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Alt 02.03.2019, 15:49   #533  
Peter L. Opmann
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Danke nochmals für die Ergänzungen.

Spinne (Williams) 120

Erscheinungstermin: 10/1978

Originalausgabe:
1) Amazing Spider-Man # 119
2) Mighty Thor # 141

Story-Titel:
1) Der Name des Herrn ist… Hulk!
2) ohne Titel (Die Wut von Replicus!)

Original-Storytitel:
1) The Gentleman’s Name is Hulk!
2) The Wrath of Replicus!

Zeichnungen:
1) John Romita / Jim Mooney / Tony Mortellaro
2) Jack Kirby / Vince Colletta

Text:
1) Gerry Conway
2) Stan Lee



An diese Ausgabe habe ich relativ deutliche Erinnerungen. Nachdem ich die Story mit Hammerkopf und dem Vernichter etwas seltsam fand, war die Spinne nach meinem Empfinden – 1978 – nun wieder in der vertrauten Marvel-Welt angekommen. Ich hatte mit 13 allerdings das Gefühl, daß die Spinne kein ernsthafter Gegner für den Hulk sein kann; insofern erwartete ich von der vorliegenden Episode nicht allzu viel. Der Hulk war mir natürlich aus der Williams-Frühzeit vertraut. Vom Hulk des Jahres 1973 (in USA) wußte ich allerdings nicht sehr viel, was hier tatsächlich ein gewisses Problem ist. Man müßte nämlich eigentlich wissen, daß der Hulk Betty und Bruce Talbot nach Kanada gefolgt ist, die gerade geheiratet haben. In seiner anderen Identität als Bruce Banner war er lange in Betty verliebt gewesen. Nicht zuletzt General „Thunderbolt“ Ross, der seinerseits mit einer kleinen Armee dem Hulk auf den Fersen ist, hatte die Beziehung unmöglich gemacht. Hier bei Williams wird diese Parallelgeschichte ganz kurz referiert. Als unbedarfter Leser bekommt man das aber kaum mit.

In den Credits wird Autor Gerry Conway erst nach Zeichner John Romita genannt. Ich weiß nicht, ob das im Original auch so ist. Jedoch macht die Redaktion wieder den Coloristen (hier eine Frau, Andrea Hunt) zum Tuscher und läßt dafür die wirklichen Inker, Jim Mooney und Tony Mortellaro (letzterer auch in USA ungenannt), aus. Alles in allem spielt die Story wieder mehr in der Spider-Man-Welt, und ich kann aus heutiger Sicht hinzufügen: Conway arbeitet mit lauter bekannten Versatzstücken, hat hier also keine große kreative Leistung vollbracht. Peter besucht Tante May, was nicht ganz einfach ist, weil sie jetzt mit Doc Ock und seiner Bande zusammenlebt. Er trifft Harry, der wieder Drogenprobleme zu haben scheint, und seinen Vater Norman Osborn, der so aufgeregt ist, daß Peter befürchtet, er könne sich wieder in den Grünen Kobold verwandeln. Jonah Jameson läßt sich überreden, Peter nach Kanada zu schicken, weil der verspricht, ihm Fotos vom Hulk zu liefern. Und der Hulk sieht sich wieder mal mit US-Truppen konfrontiert und droht, ein Chaos anzurichten.

Warum Kanada? Wie oben erwähnt, ergibt sich das aus der zeitgleichen Hulk-Folge. Conway stellt jedoch eine weitere Verbindung her: Tante May hat ein Telegramm aus Kanada erhalten. Peter hat es abgefangen und liest es. Ein Mann namens Jean-Pierre Rimbaud (Amerikaner denken da möglicherweise nicht sofort an einen französischen Dichter) bittet sie zu einem wichtigen Gespräch zu sich – Näheres erfahren wir noch nicht. Etwas seltsam erscheint, daß er daraufhin Tante May in West-Chester aufsucht, ihr aber das Telegramm nicht gibt. Sie befindet sich in Ocks Haus in ziemlich unangenehmer Gesellschaft, aber Peter unternimmt vorläufig nichts. Peter hat das Gefühl, den Namen Rimbaud zu kennen, aber er kommt nicht drauf. Er beschließt, nach Montreal zu reisen, aber das geht nur, nachdem sich Jameson bereiterklärt hat, die Spesen zu übernehmen.

