun 34 Comicseiten und kostete 25 Cent (die Leser waren bis dahin 10 bis 15 Cent gewohnt). Die vorliegende Story war 23 Seiten lang; elf Seiten wurden mit „Kull the Conqueror“ aufgefüllt (wovon wir ab Taschenbuch Nr. 6 etwas bei Condor gesehen haben). Conan ist hier wieder in einer (ungenannten corinthischen) Stadt, und die Story wird wieder etwas turbulenter. Wie Roy Thomas in einem seiner Vorworte anspricht, hat er hier den Comics Code ein wenig herausgefordert – einmal durch eine nur notdürftig entschärfte Hängung, zum anderen durch die Enthauptung eines Priesters, bei der – ähnlich wie bei dem berühmten EC-Titel, der Gegenstand einer Verhandlung im Rahmen der Wertham-Untersuchungen wurde – der Kopf bis zum Halsansatz zu sehen ist, allerdings kein Blut, das aus dem Mundwinkel kommt.

Conan kommt mit Jenna in die Stadt, wird aber gleich am Tor von Wachen aufgehalten, die ihm an der Nasenspitze ansehen, daß er ein Dieb ist. Ihre Aufmerksamkeit wird aber abgelenkt, denn die Polizeikräfte der Stadt sind gerade dem größten Dieb auf der Spur, der innerhalb der Mauern umherstreift. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Gundermann, der nun auch einen Namen hat: Burgun; zudem hat er einen blonden Gehilfen bei sich, Igon. Conan und er kommen überein, den Tempel des Anu auszurauben. Hehler der Beute von Burgun ist ein feister Anu-Jünger, der aber natürlich von dem Plan, nun den Tempel aufs Korn zu nehmen, nicht begeistert ist. Mit seinem Amulett erweckt er einen riesigen roten Minotaurus zum Leben, vorerst aber nur als immaterielle Erscheinung, um die Diebe zu erschrecken.

Trotzdem gelingt Conan und Burgun ein Raubzug im Tempel. Der rote Priester, der Herr des Tempels, macht darauf Druck auf die Polizei, und die zwingt den Tempeldiener, ihr die beiden Diebe ans Messer zu liefern. Conan und Burgun gehen den Schergen in die Falle; Conan entkommt, verspricht aber Burgun, ihn zu befreien. Allerdings wird Burgun gehängt, ohne daß Conan es verhindern kann. Er erkennt jedoch, daß der Tempeldiener hinter der Verhaftung steckt, und will ihn bestrafen. Der Dicke droht, den Stiergott auf Conan zu hetzen, aber der nimmt ihm sein Amulett ab. Weil er damit nicht umgehen kann, wird der Minotaurus diesmal völlig zur Wirklichkeit. Er tötet den Tempeldiener beinahe, während sich Conan mit seinem Schwert verteidigt. Der Stiergott wird immer größer, steigt in den Himmel auf und wird möglicherweise zum Sternbild Stier (was nicht ganz deutlich wird). Conan birgt die Leiche von Burgun und begräbt sie außerhalb der Stadt.

Nachtrag: In einer kleinen Nebenhandlung erleben wir, wie sich Jenna in Burguns blonden Begleiter verliebt (und er sich in sie). Conan steht dem machtlos gegenüber. Als Burgun gefangengenommen wurde, spottet Igon darüber, worauf Conan ihn wütend bewußtlos schlägt. Aber er merkt, daß er Jenna auf diese Weise nicht wiedergewinnen kann. Er ist spürbar angefressen von der Einsicht, daß er sie verloren hat. Was aus dem neuen Paar wird, bleibt hier zunächst offen.

Man merkt, daß hier keine konkrete Howard-Story zugrundeliegt. Roy Thomas hat mehr Lust an Intrigen und dem Wechsel von Gefangennahme und Befreiung als der Pulp-Autor. Eifersucht auf Nebenbuhler spielt in den originalen Howard-Stoffen, soweit ich mich erinnere, keine Rolle. Conan ist vielmehr einer, der Frauen benutzt und dann zurückläßt. Aber in „Zorn des Anu“ tauchen nun wieder ein paar recht originelle Figuren auf. Jenna übernimmt eine aktivere Rolle als zuletzt. Das liest sich alles ganz nett. Die Darstellung der Hängung von Burgun kommt mir auch heute noch recht drastisch vor, wogegen die Stelle mit dem geköpften Tempeldiener sehr subtil gehandhabt wird. Sie ist allerdings auch nicht ohne, weil der Mann in dem Moment, als Conan sein Schwert niedersausen läßt, von dem Stiergott bereits übel zugerichtet ist. Thomas merkt zu beiden Stellen an, die Prüfer hätten daran keinen Anstoß genommen, was darauf hindeutet, daß der Comics Code teilweise bereits seine Wirksamkeit eingebüßt hatte. Es waren jedenfalls beides Szenen, die man sich in Marvels Superheldencomics nicht vorstellen könnte.

Geändert von Peter L. Opmann (22.08.2021 um 20:41 Uhr)
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