Thema: Pecos Bill
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Alt 08.05.2012, 06:57   #18  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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So glatt, wie ich die Erlebnisse des großen Cowboys geschildert habe, verlaufen sie natürlich nicht. Es gibt überraschende Wendungen im Story ablauf, nichts ist festgefügt wie es scheint. Die Guten entpuppen sich plötzlich als die Bösen und diese wiederum werden durch das vorbildhafte Verhalten Pecos Bills in ihrem Tun zu einem besseren Leben bekehrt. Die Abenteuer sind vielfältig und abwechslungsreich und zumindest den ersten drei (Mondadori-) Serien durchläuft ein roter Faden: der ständige Versuch von Mary Morgan und Pecos Bill in Texas ein sesshaftes, ein Familienleben zu führen. Die Sprache in den Mondial Heften ist üppig, es wird ein ausführlicher prosaischer Text geboten, der auch gelegentlich klassisch verbrämte Strukturen bietet. Auch darin unterscheidet sich diese Serie positiv von vielen Comicprodukten der fünfziger Jahre.





Heft 7: Beispiele für mehr als prosaischen Text, der allen Comicanfeindungen betreffs der damaligen Jugend wegen einer möglichen „Verblödung“ derselben durch die „Comic-Schundliteratur“ mehr als Hohn spricht! Und natürlich ist die gesamte Sprache in der Serie nirgends einfältig und simpel, hier fand ich nur besonders interessante Beispiele.

Auch schon vorherige Abbildungen, vor allem, wenn Mary Morgan und Pecos Bill über Texas, den Vollmond mitsamt Meg Leichtfuß, die Prärien, den Duft der Blumen und Gräser und sie sich über eine gemeinsame Zukunft austauschten, waren ihre Worte natürlich ein wenig pathetisch, aber in der (Comic-)Literatur tauschen sich Liebespaare im Sinnesrausch halt ein wenig feierlich und salbungsvoll aus …

Wirtschaftliche Gründe veranlassten Mondial zu einer Preissenkung, erreichte dies aber nur durch eine Umstellung in der Drucktechnik. Aus der farbigen Westernserie und das ist nicht nur grafisch gemeint, wurde mit der Nummer 48 eine schwarz weiße Reihe, wie viele Comics der damaligen Zeit (14). Das war schade, denn ein mythischer, geheimnisumwitterter Comic lebt natürlich zu einem großen Teil von seiner einfühlsamen Farbgebung. Prinz Eisenherz ist da ein besonders prägnantes Beispiel: die sepiafarbigen Alben des Badischen Verlages sind hübsch abzuschauen, aber die Splitterausgaben selbst mit den nur fotokopierten Sonntagsseiten sind eine Augenweide und Sinnesrausch für sich (für mich!). Nun hatte sich Mondial dem italienischen Original angeglichen. Die Serie war mit seinen durchgehend einfarbigen Seiten vielleicht sogar besser positioniert als die alternierend farbig – schwarz weißen Heftseiten von Mondadori, deren Wechselspiel eher störend wirkt.




Heft 46: Pecos Bill im Kerker, grafisch hübsch anzuschauen, würde diese Szene mit Sicherheit deutlich bedrohlicher wirken, wären da dunkelgrüne, oder dunkelblaue Farbtönungen mit Lichtschattierungen aufgetragen worden.

Die Verkaufszahlen für die Reihe besserten sich aber nicht und so entschloss man sich in Hamburg, dem Verlagssitz, zu einer Radikalkur. Zusammen mit Buffalo Bill, dessen Hefte sich ebenfalls nicht allein auf dem Markt behaupten konnten, wurde Pecos Bill in das neue Magazin Hallo (15) integriert. Die Druckqualität besserte sich zwar nicht, aber dafür gab es die Geschichten endlich wieder in Farbe. Zu Spät, obwohl es noch genügend Vorlagen aus Italien gab, ging es in nur vier Ausgaben mit dem Helden von Texas zu Ende...und das buchstäblich.


14) Z. B. Der Kleine Scheriff, Buffalo Bill, Wild West, Yabu, Kinowa, Die 3 Bills und die ganzen Piccoloserien von Lehning.
15) Hallo lief mit 17 Ausgaben von März 1956 bis November 1956 und beinhaltete neben Comicserien Rätsel, Textbeiträge, Witze, vergleichbar mit den letzten Horrido Heften. Das Konzept scheiterte letztlich an der schlechten Qualität, im Gegensatz zu Harry Die bunte Jugendzeitung von Lehning.

Fortsetzung folgt …

… und endlich mit dem finalen Paukenschlag, der in …




… diesem Heft geschildert wird!
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