Kleiner Einschub: Gerry Conway operiert mit einigen Namen, die einem Europäer bekannt vorkommen. Einer von Ocks Leuten heißt Rafferty, wie ein schottischer Popmusiker, eine Sekretärin von Rimbaud heißt Delon, wie ein französischer Schauspieler, und ein kanadischer Armeeoffizier heißt Costeau. Schriebe sich der Name „Cousteau“, hätten wir hier einen französischen Meeresforscher – vielleicht war der ja tatsächlich gemeint. Jedenfalls: Peter trifft den Absender des Telegramms nicht an und kümmert sich erstmal um seine dienstlichen Pflichten. Er besucht eine Pressekonferenz von General Ross (der sich im übrigen aufführt, als wäre Kanada eine amerikanische Provinz). Die Konferenz wird abgebrochen, als bekannt wird, daß der Hulk gesichtet wurde. Anfangs hält er sich in der Nähe eines Kraftwerks auf, dann hüpft er zum Maskattawan-Staudamm (den es in echt offenbar nicht gibt). Da Peter nicht akkreditiert ist, darf er im Pressetroß nicht mit. Im letzten Moment springt er aber tollkühn auf den Lastwagen auf. Die Fahrt endet schon nach kurzer Zeit. Obwohl Peters Spinnensinn klingelt, wird der Lkw vom Hulk hochgehoben und in eine Schlucht geschleudert, wobei aber offenbar niemand verletzt wird.

Mit einem Sprung holt die Spinne den Hulk von den Beinen. Kurz darauf nähert sich ein Panzerverband. Der Hulk wehrt sich, indem er einen riesigen Erdbrocken auf die Soldaten schleudert. Die Spinne hält ihn mit ihrem Netz auf. Sie folgt dem grünen Koloß zum Staudamm und läßt das Wasser ab, ehe der die Staumauer zerstören kann. Mit der Mauer wird sie aber dann ins Wasser gerissen und von Gesteinsbrocken, Trümmern des Damms, in die Tiefe gezogen. Die Fortsetzung heißt „Todesfalle“, was schon mal nahelegt, daß die Spinne jedenfalls nicht ertrinken wird.

Wie gesagt: Hier werden fertige Versatzstücke montiert. Nachdem Gerry Conway ganz neue Erzählmuster eingeführt hatte, geht er nun offenbar auf Nummer sicher. Die Geschichte bietet überhaupt nichts Überraschendes, nur Altbekanntes, aber das kann ja dazu beitragen, daß der Leser sich in der Serie heimisch fühlt. Die Zeichnungen (besser gesagt wohl, das Inking) sind hier und da ein bißchen nachlässig, gefallen mir aber insgesamt recht gut. Es ist keine der ganz großen, legendären Spinne-Abenteuer, aber eine eher überdurchschnittliche Ausgabe. Wir haben hier wieder mal eine Monatsproduktion mit je drei „Spinne“ und „FV“-Ausgaben vor uns. Auf der vorletzten Seite findet sich eine Leserbriefseite, auf der zum einen die Sonderausgaben „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (gezeichnet von Walt Simonson) und „Krieg der Sterne“ (gezeichnet von Howard Chaykin) gelobt werden, zum anderen das neue Glanzpapier kritisiert wird. Insgesamt vier Leute wünschen sich das alte, matte Papier zurück, und die Redaktion ist erstaunt und wünscht sich dazu mehr Rückmeldungen. (Mir ging es damals auch so: Das Papier der Williams-Marvels war vorher ein Alleinstellungsmerkmal gewesen und hatte einen ganz eigenen Reiz. Und in den besten Zeiten, das war etwa von der 7. bis zur 20. Produktion, gab es wirklich ein Papier, auf dem der Druck sehr gut zur Geltung kam.)

Geändert von Peter L. Opmann (25.04.2019 um 14:45 Uhr)
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