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Alt 07.03.2008, 18:43   #4  
Peter_Wiechmann
am 11.01.2020 verstorben
 
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Os Cangaceiros




Die wilde, weite Caatinga prägt den Sertao im nordöstlichen Brasilien. Sie ist doppelt so groß wie Deutschland.
Heiße, trockene Winter – feuchtheiße, regenreiche Sommer ... 28 Grad im Jahrsdurchschnitt.
Nur dürres, hitzebeständiges Buschwerk wächst auf dem armseligen Boden.

Die Caatinga (in wortwörtlicher Übersetzung = weißer, sonnengebleichter Busch) ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis weit hinein in das 20. Jahrhundert das Operationsgebiet der Cangacos - Banden junger Bauern, die der Hunger, der Brachial-Feudalismus der Großgrundbesitzer, der Druck des Militärs, Blutrache, Armut oder reine Abenteuerlust zu Gesetzlosen macht.



Trostlose Siedlungen, bettelarme Campesinos in der Caatinga


Anarchische, blutige Auseinandersetzungen der gottgleichen Großgrundbesitzer untereinander - um Weideland für Millionen von Rindern - lösen einen makabren Gewalt-Reigen ohne nachvollziehbaren Beginn und ohne Ende aus.

Die Fazenderos unterhalten Jaguncos – private Räubermilizen – zum Schutz ihrer Herden oder zum Kampf gegen die Jaguncos der Nachbarn ... Tausende von Quadratmeilen ‚nebenan’ im Niemandsland.

Hinterhalte, Massaker, Meuchelmorde, Strafkommandos des Militärs, Angriff und Vergeltung, Verrat sind grausamer Alltag ...




Wie sich die Bilder gleichen ...

Aber links posieren die Jäger (Volante, Posse, Aufgebot) und rechts die wehrhaften Gejagten
(Cangaceiros in voller Ausrüstung - Links über dem Kreuz: Lampiao)





Fazenderos (Großgrundbesitzer) und ihre Vaqueiros (Viehhirten) – unterstützt von den Cangacos oder ‚wohlgesonnenem’ Militär -führen Krieg gegen alle, die Wasser und Land und Macht streitig machen. Die Caatinga versinkt in einer Gewaltorgie – das Gesetz ist weit. Für europäische Vorstellungen unvorstellbar weit – in jeder Bedeutung des Wortes.


Die Cangacos entstehen spontan ... sozusagen dem jeweiligen Übermaß an Not gehorchend. Als blutige Reaktion auf Unterdrückung.
Diese lose organisierten Banden schlagen zurück, terrorisieren Dörfer und Städte, erpressen von den Fazenderos die ‚wohlwollende’ Duldung auf dem Gebiet ihrer Ländereien.

Ein riskanter Tausch von Kleidung, Waffen, Munition, Ersatzpferden, Unterschlupf und Nahrung gegen das Leben der bedrohten Großgrundbesitzern ... bis sich deren Hilfstruppen zum Angriff formieren.

Der ständige Kampf wogt von Niederlage zu Sieg, von Erfolgen bis zur völligen Auflösung der Cangacos.

Sagenhafte Anführer werden zu lebenden Legenden.

Corisco – der blonde Teufel – ist einer von ihnen.






Anführer Corisco (Der blonde Teufel) mit Freundin


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