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Alt 09.03.2010, 16:35   #931  
michidiers
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Neal Adams Collection 4 - Panini



Mit dem Sammelband Nummer 4 schließt Panini nun die Neal Adams Batman Collection ab. Die in diesem Band veröffentlichten Storys sind aus den US Ausgaben Batman 243-245, 251, 255 und Power Records 27 und 30 aus den Jahren 1972 bis 1974, für die sich Neal Adams als Zeichner verantwortlich zeigt. Adams hatte zu dieser Zeit schon längst eine Ausnahmestellung als Zeichner erreicht und war auch über das Medium Comic hinaus bereits anerkannt. Wie kein anderer zuvor hatte er bis dahin in diesem Genre den Dunklen Ritter mit seinem einzigartigen Zeichenstil fast schon zu einer Ikone gemacht und damit nachfolgende Generationen von Zeichnern beeinflusst. Bis heute wird sein Stil kopiert.

Diese Geschichten zeigen die Arbeiten des gereiften Künstlers Neal Adams. Sein einzigartiger Stil, die Perspektiven und die Dynamik der Bewegungen sind nach meiner Auffassung hier auf dem Gipfel seines Schaffens und gehen in ihrer Qualität noch über die Arbeiten aus den vorhergehenden Bänden 1-3 der Reihe hinaus.

Die Beantwortung der Frage, warum gerade seine zeichenhandwerklichen Fähigkeiten so kompatibel für die Figur Batmans sind, wird sich rationellen Überlegungen sicherlich entziehen. In den interessanten Vorwörtern kann diese dort ebenfalls aufgeworfene Frage nicht einmal der Meister persönlich richtig beantworten. Aber wem sich von uns Lesern die unverwechselbaren Manierismen von Neal Adams einmal in das Gehirn eingebrannt haben, der wird sie wohl Zeit seines Lebens nicht mehr vergessen. So ist eine Story aus dem vorliegenden Band (Wolfsmond/Moon of the Wolf vom März 1974) mein erster, allerdings in die Hose gegangener, Kontakt mit Superhelden. Diese Story ist erstmals im August 1974 im Ehapa Verlag in dem dort erscheinenden Magazin Superman/Batman veröffentlicht worden. Ich habe aufgrund des so fantastischen Covers damals als 8-jähriges Kind meiner Großmutter solange am Zeitungskiosk in den Ohren gelegen, bis sie mir das Heft entgegen den Warnungen des Verkäufers kaufte. Der Verkäufer wusste wohl schon, welche unheimlich-düster gezeichnete Story von Neal Adams darin enthalten war. Nachdem ich es dann in der Wohnung meiner Oma durchgeblättert habe, bekam ich um den mit einem übermächtigen Werwolf kämpfenden Batman dermaßen viel Angst, dass ich zu weinen begann und meine Oma das Heft dann gegen ein Fix&Foxi umtauschen musste. Ich bin jetzt 43 Jahre alt und lange sind meine Gehversuche in der Welt der Superhelden her, aber die düsteren Bilder dieser so unheimlichen Story habe ich bis heute im Kopf behalten.

Damit diese Storys wohl auch ein jüngeres Lesepublikum besser ansprechen, wurden die Bilder eigens für diese Ausgabe von Neal Adams persönlich neu coloriert und entsprechen damit auch optisch den Anforderungen modernerer Geschmäcker. Für die älteren Puristen unter uns könnte dies vielleicht als eine Respektlosigkeit von Adams vor seinem eigenen Werk aufgefasst werden. Aber tatsächlich gestört hat es mich nicht unbedingt.

Alles in allem ist mit der Neal Adams Collection sicherlich für viele ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Und wer von uns etwa eine Ahnung hat, wie schlecht sich hier neu aufgelegtes klassisches Material verkauft, kann sich in etwa ausdenken, welch ein Risiko Panini mit der Veröffentlichung dieser Reihe eingegangen ist. Dass diese nun vollständig abgeschlossen werden konnte, zeigt mir aber auch, dass diese Collection eine herausragende Stellung bei der Veröffentlichung von klassischem Material hat. Daher kann dieser Band neben Nostalgikern auch denjenigen unter uns empfohlen werden, die zeitlose gute (Comic)-Kunst lieben und auch bereit sind, über den einen oder anderen der Zeit geschuldetem erzählerischen Mangel hinwegsehen zu können.

„Braves Hündchen und ein ganzer Kerl dank Chappi!“: Der Werwolf bereitet Batsy in der Ausgabe ziemlich Kopfschmerzen und mir als 8-jähriger Steppke dicke Kullertränen:

Welcher 8-jährige Junge des Jahres 1974, der bis dahin nur die „Rappelkiste“ und den „Kli-Kla-Klawitterbus“ kannte, wird von solch einem Cover beim Kiosk nicht angefixt? Auch wenn der Erstversuch gründlich in die Hosen ging, der Grundstein für eine bis heute anhaltende Liebe zu Comics und Neal Adams Werk wird hier wohl gelegt worden sein.

Geändert von michidiers (11.03.2010 um 07:55 Uhr)
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