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Alt 05.03.2015, 16:13   #59  
eck@rt
Moderator Deutsche Comicforschung
 
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Das ist nur eine Seite der Medaille. Vielleicht sei es mir erlaubt, die andere darzulegen.

Wenn "Deutsche Comicforschung" Gewinn abwerfen wollte, müsste der Preis der Bände doppelt so hoch sein. Warum? Es geht ja nicht nur um das übliche Spiel Druckkosten vs. Einnahmen. Bevor eines unserer Bücher überhaupt in den Druck geht, entstehen vielerlei Kosten: für die Materialbeschaffung, für Bildrechte usw. Was an Arbeitszeit von den Autoren oder auch von der Redaktion investiert wird, schlägt dabei noch gar nicht zu Buche (redaktionell beschäftigt uns ein Band das ganze Jahr über).

Wir als Verlag und "wir" als Mitarbeiter investieren nicht nur unsere Zeit, sondern auch viel Geld in die Reihe. Ich kann nur von Verlagsseite sprechen: Es sind bei jedem Band einige Tausend Euro, die für "Nebensächlichkeiten" draufgehen.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, dass jeder Beiträger die beschriebenen Sachen selbst gesehen haben muss. Trotz guter Verbindungen zu Sammlern bleibt es nicht aus, dass Hefte, Bücher oder Zeitschriften gekauft werden müssen. Nie taucht in unseren Kalkulationen auf, dass jemand eine Reise in ein Archiv machen musste (Reise- und Hotelkosten, abgesehen vom Zeitaufwand).

Wr haben keine Sponsoren. Wir machen "Deutsche Comicforschung" seit nunmehr 12 Jahren, weil wir es für kulturell wichtig erachten; wir haben aber in diesem Zeitraum noch niemanden gefunden, der das erkannt und deswegen finanziert hätte. Öffentlich bezuschusst werden heute Hypes wie die "Graphic Novel" und Events, die mit der eigenen Comic-Kultur herzlich wenig zu tun haben, von denen sich der Sponsor aber einen "Gegenwert" für seine eigene Institution (Politik/Wirtschaft) verspricht.

Ganz generell darben hierzulande die Geisteswissenschaften (zu denen auch die Comicforschung gehört). Alles, was nicht gewinnträchtig ist, fällt über die Kante. Ich habe noch keinen Politiker getroffen, der sich für die einheimische Comic-Kultur engagiert hätte - dafür gibt es viele, die sich gern Rahmen von "internationalen" Festivals vor die Kamera stellen.

Ich bemühe mich, keinem auf den Schlips zu treten - ich sehe vor mir aber so viele Schlipse, dass ich das kaum vermeiden kann, wenn ich vorankommen will.

So, und nun habe ich wieder Zeit in ein (kleines) Forum investiert, wo ich doch eigentlich die bundeswirksamen Institutionen erreichen sollte. Aber welcher Platthaus oder von Törne interessiert sich denn so sehr für die deutsche Comic-Kultur, wie er sich für seine Karriere interessiert?

eckrt
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